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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 7
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Freiherr von Hausen, Erich: Die Heraldik und die modernen Fälschungen auf dem Gebiete des Waffenwesens
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Meyer, A.: Zwei Apparate zur Messung der Geschossgeschwindigkeit in der Mitte des 18. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0272

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256

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

II. Band.

der Farben auf Fahnen, das Belegen von Farbe mit
Farbe u. s. w. So ist der preussische Adler auf der
rechten Seite der Rossrüstung, welche die Kurfürstin
Magdalena Sibylla ihrem Gemahle Johann Georg I.
von Sachsen zu Weihnachten 1622 verehrte, und
welche bei dessen Beerdigung 1656 der Leiche
vorangeritten wurde, fälschlich nach rechts, also nach
dem Pferdeschweife zu gekehrt, während der Herolds-
brauch es vorschreibt, dass Wappen und Wappen-
figuren in einer der Bewegung von Mann und Ross
entsprechenden Wendung angebracht werden.
Aber es giebt auch Verstösse gegen die Heral-
dik, welche bei Originalen unmöglich Vorkommen
können. So wenden z B. moderne Graveure und
Wappenmaler — und folglich auch Leute, welche
Fälschungen vornehmen — mit Vorliebe die Schraffie-
rungen, welche die Wappenfarben andeuten sollen,
auch in Fällen an, in denen die ganze Darstellung
als einer Zeit vor dem 17. Jahrhundert entstammend
gehalten werden soll. Da nun jene Schraffierungen
oder Tinkturen erst um 1638 von Vulson de la
Combiere erfunden und in dem Wappenwerke des
Jesuiten Sylvester ä Petra zum erstenmale in der
noch heute üblichen Weise angewendet wurden,
können sie füglich nicht in Zeichnungen vor jener
Zeit zur Anwendung gelangt sein. Hieran würde
man also die Imitation einer Waffe, deren Entstehung
vor diese Zeit fällt,, sofort und ohne weiteres er-
kennen. Zu den Versündigungen gegen den heral-
dischen Stil gehören auch solche Fälle, in denen

der Wappenhelm einer anderen Geschmacksrichtung
oder Zeitperiode entlehnt ist als der Schild, oder
die Wappenfiguren oder Plelmdecken in der Auf-
fassung eines anderen Jahrhunderts ausgeführt sind,
als die übrigen Bestandteile des Wappens. Gleiches
gilt natürlich von Orden, Schildhaltern oder sonstigen
sogenannten heraldischen Prachtstücken. Standes-
oder Rangkronen des niederen Adels kommen be-
kanntlich erst seit Ende des 17. Jahrhunderts vor.
Selbst bei scheinbar völlig genauer Nachbildung
einer heraldischen Zeichnung, und zwar gerade einer
eingeätzten, an welcher der Zahn der Zeit doch
meist schon feinere Einzelheiten unkenntlich ge-
macht hat, werden vom Laien nur zu leicht falsche
Linien miteinander verbunden, so dass die Nach-
bildung gar bald als verständnislose Imitation zu er-
kennen ist.
Trotz der nahen Verwandtschaft von Wappen-
wesen und Waffenwesen kann doch nicht jeder
Waffenfreund und Waffensammler immer auch gründ-
licher Heraldiker sein, und deshalb sei dem Samm-
ler empfohlen, sobald ihm eine geschmückte Waffe
mit Wappen zum Kaufe angeboten wird, deren Echt-
heit nicht von vornherein ausser jedem Zweifel steht,
sich an einen Heraldiker zu wenden. Die genaue
Angabe der Zeit, welcher das betreffende Stück
entstammen soll, mit einer PauSe des darauf befind-
lichen Wappens wird in den meisten Fällen schon
genügen, um ein Urteil oder doch wenigstens eine
Warnung- abgeben zu können.


Zwei Apparate zur Messung der Geschossgeschwindigkeit
in der Mitte des 18. Jahrhunderts.
Js Von A. Meyer, Oberleutnant im Kgl. Sächs. Infanterie-Reg'iment No. 178.

einem Buche über Artilleriewissen-
schaft vom Jahre 1768 *) finde ich
die Beschreibung zweier Apparate
zum Messen der Anfangsgeschwin-
digkeit für Gewehr und Geschütz.
Ich vermute, dass weder das Buch,
trotz des bekannten Namens des
Uebersetzers, noch die Apparate so
allgemein bekannt sind, dass eine
Besprechung darüber unnütz wäre,
und erlaube mir daher die nachfolgende Skizze über
den Gegenstand. Da ich weder in Ballistik noch
') Physikalisch-Mathematische Grundsätze der Artillerie
in denen die Natur und Eigenschaften des Pulvers unter-
sucht und durch viele und gründliche Erfahrungen ins Licht

in Mathematik erheblich bewandert bin, so giebt
meine Arbeit vielleicht auch willkommenen Anlass
zu weiteren Ausführungen und Belehrungen von be-
rufenerer Seite.
Elektrizität und Photographie bieten uns heute
die Mittel zu genauer Messung selbst der kleinsten
Zeitdauer, wie es ja auch zum Messen von Geschoss-
geschwindigkeiten heute weit mehr als vor andert-
halb Jahrhunderten notwendig ist. Beide kannte
man zu Papacino d’Antonis und Tempelhoffs Zeit

gesetzt werden. Aus dem Italiänischen des Herrn Papacino
d'Antoni Sr. königl. Majestät in Sardinien Directeur der
theoretischen Schulen der Artillerie und Fortifikation. Mit
Anmerkungen vermehrt von G. F. Tempelhoff, K. Pr. Lieutenant
bei dem Feld-Artillerie-Corps. Berlin, bey Arnold Wever 1768.
 
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