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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

DOI Heft:
Heft 8
DOI Artikel:
Preradović, Dus̆an: Noch ein Beitrag in der Fringia-Frage
DOI Artikel:
Engel, Bernhard: Zwei mittelalterliche Büchsen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0317

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8. Heft

Zeitschrift fiir historische Waffenkunde.

301

dürften nach und nach vom namhaften, geschätzten
Fringia-Säbel gehört und mit der Zeit, ganz über-
sehend, dass es sich ja eigentlich hierbei nur um
einen aus Europa stammenden oder einen solchen
nachgebildeten Säbel handle, den fascinierenden
Namen Fringia für derlei Waffen aufgegriffen und ihn
für den leichtgekrümmten Säbel bei sich eingebürgert
haben. Um aber gewiss dieser Waffe den Stempel
des Exotischen unvergänglich aufzudrücken, mag sie

vielfach, jedoch wohlgemerkt, da für den eigenen
Gebrauch bestimmt, nur in lateinischen Lettern mit
der Klingenaufschrift «Fringia» u. s. w. versehen
worden sein.
Dies ist eine Hypothese, wie manche anderen in
dieser Frage. Sie hat vielleicht das Eine für sich,
dass auf das thatsächliche Vorkommen des viel-
gedeuteten Wortes im Volksepos der Südslaven
mit Bestimmtheit hingewiesen werden kann.



Zwei mittelalterliche Büchsen.
Von Landgerichtsrat Engel in Thorn.

ur Ergänzung
Zeitschrift

der in dieser
erscheinenden
grösseren Abhandlungen
über mittelalterliche Feuer-
waffen dürfte die Bekannt-
gabe gleicher und ähn-
licher Stücke aus Privat-
besitz nicht unwillkommen
sein. Es sei mir daher
gestattet, zwei mir gehö-
rige Büchsen vorzuführen; vielleicht folgen andere
meinem Beispiele.
I. Handbüchse aus Kupfer oder Bronze, Aus-
grabung, mit dicker grüner Patina ungleichmässig
überzogen, aus Pest. (Fig. 1.) In Wahrheit ist die
Büchse etwas weniger zierlich, als sie sich auf der Ab-
bildung darstellt; auch die Mündung liegt nicht genau
in der Mitte. Gesamtlänge 385 mm, Gewicht 1650 g.
Die Büchse ist zum Aufstecken auf einen runden
Holzschaft von 27 mm Durchmesser eingerichtet,

des Schaftes beim Rückstosse zurückgeführt werden;
denn der Schaft ist wie bei der Marienburger Büchse
(Band I, S. 130 dieser Zeitschr.) als von hartem Holze
gefertigt und etwas dicker als die Schafthülse zu
denken. Füllte nun das in der Hülse steckende
vordere Schaftende nicht deren ganze Länge aus,
war es also etwa nur 80mm lang, so musste beim
Gebrauch der Büchse deren hinteres Ende 3 mm
tief in das übergreifende Schaftholz zurückgestossen
werden. — Eine zweite Möglichkeit, das beschriebene
Aussehen der Büchse auf das Scheuern eines eisernen
Bandes zurückzuführen, halte ich deshalb für aus-
geschlossen, weil bei Einsteckschäften ein solches
Band zwecklos war, dasselbe auch eine regelmässige
Abscheuerung herbeigeführt hätte.
Das Kaliber beträgt 14 mm, jedoch ist diese
WTeite nur etwa innerhalb der zwei ersten Absätze
vorhanden; von da ab verjüngt sie sich nach hinten
zu bis auf 11 mm, ein scharfer Absatz für die Pulver-
kammer ist innerlich nicht erkennbar, wohl aber mag



27Hvm

Fig- I (VA
Länge der Schafthülse 83 mm. (Vgl. Fig. 2, welche
den Durchschnitt des hinteren Büchsenendes wieder-
giebt.) Die Büchse verjüngt sich in drei verschieden
langen Absätzen von achteckigem Querschnitt mit
versetzten Kanten nach der Mündung hin, auch jeder
Absatz in sich ist hinten dicker als vorne; die Seite
des Achtecks am hinteren Ende ist 14, an der
Mündung 9 mm breit. Das äusserste hintere Ende
zeigt auf einer Breite von etwa 3 mm keine Patina,
auch sind die Kanten hier zum Teil unregelmässig
gebröckelt. Dies könnte wohl- auf eine Einwirkung

Fig- 2 (VA
dem Ladestocke der äussere Absatz als Merkzeichen
gedient haben. Daraus ergäbe sich für den Flug
eine Länge von ca. 190 mm, für die Kammer eine
solche von ca. 100 mm; die Scheidewand zwischen
Kammer und Schafthülse ist 11 mm dick.
Das trichterförmige, oben fast 4 mm weite Zünd-
loch, welches äusserlich in der Mitte des hinteren
Absatzes erscheint, muss als oben angebracht ange-
nommen werden. Dies ergiebt sich, abgesehen von
den Analogien, auch aus der Erwägung, dass das
Aufschüttpulver auf der schrägen Abflachung bei
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