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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 6
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0251

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6. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

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zum k. und k. Artillerie-Arsenal hinaus, in welchem das
Heeresmuseum untergebracht ist, bekanntlich alles zu
wünschen übrig lassen.
Im Verlauf des vergangenen Jahres wurden die um-
fangreichen Sammlungen dieser Anstalt durch Geschenke
wieder wesentlich vermehrt.
Se. Majestät der Kaiser spendete ein mit Gold-
plättchen, Seide und bunten Leinenstticken verziertes
türkisches Zelt, welches wahrscheinlich 1683 vor Wien
von dem Entsatzheere erbeutet worden war; FZM. Herr
Erzherzog Friedrich schenkte ein kostbares, 9 m hohes
türkisches Rundzelt, von welchem man annimmt, es
habe dem Grossvezier Damad Ali Pascha gehört und
sei in kaiserlichen Besitz gekommen, als am 4. August 1716
Prinz Eugen die Osmanen bei Peterwardein aufs Haupt
schlug; ferner eine einzelne türkische Zeltwand. FML.
Herr Erzherzog Eugen widmete eine Czapka nach der
Vorschrift vom Jahre 1854 für einen Ulanenoffizier. Von
hohem persönlichen Werte sind: Ein vom FM. Josef
Grafen Radetzky getragenes Taschentuch; das Ritterkreuz
des Militär-Maria-Theresien-Ordens, welches die Brust
des FML. Ludwig Freiherrn von Pielsticker schmückte;
endlich ein sogenannter Banusring,1) eine Gabe von
ausserordentlicher Seltenheit.

*) Als im Jahre 1848 der FML. Josef Graf Jellacid als
Ban von Kroatien die Grenzer zu den Waffen rief und sie
in einer Zeit vielseitigster Verirrung- mit seltener Entschieden-
heit und auf eigene Verantwortung dem Kaiser zu Hilfe durch
ein insurgiertes Land bis unter die Mauern Wiens geführt

Der Bestand an eigentlichen Waffen erfuhr auch im
vergangenen Jahre manche Bereicherung. So wurde die
Gruppe der Feuerwaffen um eine Reiterpistole mit Zünder-
schloss (System Augustin), um je ein vollständiges fran-
zösisches (M. 1886/93) und spanisches (M. 1893) Magazin-
gewehr samt Munition vermehrt. An Blankwaffen wurden
dem Heeresmuseum einverleibt: Ein Kürassier-Pallasch
aus dem Zeitalter Karls VI., ein Unteroffizierssäbel von
1820, endlich ein Offizierssäbel der auch in Laibach im
Jahre 1848 geschaffenen Nationalgarde. Auch der Zu-
wachs an Fahnen ist ein ziemlich bedeutender: Ausser
den Resten einer Standarte vom Jahre 1660 der kaiser-
lichen Reiterei gelangten in den Besitz des Heeresmuseums:
Eine Standarte aus dem Zeitalter Karls VI., je eine grüne
(M. 1743) und zwei schwarzgelbe Fahnen der österreichischen
Infanterie aus der Zeit von 1745 bis 1765, ferner aus der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Fahne des 1. Land-
wehr-Bataillons des k. k. Infanterie-Regiments No. 24.
Ausser zahlreichen Geschenken von Erinnerungs-
medaillen an die Türkennot, an militärisch wichtige Er-
eignisse wurde auch die Bibliothek und die Sammlung
von heeresgeschichtlich interessanten Bildern in Heeres-
museum in besonders freigebiger Weise von Behörden,
Truppen und einzelnen Personen bedacht.
- Dr. Potier.
hatte, da stifteten die Offiziere des Jellaöicischen Haupt-
quartiers zur Erinnerung an den bewegten Zug eigene Ringe,
welche gegenwärtig, da sie nur in sehr beschränkter Zahl
angefertigt wurden, zu den grössten Seltenheiten gehören.



Antwort auf Frage 4: Der Abbildung und Beschrei-
bung nach hat die fragliche Kette mit Riemen und Zangen-
messer dazu gedient, den Schweisshund auf der Nach-
suche nach einem kranken Stück Wild zu führen.
Die Anwendung des Gerätes denke ich mir folgender-
massen:
Der starke Riemen wurde von dem Jäger um den Leib
geschnallt (darauf hin deutet auch die Durchlochung des
Riemens, die Schnalle freilich wäre danach wohl im Laufe
der Zeit verloren gegangen), und zwar so, dass die Kette
an der linken Körperseite des Jägers herniederhing, während
sich das Zangenmesser, das ja infolge der weiten Oese desselben
auf dem Riemen frei laufend hin- und hergeschoben werden
konnte, vorn, griffbereit befand. Das freie Ende der Kette
wurde nunmehr am Halsbande des Hundes durch den Ring,
der, wie aus alten Abbildungen ersichtlich, stets sehr gross
war, gezogen, und die Oese in der Zange am Messer fest
eingeklemmt. — Auf diese Weise betrug die Entfernung vom
Jäger zum Hunde, da die Kette 7,58 m lang ist, 3,79 m, also
durchaus nicht zu viel. — Wurde nun der Jäger auf der

Suche des kranken Stückes ansichtig, so genügte ein Druck
auf den abstehenden Schenkel der Zange, um die Kette
freizugeben; der Hund wurde durch dieselbe nicht mehr
zurückgehalten, da sie durch sein Fortstlirmen aus dem
Ringe des Halsbandes gezogen wurde, und konnte das Wild
stellen.
Die Kette bietet zu diesem Zwecke grosse Vorteile.
Denn da sie infolge der sinnreichen Konstruktion ihrer ein-
zelnen Glieder zwar nach oben und unten, nicht aber nach
den Seiten hin beweglich ist, so konnte sie zwar vom Jäger
zum Hunde und zurück gezogen werden, so dass sie am resp.
im Halsbandringe ein Knie bildete, ein plötzliches seitliches
Abbiegen aber war dem Hunde unmöglich, da er wie an
einer Stange ging. Dadurch wurde das Schleifen des Jägers
um Bäume herum, wie es bei einem starken und hitzigen
Hunde meist der Fall ist, und wobei schon mancher Jäger
«Haare lassen» musste, so gut wie unmöglich, denn das Ab-
biegen des Hundes wurde entweder verlangsamt, oder der
Jäger durch die stangenfest stehende Kette, die wie ein Hebel
wirkte, dessen Drehpunkt der Baumstamm war, schon vorher
zur Seite gedrängt. —
Es bleiben nun noch einige Worte Uber das Zangen-
messer selbst zu sagen übrig. Dass die Zange thatsächlich
den Zweck hatte, die Oese der Kette festzuklemmen, scheint
mir deshalb wahrscheinlich, weil die Backen derselben nach
vorn zu gerieft sind, wodurch ein viel festeres Halten ermög-
licht wird. Die Rinne auf dem Rücken des Messers diente
wohl der Feder des Schenkels als Laufrinne, oder sie ermög-
lichte ein besonders tiefes Herunterdrucken des Zangen-
schenkels.
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