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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 6
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0249

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6. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

233


Eine Arbeit des Goldschmiedes Heinrich Knopf?
In der Ausstellung von Kunstwerken europäischer Her-
kunft aus Eisen, welche der Burlington fine arts club in
London im vergangenen Jahre veranstaltete, befand sich,
wie die bezügliche Veröffentlichung Plate LXI erkennen
lässt, unter den zahlreich vertretenen Schutzwaffen ein
Ringkragen, welcher deshalb unserer besonderen Beach-
tung wert erscheinen dürfte, weil zwischen den getriebenen
Verzierungen auf demselben und den in gleicher Weise
ausgeführten Ornamenten an dem bekannten Prunk-
harnische des Kurfürsten Christian II. von Sachsen im
Königlichen Historischen Museum zu Dresden (Prunk-
waffensaal No. 7) eine ganz auffallende Aehnlichkeit nicht
zu verkennen ist. Vergleicht man nämlich das Blumen-
werk, die Masken, die phantastischen Tierköpfe und
Gestalten auf beiden Objekten, so ergiebt sich eine solche
Uebereinstimmung sowohl in der Verwendung des der
italienischen Spätrenaissance entlehnten Blumenwerkes, als
auch bei allem sonstigen ornamentalen Beiwerk, dass
schon hieraus allein mit hoher Wahrscheinlichkeit der
Schluss gezogen werden dürfte: dass wir in dem, dem
Mr. D. M. Curric gehörenden Ringkragen eine Arbeit des
Goldschmiedes Heinrich Knopf vor uns haben. Weitere
Unterstützung aber findet diese Annahme noch, wenn
man die Kampfesscenen auf dem Ringkragen mit den-
jenigen auf dem obengenannten Harnische vergleicht.
Hier zeigen sich neben den Vorzügen der Knopfschen
Entwürfe — einer sehr geschickten Anordnung des Ganzen,
grosser Beweglichkeit der einzelnen Figuren und einer
vortrefflichen Perspektive — auch deren weniger lobens-
werte Eigentümlichkeiten — nämlich die übermässig aus-
geprägte Muskulatur an den Menschen und ein ausser
Verhältnis stehender, schwerer Rumpf mit besonders
starkem Hinterteile an den Pferden. Wäre nun trotz
aller dieser Beweisgründe immer noch ein Zweifel für
die genannte Annahme vorhanden, so müsste dieser bei
Betrachtung noch anderer Arbeiten des Meisters — wie
des halben Prunkharnisches des Herzogs (späteren Kur-
fürsten) Johann Georg (I) im Königlichen Historischen
Museum zu Dresden (Prunkwaffensaal No. 12) zweifellos
schwinden, denn auch dieser weist in Stil und Technik
die gleichen Merkmale, wie der hier besprochene Ring-
kragen auf. Endlich finden sich auch an dem Kragen
die glatten, ungerippten Ränder, wie an den beiden von
der Hand Heinrich Knopfs gefertigten Harnischen. Da-
gegen ist freilich am Ringkragen der Untergrund weder
geätzt noch ciseliert, wie beim Prunkharnisch Christians II.,
noch gepunzt (punktiert), wie bei demjenigen Johann
Georgs; doch dürfte eine so geringe und immerhin unter-
geordnete Abweichung in der Ausführung bei Beurteilung
deT Herkunft eines Stückes kaum von Belang sein.
Die treffliche bildliche Wiedergabe des Ringkragens
auf Plate LXI des illustrierten Kataloges der «Exhibition
of chased and embrosed Steel and iron work of european
origin, London 1900» lässt jeden einzelnen Teil des Orna-
mentes am Ringkragen vollkommen deutlich erkennen.

Im Text von J. Starkie Gardner wird der Kragen als
französische Arbeit aufgeführt. Es wäre interessant zu
erfahren, worauf sich diese Annahme stützt. Ferner glaubt
J. Starkie Gardner, dass das Rückenstück des Ringkragens
von anderer Hand gefertigt sei, als das Vorderstück.
Auch diese Angabe erscheint ganz unverständlich, denn
Ausschmückung und Technik stimmen an beiden Teilen
so vollkommen überein, dass sowohl deren Zusammen-
gehörigkeit, als auch ihre Herkunft von einem und dem-
selben Meister ausser allem Zweifel stehen dürften.
E. F. V. H.

Armbrust oder Armrust? Die alte feststehende
Lautgebung und Schreibung Armbrust .wird neuerdings
gelegentlich für verkehrt und unursprünglich ausgegeben.
Gesetzt auch, dass Armrust die allein berechtigte und
ursprüngliche Schreibung wäre, würde sich kaum wohl
ein Sprachforscher finden, der bereit wäre, die herrschende
Schreibung zu verdammen. Denn ein fünfhundertjähriges
Alter sollte unser Armbrust vor einer Umgestaltung
schützen. Und von jeher war die heutige Schreibung
geläufig und allgemein üblich. Auch die sprachlichen
Autoritäten, die von den Quellen ausgegangen sind, wie
Jac. Grimm im grossen deutschen Wörterbuch, zweifeln
nicht einmal an der Berechtigung der heutigen Schreibung.
Zudem haben die älteren Handschriften nur armbrust;
wer sich für die alte Ueberlieferung interessiert, findet
in dem grossen Quellenwerk« Die althochdeutschen Glossen»
(herausgegeben von Steinmeyer und Sievers), III160. 215 die
ältesten Belege. Lexers Mittelhochdeutsches Wörterbuch
(auch im Nachtrag) hat keinen Beleg für armrust, nur
Belege für Armbrust oder Umgestaltungen daran. Bei
der grossen Fülle von mittelalterlichen Belegen, wozu
auch noch der Eigenname Armbruster (vgl. Lexer im
Nachtrag) kommt, kann kein Zweifel sein, wie das Wort
zu schreiben ist. Dass einmal gelegentlich Armrust in
älterer Zeit begegnen könnte, lässt sich nicht für un-
möglich halten. Wenn man für warum oft warumb schrieb,
konnte man umgekehrt auch wohl Armrust einmal für
Armbrust schreiben. Aber man müsste zahllose und
gerade die ältesten Belege als Armrust treffen, wenn
man uns diese Schreibung aufnötigen wollte. Und selbst
dann würden wir mit dem Satz usus est dominus doch
noch an Armbrust festhalten.
Die Frage der Schreibung des Wortes wird jeder
Sprachforscher wohl gleich mit mir behandeln. Nicht
so sicher ist vielleicht die Frage nach dem Ursprung
von Armbrust. Alle Autoritäten halten bisher an Um-
deutung aus latein. arbalista fest, und dieses latein. Etymon
kann man für das b von Armbrust auch mit zuziehen.
Jedenfalls ist bisher keine bessere Erklärung aufgestellt.
Aber wenn man auch die Möglichkeit zugeben darf, dass
vielleicht Arm-rust = Arm-Rüstung darin stäke, bewiese
das doch keineswegs gegen das b von Armbrust. Denn
gerade zwischen das m und r pflegt sich gern ein b ein-
zustellen. Aber gegen die Ableitung aus arm-rust sprechen
doch starke Bedenken: rust ist schon im 12. Jahrhundert
nicht mehr lebendig. Und eine Bezeichnung «Rüstung
des Armes» ist kaum glaublich. — Wer an der land-
läufigen Schreibung und der landläufigen Erklärung des
Wortes Armbrust festhält, wird dem heutigen Stande der
Wortforschung genügen. F. Kluge.
Rossschweife an Lanzen. Häufig hatten wir Ge-
legenheit, an den Lanzen verschiedener asiatischer Völker-
 
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