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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 6
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Forrer, Robert: Studienmaterial zur Geschichte der Mittelalterwaffen, [1]
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Meyer, A.: Friedrich der Grosse und seine Artillerie: an der Hand der militärischen Schriften des Königs betrachtet
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0223

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j. I lett.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

207

Stange; mit der andern Hand hält er schützend seinen
normannischen Schild vor, der nach zwei Rich-
tungen unser Interesse fesselt, durch die schon ganz
«heraldische» Schrägbalkenzier und durch den
ausgeprägten, weit vorspringenden Schildbuckel,
dessen Spitze hier in eine Kugel ausläuft.
Dieser seltsame Schildbuckel erinnert lebhaft an
manche ähnlich geformte der Merovinger- und Caro-
lingerzeit, wie sie sich gelegentlich noch in Gräbern

im Original vorftnden (vergl. z. B. Essenwein, Kultur*
histor. Bilderatlas, Leipzig 1883, Taf. II, Fig. 2), aus
dem XII. Jahrhundert aber bis jetzt in dieser Form
nicht auf uns gekommen sind. Gewöhnlich ist, wie
bekannt, in dieser Epoche der Schildbuckel bereits
ganz verschwunden oder zumeist nur noch in Form
einer mehr oder minder stark gewölbten Scheibe
ohne den Endknauf erhalten, wie ihn hier die
St. Fidesfliesen bieten. (Fortsetzung folgt.)


Friedrich der Grosse und seine Artillerie.
An der Hand der militärischen Schriften des Königs betrachtet
A. Meyer, Oberleutnant im Königl. Sächs. 13. Infanterie-Regiment No. 178

von

Diesen Artikel habe ich darum
gesagt, dass man das fürstliche,
;treue Herz erkennen mag.
L a n g e n n, Albrecht der Beherzte.
Arbeit ist die Betrach-
tung einer grossen Per-
sönlichkeit im Hinblick
auf einen ganz bestimm-
ten Gegenstand. Ich will
aus den Schriften
des grossen Königs
darzulegen versuchen,
wie er, der getreue Diener
seines Staates, der sor-
gende Vater seines Volkes, der scharfblickende
Kriegsherr seines Heeres, sich alles zu eigen machte,
was die Wehrkraft Preussens erhöhen konnte, mochte
es ihm auch zunächst etwas ferner liegen und die
Finanzen seines sparsamen Staatshaushaltes stark in
Anspruch nehmen.
Die Charaktere sind das Fesselndste, was uns
die Geschichte in ihren wechselnden Bildern bietet.
Das innerste Fühlen und Denken sowohl des Volkes,
wie auch der einzelnen bedeutenden Persönlichkeit
machen das Studium der Geschichte zu einem immer
neuen, veredelnden Genuss. In ganz bedeutendem
Masse wird dies der Fall sein, wenn dem Forscher
eine so überreiche Menge schriftlicher Hinterlassen-
schaften zur Verfügung steht, wie die des grossen
Königs.
Was Friedrich in seinen militärischen Schriften
über die Artillerie gesagt hat, ist verhältnismässig
wenig. Gerade deshalb ist es lehrreich, das Wenige
nachzulesen und nach Jahren geordnet miteinander
zu vergleichen. Dieser Vergleich giebt ein Bild,
wie scharf Friedrich auch hier zu beobachten ver-
stand, von seinen Feinden lernte, sich neue Erfin-
dungen zu nutze machte, sobald er, was sehr schnell

geschah, ihren Wert erkannt hatte, so dass viele
seiner Grundsätze trotz völlig veränderter Verhält-
nisse noch heute mustergiltig sind. Andererseits
aber sehen wir auch das rein Menschliche in der
Gestalt des Heros: auch er ist abhängig von seiner
Zeit, und wenn er sich von gewohnten und ererbten
Anschauungen losmacht, so ist auch stets ein ein-
facher Anlass zu finden.
So liegt in unserem Thema eine Verbindung
zwischen geschichtlicher Waffenkunde und Geschichte
überhaupt, hergestellt in einfachster Weise durch
die Persönlichkeit des grossen Königs. Ich erwähne
dies ausdrücklich, da ich mich später noch einmal
über diese Verbindung und ihre natürliche Her-
leitung aus dem Studium geschichtlicher Charaktere
äussern möchte.
Bei Friedrichs Regierungsantritt kann man ein
besonders grosses Interesse für die Artillerie von
seiner Seite kaum erwarten, — soweit man von
diesem umfassenden Geist überhaupt so sprechen
darf. Sein Vater war Infanterist durch und durch
und hinterliess bekanntlich seinem Sohne diese
Waffe in glänzender Leistungsfähigkeit. So musste
menschlich natürlicherweise auch Friedrichs Interesse
sich zunächst der Infanterie, als der schlachten-
entscheidenden Waffe, zuwenden. — Die erste
Kriegserfahrung — Mollwitz — liess ihn ferner die
Mängel seiner Kavallerie erkennen — da gab es
denn hier wieder Arbeit in Hülle und Fülle, um
auch diese Waffe den Anforderungen entsprechend
zu verbessern. Und endlich war damals die
Artillerie numerisch so schwach, dass sie schon
deswegen kaum als bedeutende Waffe erscheinen
konnte.
Friedrich hat auch offenbar zu dieser Waffe
weniger Zuneigung gehabt, als zu den anderen, um
so bemerkenswerter muss später der Wert erscheinen,
 
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