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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 9
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Lenc, Ėduard Ėduardovič: Mitteilungen aus der Renaissance-Abteilung der Kaierlichen Eremitage zu St. Petersburg, [5]
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0373

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g. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

findet übrigens durchaus nicht nur in der Konstruk-
tion der Fechtdolche seinen vereinzelten Ausdruck.
Wie bereits oben bemerkt wurde, war der orienta-
lische Schwert- und Säbelgriff genau demselben
Zwecke angepasst; ferner treffen wir Klingenfänger
an den italienischen Glefen, Runka, an den Sturm-
sensen mit aufwärts gerichteten Haken, so wie an
chinesischen und japanischen Helmbarden bis auf
die neuere Zeit. Vollständig analog dem Spring-
klingendolch erscheint endlich die Form der im

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8. Hefte dieser Zeitschrift besprochenen Stabrunka,
deren als langer Flebelarm fungierender Schaft eine
Entwaffnung des F'eindes besonders erleichterte. Es
war eben nur zu natürlich, dass dem zu allgemeiner
Herrschaft gelangten Degen entsprechende Defensiv-
vorrichtung'en, wo irgend nur möglich, entgegen-
gesetzt wurden, an Rundschilden, Stangenwafifen,
Schwertgriffen, Parierdolchen — kurz überall, wo
solche Konstruktionen sich mit Aussicht auf Erfolg
anbringen liessen.



Weiteres zur Fringia-Frage.
Die Frage der Deutung der rätselhaften Klingen-
inschrift «Fringia» dürfte wohl durch die beiden Auf-
sätze Erbens endgültig' entschieden sein. Trotzdem
wird noch jeder weitere Beitrag zur Klärung nicht
unwillkommen erscheinen, und so sei hier eine That- |
sache mitgeteilt, die bisher in der Zeitschrift nicht
berührt wurde.
Wenn auch, wie Petzsch meint, das Vorkommen
europäischer Klingen in türkischer Säbelmontierung
eine Seltenheit ist, so gilt dies doch ganz sicher
nicht für das ganze islamitische Gebiet. Nament-
lich trifft man in Indien, das mit die besten Klingen
im Orient fabrizierte, sehr oft europäische Klingen.
Egerton,*) der das umfangreichste Material zu diesem
Gegenstände beigebracht hat, führt eine Menge der-
artiger Klingen an. Besonders interessant ist für
uns nun seine Angabe unter Nr. 523, dass eine Art j
Schwerter FARANG und FIRENGI genannt wurden,
weil sie von Portogusien («Firingis») eingeführt
waren.* 2) Der Bezeichnung FIRANGI begegnen wir
bei Nr. «70, bei Nr. 337, 538 dem zusammengesetzten
Namen FARANGKATTI.
Sehr wichtig wird in diesem Zusammenhang
auch die (Seite 21) aus Babers (1483—1530) eigen-
händig geschriebenem Babeernamele geschöpfte Be-
nennung FERINGIHA für die grobe Artillerie.
Egerton teilt weiter mit, dass die Farang- oder
Firengi-Schwerter hauptsächlich von hochgestellten
Personen getragen wurden und immer sehr geschätzt
waren, und die gleicheRolle wird unsere vielumstrittene
*) Handbook of Indian arms. London 1880.
2) Unter der gleichen Nummer werden nicht weniger
als fünf Schwerter mit dem Namen FARANG aus anderen
Sammlungen aufgezählt.

Klingenart in den dem Abendlande näher liegenden
Teilen des islamitischen Kulturgebietes gespielt haben.
Wenn dabei keine einheitliche Wiedergabe des Wortes
festzustellen ist, so scheint damit die Annahme an
Wahrscheinlichkeit zu gewinnen, dass es nur als
Qualitätsbcgriff, ohne dass dabei weiter an die ur-
sprüngliche Bedeutug gedacht wurde, im allgemeinen
und so natürlich auch von den Ungarn gebraucht
wurde. Wäre das richtig, so würden sich auch die
Schwierigkeiten leicht lösen, die Petzsch in der Form
des Wortes und in den lateinischen Buchstaben findet.
Freiherr Rudolf von Cederström.

Nachtrag zu dem mittelalterlichen Wurf heil.
Hinsichtlich der Mitteilungen über das mittel-
alterliche Wurfbeil in Heft 7 dieser Zeitschrift
können wir noch ergänzend nachtragen, dass sich
auch unter den reichhaltigen, und im vorhergehen-
den Heft bereits eingehend gewürdigten Wafifen-
beständen des bayerischen National - Museums in
München unter Nr. 216 der Sammlung ein der-
artiges Wurfbeil befindet.
Nach der nebenstehenden Abbildung desselben,
welche uns durch das dankend anerkannte Entgegen-
kommen der Direktion des genannten Museums er-
möglicht worden ist, ähnelt dieses Exemplar, wie
eine Vergleichung der Beilform und der einzelnen
Maasse ergiebt, am meisten der Fig. 4 des früheren
Artikels. (Seite 241 a. a. O.)
Seine Gesamtlänge von der oberen bis zur
unteren Spitze beträgt 42,5 cm, die Länge des Stieles
allein 34,5 cm, des oberen und des (vom Rost an-
gegriffenen) Rückendornes 4,5 cm, der äusseren
Beilschneide 15 cm.
Auch dieses Exemplar ist aus einem einzigen
Stück Eisen geschmiedet, ist im ganzen abgeflacht
und zeigt das Charakteristikum der Wurlbeile, den
in eine scharfe kantige Spitze endenden Griff. Ebenso
ist der obere und der Rückendorn - vierkantig in
Rautenform zugespitzt.
Es stammt gleichfalls aus dem 15. Jahrhundert,
und wenn auch seine Provenienz unbekannt ist, so
 
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