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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 6
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Litteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0252

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236


Zeitschrift für historische Waffenkunde.

II. Band.

Aber wozu nun das Messer überhaupt, da doch diese
Funktionen alle von einer Zange allein ebenso gut verrichtet
werden konnten? — Eine Erklärung hierfür ergiebt sich für
mich daraus, dass die Oese, mit welcher das Messer an dem
Riemen befestigt ist, mit Hilfe eines Scharniers auseinander
geklappt, also durch einen Handgriff das Messer vom Riemen
gelöst werden konnte. Musste also der Jäger auf der Xach-
suche dem Hunde einmal durch allzu undurchdringliches
Dickicht folgen, so brauchte er nur das Messer vom Riemen
zu lösen. Hielt er es dann, etwa in Gesichtshöhe, vor sich
hin, so wurden die Aeste, die seine Augen bedrohten, ein-
fach abgeschnitten, da der drängende Hund dem Messer die
nötige Vorwärtsbewegung gab, — während er es immer noch
in der Han,d hatte, durch einen Fingerdruck (der Daumen
kam bei dieser Haltung des Messers auf den Zangenschenkel
zu liegen) den Hund sofort von der Kette zu lösen.
Dafür, dass das Messer wohl kaum zu etwas anderem
benutzt worden ist, als um hindernde Aeste damit abzuschlagen,

spricht auch die geringe Feinheit der Schneide desselben.
Und wenn die Ueberlieferung sagt, dass die Kette auf der
Jagd als «Fangkette» gebraucht worden sei, so deckt sich
dies vollkommen mit obigen Ausführungen.
A. Schnbrg.-Dnr.

Um das Material für eine
Geschichte der sächsischen Waffenindustrie
bis zum Ende des 18. Jahrhunderts
zusammenzustellen, bittet unser Vereinsmitglied Dr. Petzsch
(Dresden, Johanneum) um freundliche Mitteilung der im Ge-
biete des vormaligen Kurfürstentums Sachsen vorkommenden
Namen, Marken, Werke und sonstigen Nachrichten von Künst-
lern und Handwerkern, welche bei der Herstellung und Ver-
zierung von Waffen thätig gewesen sind, soweit solches Material
noch nicht in bekannten Druckschriften veröffentlicht wurde.



Gustav Lehmann: Forschungen und Urkunden
zur Geschichte der Uniformierung der Preuss. Armee
1713 bis 1807. I. Teil. Berlin 1900. E. S. Mittler & Sohn.
Die beiderseits fördernden Wechselbeziehungen der
Waffen- und der Uniformenkunde sind an dieser Stelle wieder-
holt, zuletzt bei Besprechung des vom Königl. Preussischen
Kriegsministerium herausgegebenen Schrift- und Bilderwerkes
über deutsche Heeresuniformen auf der Pariser Ausstellung
in Heft IV, hervorgehoben worden. Der vom Wirkl. Geh.
Kriegsrate Lehmann mit der wohlthuenden Sorgfalt und
Selbstlosigkeit des gelehrten Fachmanns bearbeitete I. Teil
des oben bezeichneten Buches bietet hierzu erneut den will-
kommenen Anlass. Lehmann, der mit der Ueberschrift und
in den Vorbemerkungen unter II. die Fortsetzung seiner ver-
dienstlichen Forschungen verspricht, behandelt einen für
Uniformen- wie Waffenkunde gleich wichtigen Zeitabschnitt,
den ein Teil der in Paris zur Schau gestellt gewesenen
Soldatengruppen uns schon nahe gerückt hat. Unter den
fünf ersten Königen wurden in rastloser, innerer Arbeit und
gefördert vom Drucke erprobender Kämpfe nach aussen für
alle Zweige der preussischen Heeresverfassung und Aus-
rüstung die Grundlagen geschaffen. Die Waffenkunde be-
grüsst mit besonders warmem, geschwisterlichem Danke die
quellenerschliessende Behandlung eines Teils neuerer Ge-
schichte. Denn das letzte Kapitel unserer Wissen-
schaft teilt das Schicksal vieler Schlusskapitel:
fluchtiges, Wissenswertes als bekannt voraus-
setzendes Zum-Ende-Drängen. Und gerade hier
bleiben wertvolle Quellen uns nutzbar zu machen. Die
neuere Kriegsgeschichte liegt geklärt und meist erschö-
pfend durchgearbeitet vor und belehrt über die Einwir-
kung der Waffe nicht allein auf Taktik und Strategie,
sondern auch auf das Kleid des Kriegers, die Uniform. Ein
in die Augen springendes Beispiel hierfür ist die Beseitigung
des beim Schwingen der Handgranate hindernden Huts und
dessen Ersatz durch die in Form und Ausstattung wechselnde

