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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 5
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Lenc, Ėduard Ėduardovič: Mitteilungen aus der Renaissance-Abteilung der Kaiserlichen Eremitage zu St. Petersburg, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0170

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Zeitschrift für historische Waffenkunde.

II. Band.

156

Mitteilungen aus der Renaissance-Abteilung der Kaiserlichen
Eremitage zu St. Petersburg.
Von Staatsrat Eduard von Lenz.



(Fortsetzung.)

andsknechtsharnisch, blank mit ge-
ätzten Rändern, des Nürnberger
Plattners Valentin Siebenbür-
ger, in Form und Auszierung
ganz ähnlich dem Harnisch des
Conrad Bemelberg desselben
isters.1) Das nicht zugehö-
rige Beinzeug ist an der
Figurine belassen, da der
Verfertiger vielleicht mit
Siebenbürger zusammen gearbeitet, jedenfalls aber
zu ihm in näherer Beziehung gestanden hat.
Die geschlossene Sturmhaube hat einen auf-
schlächtigen, an der rechten Seite durch ein Stängel-
chen gestützten Gesichtsschirm und ganze Backen-
s'tücke mit aufgetriebenen, gelochten Gehörrosen;
am Scheitel ist eine scharfe, etwas nach hinten ge-
krümmte Spitze kunstvoll ausgetrieben, hier nicht,
wie an der Sturmhaube des Bemelberg, durch die
Zeichnung des Aetzkünstlers zum Schnabel eines
Vogels ausgebildet. An dem viermal geschobenen
Kragen, mit aufgetriebenem Rande für die Verbin-
dung mit einem Burgunderhelm, sind die gleichfalls
viermal geschobenen Spangröls befestigt. Die Arm-
kacheln haben ungewöhnlich grosse Dimensionen,
die Unterarmröhren sind geschlossen (an der Innen-
seite nicht durchbrochen). Die Hentzen mit vor-
springenden Knöchelreifen zeigen an der Aussenseite
der Handwurzel den für die deutschen Plattner
charakteristischen, mandelförmig aufgetriebenen klei-
nen Buckel. Die Brust mit Grat hat bereits den aus-
gesprochenen «Tapul», der scharf vorspringende Ober-
rand ist leicht konvex geschnitten, die Armausschnitte
mit beweglichen Einsätzen versehen; einRiisthaken ist
nicht erhalten, doch sind die beiden Schrauben für
einen solchen vorhanden. An die drei Bauchreifen
sind kurze, viermal geschobene Beintaschen ge-
schnallt, deren unterste Schienen Drehbolzen zum An-
stecken der jetzt abgängigen Schösse tragen, (Fig 1.)
Diese unzweifelhaft zusammengehörigen Stücke
sind fünfmal, und zwar am Gesichtsschirm, beiden
Achseln, Brust und Rücken mit der mehr oder
weniger scharf ausgeprägten, aber jedesmal deut-
lich erkennbaren Marke Valentin Siebenbürgers
gezeichnet; die beistehende Abbildung zeigt den
Stempel auf einer der Achseln. (Fig. 2.)

II. Ein Flämisch von Valentin Siebenbürger.
Das nicht zum Harnisch gehörige, Beinzeug be-
steht aus Diechlingen, geschobenen Kniebuckeln, ge-
schlossenen Beinröhren und geschobenen, breit
ausladenden Schuhen. Auf beiden Oberdiechlingen
ist die gleiche Marke eingeschlagen: der nach rechts

*) Siehe W. ßoeheim, Nürnberger Waffenschmiede u. ihre
Werke etc. (Jahrbuch XVI, 1895). dessen Darstellung wir hier im
Wesentlichen folgen.

Fig. 1.
 
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