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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 6
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Meyer, A.: Friedrich der Grosse und seine Artillerie: an der Hand der militärischen Schriften des Königs betrachtet
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Engel, Bernhard: Nochmals der Deutschordens-Hochmeisterschild
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0230

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214

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

II. Band.

dass wir in der Zukunft nichts als einen Artillerie-
krieg- zu machen und Postens zu attaquiren haben
werden . . . .»
Dass die mannigfache Verwendung, je nach
Gestalt des Geländes, die alten geometrisch regel-
mässigen Figuren der Truppenaufstellung mehr und
mehr hinfällig machen musste, ist klar, und darauf
zielt Friedrichs Satz: «Zu diesem Endzweck1) müsset
ihr eure Trouppen - nach denen Krümmungen des
Terreins stellen, und zum Aufmarsch derer Treffens
euch die grade Ligne gänzlich aus dem
Sinne schlagen, > ein Satz, der seinem inneren
Gehalte nach noch heute mannigfach in Erinnerung
gebracht werden möchte. Es sind stets dieselben
Fehler und Marotten, die aus dem Durchschnitts-
menschen herausgetrieben werden müssen; auch
heute noch ist das widerlich-kleinliche Haften am
hergebrachten Schema, welches Friedrich hier ver-
wirft, noch lange nicht aus der Welt geschafft.
Ich übergehe die vielfachen sonstigen Erwäh-
nungen, welche die Artillerie in der Lager-Kunst
und Tactic, wie in den sonstigen Schriften Friedrichs

l) Bestreichung- des gesamten Geländes vor der Front
eines Lagers.

noch findet, um Wiederholungen zu vermeiden, und
ziehe das Facit aus unseren bisherigen Betrachtungen.
Friedrich hatte, wie alle grossen Feldherren,
den Grundsatz: «mit allen Kräften und Mitteln an-
griffsweise die Entscheidung herbeizuführen». Hierzu
wird alles Vorhandene verwendet und nötigenfalls
umgestaltet, so auch die Artillerie. Jede Erfindung
des Friedens, jede Erfahrung des Krieges wird
nutzbar gemacht und den ausführenden Organen in
kurzen, geistvollen, scharf durchdachten und über-
zeugenden Worten zur Verwendung zubereitet. Kein
Zeitgenosse hat so wie Friedrich die Erfahrungen
der Praxis geistig zu verarbeiten verstanden, weil
keiner diesem Endziel, angriffsweise die Entscheidung
zu suchen, nachzustreben die Kraft hatte. Dazu
gehört eben die Seelengrösse eines Friedrich, welche
die Verhältnisse unter ihren Willen zwingt, nicht
von ihnen abhängig ist.
Und das führt zu dem, was ich eingangs streifte:
nicht die Waffe ist es, welche mit ihren Verände-
rungen Taktik, Strategie, Kultur u. s. w. beeinflusst,
sondern es ist der Menschengeist, der die Waffen
in ihrer fortschreitenden Vervollkommnung seinen
Zwecken dienstbar macht. Es ist der Geist, der
sich den Körper baut.



Nochmals der Deutschordens-Hochmeisterschild.
Von Landgerichtsrat Bernh. Engel in Thorn.

}n der mir zugegangenen «Mitauschen
Zeitung» vom 18. November (i. De-
zember) 1900 ist eine Besprechung
meines Aufsatzes über den Innsbrucker
Hochmeisterschild abgedruckt, welche
durch Freiherrn Alex. v. Rahden in
der Sitzung der «Sektion für Genea-
logie, Heraldik und Sphragistik» vom
3. Oktober 1900 erfolgt ist. Darin ist
Nachstehendes ausgeführt:
«Frhr. v. Rahden erklärte, dieser Ansicht des
Verf. (nämlich, dass der Schild als Tartsche anzu-
sprechen sei, und dass wir es mit einem wirklichen
Gebrauchsschilde des Hochmeisters etwa aus dem
Jahre 1320 zu thun haben,) nicht beipflichten zu
können: dass der vorliegende Schild keine Tartsche
sei, lehre schon der blosse Augenschein und könne
der Verf. bei dem Fehlen der charakteristischen
Merkmale für diese Schildform nur durch das Be-
streben sich zu dieser Annahme haben verleiten lassen,
für den thatsächlich vorhandenen Anachronismus,
der zwischen Schild- und Wappenform bestehe, eine
Erklärung zu finden. Nach der Ansicht des Vor-

tragenden weise indessen der vorliegende Schild
die typischen Formen der sog. normannischen Kampf-
schilde auf, die bis zum Anfänge des 13. Jahrhunderts
im Gebrauch waren und dann durch die gotischen
Dreieckschilde verdrängt wurden, während die Be-
malung des Schildes mit dem Wappen des Deutsch-
ordensmeisters sowie die Umschrift offenbar einer
viel späteren Zeit angehören. Auch gegen die vom
Verf. zur Erklärung dieser letzteren aus dem Gebiete
der Sphragistik herbeigeholten Analogien müsse
Referent entschieden Einsprache erheben; denn ein
so selbstverständliches, ja notwendiges Requisit die
Legende auf den Siegeln bilde, ebenso befremdlich,
ja unmöglich erscheine eine Umschrift auf einem
Gebrauchs- resp. Kampfschilde, die dem Träger
desselben der Aussenwelt gegenüber gewissermassen
als Legitimation hätte dienen sollen. Dazu bedurfte
es aber in jener Zeit keinerlei Aufschrift, da das
auf dem Schilde angebrachte Wappenbild und der
mit dem Kleinod geschmückte Helm zu diesem
Behufe vollkommen genügten.»
«Nicht minder auffallend muss die Darstellung
des vollständigen Wappens auf dem in Rede
 
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