Grenadiermütze, von der (nach Lehmann) Landgraf Ludwig IX.
von Hessen-Darmstadt allein 857 Einzelstücke in der Buchs-
weiler Sammlung vereinigt hatte. Ganz unmittelbar in das
Gebiet der Waffe führt ferner die mit dankenswerter Ge-
nauigkeit in den Vorbemerkungen S. IX bis XI wieder-
gegebene, tabellarische Beschreibung preussischer Militär-
gewehre; eine Fundgrube für die Ursprungsbestimmung von
Handfeuerwaffen dieser Zeit. — Ein Teil der anregendsten
Nachrichten entstammt dem Darmstädtischen, ein anderer
dem Herzoglichen Archive in Zerbst. Es wäre für Leser
und Mitarbeiter von Wert, bei weiteren Veröffentlichungen
den Fundort aller Quellenschriften zu erfahren. Bei der
ersten Betrachtung befremdet eine scheinbar die Zeitfolge
nicht durchweg berücksichtigende Anordnung der Urkunden.
So betrifft Nr. I die Jahre 1740 bis 1748 und vorher-
gehende, Nr. II etwa 1724, Nr. IV setzt 1713 ein. Das Ein-
gehen auf den gebotenen, reichen Stoff lässt jedoch das vom
Verfasser durchgeführte Zugrundelegen des zeitlichen End-
punkts der Abschnitte für deren Aufeinanderfolge, als einzig
berechtigt anerkennen.— Auf Seite 244 unter «13. September»
(1806) wird in für damalige Anschauung kennzeichnender
Form ein vom Kunsthändler Schiavonetti herausgegebenes
«1. Heft» von Uniformabbildungen erwähnt (vergl. auch
Vorbemerkungen Nr. V und den Schlussabsatz dieser Be-
sprechung) und dem Ober-Kriegs-Kollegium aufgegeben, die
ergänzende Darstellung der neuen Infanteriebekleidung mit
den «nötigen Nachrichten» zu unterstützen.
An das, was der geschätzte Verfasser der Oeffentlich-
keit als Frucht mühevoller Arbeit im einzelnen darbietet,
liesse sich eine Fülle von Bemerkungen knüpfen. Sie würden
den einer Besprechung angewiesenen Rahmen überschreiten
und lediglich bestätigen, wie unvergleichlich fruchtbringender
die wissenschaftliche Forschung gegenüber der heutzutage
über Gebühr belobten, oft recht oberflächlichen, mit den Jahr-
zehnten und Erwartungen des Nachschlagenden kritiklos
spielenden Bilderbuchbehandlung auch in der Uniformen-
kunde ist.
Die unter V. der Vorbemerkungen gegebene Anregung
zu Nachforschungen nach einem durch Friedrich Wilhelm III.
vom Buchhändler Quien 1806 erworbenen, seither verschwun-
denen, Abbildungen der Uniformen, «wie sie anfangs der
Regierung Friedrichs II. bestanden», enthaltenden «Werke»
veranlasste mich zur Durchsicht der bezüglichen Hand-
schriften der Herzoglichen Bibliothek zu Gotha. Das den
Herrn Verfasser, zweifellos auch weitere Kreise wie mich
 
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