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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 10
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Litteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0408

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388

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

XI. Band.


Antwort auf Frage 6: Die Ritterfiguren auf dem
Griffe dieser seltenen Waffe erinnern auffallend an die alten
Fälschungen, welche in den Zeiten der Romantiker in den
ersten Jahrzehnten des XIX. Jahrhunderts angefertigt wurden
und gelegentlich heute noch in Sammlungen und Auktionen
ihren Spuk treiben. Es sind eingelegte oder geschnitzte
Waffen, getriebene oder gravierte Schilde, eingelegte Holz-
tische u. dgl. m., welche Ritterdarstellungen, meist Turniere,
zeigen, die an alte Holzschnitte und Miniaturen anlehnen,
dabei aber durch die unverstandenen Rüstungen und für die
späte Zeit charakteristischen Federbüsche ihr wahres Alter
verraten.1) Forrer.
Frage 7: Oberleutnant K. in H. legt uns ein Rapier
vor, dessen bis zur Spitze hohl ausgezogene Klinge als Meister-
marke ein gekröntes G führt; auf der einen Seite der Klinge
sind die Worte DNS (Dominus) MIHI ADIVTOR, auf der
anderen der Name IOHAN DELORTA in den bekannten
spanischen Schrifttypen eingeschlagen. Der Besitzer des
Rapiers ist nun in Zweifel darüber, in welchem Zusammen-
hänge der Stempel G, der ihm aus Wendelin Boeheims Hand-
buch der Waffenkunde als derjenige des Lupus Aquado be-
kannt ist, mit dem Namen des im genannten Werke gleichfalls
aufgeführten Klingenschmiedes Johannes Delaorta stehe,
und fragt an, ob etwa der Schluss zu ziehen sei, dass beide
Klingenschmiede eine Werkstatt gemeinsam betrieben haben.
Antwort auf Frage 7: Es steht durchaus nicht ver-
einzelt da, dass echte spanische Klingen aus dem 16. und
17. Jahrhundert neben ihrer Meistermarke noch den Namen
eines anderen spanischen Klingenschmiedes aufweisen. Diesen
Namen liess der zeitgenössische Klingenhändler aus Geschäfts-

1) Ich schliesse mich dem Urteil des Herrn Dr. Forrer
betr. der Figuren an. Die Waffe selbst, deren Bestimmung
der Herr Besitzer richtig angiebt, kann echt sein. Gefälscht
ist nur der elfenbeinerne Handgriff — die Beischrift sagt bei
der Abbildung fälschlich Blei anstatt Bein —, den ich auch
sonst an keinem Exemplare dieser Wurfspiesse in diesem
Material kenne. Koetschau.

interesse nachträglich in die wieder erhitzte Klinge einschlagen,
wenn ihm deren Marke noch nicht als genügende Empfehlung
erschien. So bewahrt z. B. das Königl. Historische Museum
zu Dresden eine Waffengarnitur (E, 135 a—e), deren Rapier-
en
klinge von einem T signierenden trefflichen Schmied Tornas
in Valencia herrührt und dabei ebenfalls den Namen Johan
Delorta in genau derselben Verstümmelung, wie auf Ihrer
Klinge, zeigt. Schon aus der unrichtigen Schreibweise Johan
Delorta, anstatt Juanes de la Horta, geht hervor, dass
die Inschrift nicht echt und nur zu Reklamezwecken, jeden-
falls von deutscher Hand, auf der Klinge angebracht worden
ist. Genau so wie hier, verhält es sich mit Ihrer Klinge,
die unzweifelhaft von Lupus Aquado stammt. Wenn Sie
Ihr Rapier recht aufmerksam betrachten, so werden Sie
überdies wahrnehmen, dass trotz der gleichen Schrifttypen
beide Klingeninschriften doch einen merklichen Unterschied
aufweisen. Es treten nämlich die Buchstaben in dem Spruch
DNS MIHI ADIVTOR in viel reineren Konturen hervor, als
in dem Namen IOHAN DELORTA. Beide Klingenschmiede
arbeiteten, ein jeder für sich, in der zweiten Hälfte des
16. Jahrhunderts, Aquado in San Clemente, de la Horta an
einem anderen Orte in Spanien. Die Klingen des Letzteren
waren aber besonders in Deutschland sehr gesucht, weshalb
mit seinem Namen häufig Missbrauch getrieben wurde. Ein
solcher Umstand dürfte auch W. Boeheim zu der Annahme
verleitet haben, dass einem Delaorta (recte de la Horta) auch
das S als Marke zuzuschreiben sei (vgl. Handbuch der Waffen-
kunde, S. 668). Dem können wir indes nicht beipflichten, da
unseres Erachtens dort, wo beide Signaturen auf einer und
derselben Klinge Vorkommen, wie im Musee d’Artillerie zu
Paris, das S entweder nicht zum Namen oder aber der
Name nicht zum S gehört. Als die einzig richtige Marke
de la Hortas ist ein A anzusehen, wie es auf Seite 235 im
Katalog der Real Armeria zu Madrid, ferner auf den Seiten
103 und 291 im Führer durch das Königl. Histor. Museum zu
Dresden und endlich (hier aber ziemlich flüchtig) auf Seite 669
in Boeheims Waffenkunde abgebildet ist. M. v. E.
Frage 8: In meiner Sammlung mittelalterlicher Ge-
schütze befindet sich ein 25 cm langes eisernes Rohr (mit
Eisenreifen und Zündloch) aus der Zeit um 1400, darauf fol-
gende Zeichen eingeschlagen sind:


Sind das vielleicht Maass- resp. Grössenzeichen und was
bedeuten sie? Forrer.




Kongl. Lifrustkammaren och dermed Förenade Sam-
lingar. Andra Delen Frontespis och Planscherna utförda
vid Generalstabens Litografiska Anstalt under Ledning af
A. Lagrelius, Anstaltens Föreständare. Text af C. A. Oss-
bahr, Intendent vid Samlingarna. Generalstabens Lito-
grafiska Anstalts Förlag. (Text schwedisch und französisch.)
Wendelin Boeheim hat die Bedeutung der Veröffent-
lichung von besonders hervorragenden Stücken der Stock-
holmer Leibrüstkammer im 1. Bande dieser Zeitschrift (S. 123L)
gebührend gewürdigt. Die Fortsetzung, die am Schlüsse des

vorigen Jahres Erschien, stellt sich im wesentlichen als eine
Ergänzung dar, die namentlich den historischen Kostümen
zu gute kommt. Gerade das musste nach den Proben, die
der 1. Band gegeben hatte, als besonders wünschenswert
erscheinen. Denn keineSammlung ausser dem Kgl. Historischen
Museum in Dresden hat derartige Bestände aufzuweisen, die
ebenso wohl dem Kostümkundigen, wie dem Historiker von
Bedeutung sein werden, sicherlich aber auch jeden anderen
Betrachter, den keine historischen und technischen Fragen
dabei beschäftigen, wegen ihrer fein abgestimmten farbigen
Wirkung und des Geschmackes in dem schmückenden Bei-
werk fesseln dürften. Vielleicht hätten die Herausgeber gut
gethan, eines der Gewänder in farbiger Nachbildung zu ver-
öffentlichen. Dass es der von A. Lagrelius vortrefflich ge-
leiteten Anstalt des Generalstabes, welche die Herstellung
der Tafeln musterhaft besorgt hat, keine Schwierigkeiten
gemacht hätte, beweist die schöne erste Tafel, welche in
prachtvoll leuchtenden Farben eine etwa um 1700 gefertigte
 
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