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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

DOI Heft:
Heft 9
DOI Artikel:
Engel, Bernhard: Waffengeschichtliche Studien aus dem Deutschordens-Gebiet, [2]
DOI Artikel:
Lenc, Ėduard Ėduardovič: Mitteilungen aus der Renaissance-Abteilung der Kaierlichen Eremitage zu St. Petersburg, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0369

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9. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

Bruststücks ist nur an der linken Schulter erkenn-
bar. Ueber dem Rande erscheint noch ein schmales
Stück des Ringpanzers, welcher unter dem Blech-
harnisch den ganzen Oberkörper bedeckt und bis
an die Kniebuckel herabreicht. Er ist am unteren
Rande gezackt. Besonders bemerkenswert sind die
weiten, am Rande gleichfalls gezackten Aermel,
welche noch an die Bewaffnung des 14. Jahrhun-
derts erinnern. [Vgl. Hefner a. a. O., Bl. 146 rechts.)
Ob der Ritter unter den Ringärmeln noch Blech-
röhren trägt, ist nicht erkennbar. Am linken Hand-
gelenk ist ein Querstrich sichtbar; rechts ist die
Kreide abgesprungen. — Die Hände sind ebenso
wie der Kopf unbedeckt. — Die Schultern sind mit
Blechen bedeckt, welche nach unten hin eine Folge
haben. Vor der rechten Schulter hängt eine kreis-
runde, zu einer scharfen Spitze ausgezogene Schwebe-
scheibe. Gleiche Scheiben sind an den Ellbogen
befestigt. Die Bekleidung der Oberschenkel wird
durch das Ringhemde verdeckt. —• Die Kniebuckel
erscheinen übermässig gross, wohl nur durch Schuld
des Malers und durch den Umstand hervorgerufen,
dass der Ritter knieend dargestellt ist. Auf der
Aussenseite des rechten Buckels ist die untere
Hälfte der kleinen Muschel sichtbar; der obere Teil
ist durch das Ringhemde verdeckt. Oben und unten
haben die Buckel ein einfaches Geschübe. — Die
Unterschenkel stecken in Röhren. Die Eisenschuhe

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sind viermal geschoben. Darüber sind Sporen mit
breitem Bügel und langem, etwas aufwärts stehendem
Halse geschnallt.
Schliesslich sei bemerkt, dass das Bild vermut-
lich zu Anfang des 18. Jahrhunderts: durch den
Burggrafen Rubinkowski, welchem noch andere ähn-
liche «Verschönerungen» nachzuweisen sind, mit
folgender Inschrift versehen worden ist: «Caratiolus
Venetus magister Crucigerorum Ao. 1268 vixit An. 8».
Zugleich ist auf die rechte Schulter des Ritters das
Hochmeisterkreuz gemalt worden.
Nachträglich erhalte ich durch die Güte des
Herrn Polizeihauptmanns v. Zernicld folgende Hin-
weise, welche meine Erklärung der Inschrift be-
stätigen: Niesiecki giebt in Band III, S. 358, 359
den in Band I fehlenden Geschlechtsnamen des Erz-
bischofs Vincenz als Kot oder Koth an; ebenso bei
Paprocki und Kory'tkowski, welcher hinzufügt, dass
V. sich aus Dembno schrieb und stammte. Es
wird also zu lesen sein «heres de dembno». Die
Lesart castellanus landcn[sis] bestätigt sich dadurch,
dass es einen Ort Namens Lad oder Led, dass a und e
wie on bezw. en gesprochen, im Deutschen und Latei-
nischen Landen bezw. Lenda, in der Wojwodschaft
Kalisch unweit Gnesen giebt, welcher Sitz eines
Kastellans war. Für die fragliche Zeit (1436—62)
hat Niesiecki in der Aufzählung der Kastellane eine
Lücke, in welche also Joh. Kot einzufügen ist.


Mitteilungen aus der Renaissance-Abteilung der Kaiserlichen
Eremitage zu St. Petersburg.


m Besitze der kaiserlichen Eremitage be-
finden sich einige interessante Exem-
plare von Fecht- oder Parierdolchen
(Linkhändern), deren Besprechung uns
Gelegenheit geben wird, der Frage
über die Bestimmung der Spring-
klingen näher zu treten.
Fig. 1 zeigt einen Parierdolch
(C. 116) mit blankem, an der Basis
schwach graviertem Handschilde,
28 cm langen, an den Enden fein gegliederten
Parierstangen und schmaler, kantiger, zur Hälfte mit
Das Mono-
breiten Aufsatz dürfte «Maria» zu
deuten sein; auf der entgegengesetzten Seite befindet

Von Staatsrat Eduard von Lenz.
(F ortsetzung.)
VII. Parierdolche und Springklingen.
sich an dieser Stelle eine flach ausgeschliffene Ver-

zierlichem Aetzmuster bedeckter Klinge,
gramm auf dem

tiefung von ovaler Form zum Anstemmen des
Daumens. Wir möchten die Waffe als spanisches
Erzeugnis aus der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts
ansprechen. Besondere Aufmerksamkeit beanspruchen
die vom Klingenansatze seitlich abzweig’enden 7 cm
langen Dorne, welche zweifellos als Klingenfänger
anzusehen sind, wie schon daraus zu ersehen, dass
ihre Innenseiten, so wie die entsprechenden Seiten-
flächen der Klinge selbst mit tiefen Einschnitten
versehen sind, um ein rasches Entgleiten der zwischen
Dorn und Klinge geratenen Waffe des Gegners zu
verhindern. Eine scharfe Drehung des Dolches um
seine Längsachse konnte die eingeklemmte Waffe
zerbrechen oder sie dem Feinde aus der Hand

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