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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 12
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Diener von Schönberg, Alfons: Kaiser Maximilians I. geheimes Jagdbuch
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0453

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12. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

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Kaiser Maximilians I. geheimes Jagdbuch.
Von Alfons Schönberg-Diener, Pfaffroda.

ine der interessantesten
Schriften der Jagd-
litteratur vom An-
fänge des 16. Jahr-
hunderts ist das
«haimlich gejaidt
puech» Kaiser Maxi-
milians I., das von
des Kaisers eigener
Hand niederge-
schrieben ist. Dasselbe ist zum ersten Male heraus-
gegeben worden von G. v. Karajan im Jahre 1859,
und da die zweite Auflage hiervon (Wien, Gerold
und Comp., 1881) wohl die verbreitetste ist, so richte
ich mich in Folgendem nach dieser.
Ich kann nichts Besseres thun, als als Ein-
leitung einige Worte Karajans anzuführen, die
dieser als Vorwort dem Jagdbuche vorausschickt:
„Die Abhandlung findet sich in dem Sammel-
bande Nr. 2834, Folio, Papier (der k. k. Hofbiblio-
thek) und zwar auf den Blättern 178—190. Den
ganzen Inhalt der Handschrift verzeichnet J. Chmel
in seinem Werke: „Die Handschriften der k. k.
Hofbibliothek, 1, 475 unter Nr. LXXV...
Aus dem Entwürfe selbst lässt sich mit Sicher-
heit schliessen, dass dieser vor dem 10. Februar
1508 nicht geschrieben sein kann, denn Maximilian
nennt sich in ihm wiederholt „Kaiser“. Diesen
Titel aber nahm er erst an, als er an dem bezeich-
neten Tage im Dome zu Trient durch den päpst-
lichen Gesandten die Weihe empfangen hatte. Der
Kaiser, der bekanntlich am 23. März 1459 zu Wie-
ner-Neustadt geboren ist, war also fünfzig Jahre
alt, als er diesen Entwurf niederschrieb.
Für wen aber that er dies ? Seine beiden Söhne,
Philipp und Franz, waren längst heimgegängen;
von seinen beiden Enkeln aber, Karl und Ferdi-
nand, war jener erst acht, dieser fünf Jahre alt.
Einen von ihnen hatte er also wohl im Auge, als
er seine wohlgemeinten Räte und Ermahnungen
aufzuzeichnen begann...
Befremdlich erscheint in der Aufzeichnung des
Kaisers, in den Stellen, die sich dem Nachfolger
des „grossen Waidmannes“ zuwenden, die Anrede:
„Du, kunig von Österreich“. Nur einmal nennt er
ihn „Hertzog“. Was dachte sich wohl Maximilian
unter diesem Könige von Österreich? Einen sol-
chen kannte der damalige Staat Europas nicht.
Sollte er in diesen geheimen Aufzeichnungen, die
nie für die Öffentlichkeit bestimmt waren, wie
schon ihr Titel lehrt, der vielleicht längst gehegten
Absicht, seine Erbländer zu einem Königreiche zu

vereinigen, ohne Bedenken Ausdruck gegeben
haben ?
In dem Entwürfe des Jagdbuches herrscht
übrigens durchaus keine gegliederte Anordnung.
Nichts steht an seinem Platze, als etwa der Eingang,
den der Kaiser selbst als solchen bezeichnet hat.
Nach diesem läuft alles bunt durcheinander...“
— Soweit Karajan.
Ich habe nun in folgendem versucht, das Zu-
sammengehörige zusammenzustellen und, soweit es
im Rahmen unserer Zeitschrift von Interesse sein
dürfte, hier mitzuteilen. Unser hauptsächlichstes
Interesse nehmen vor allem die Weisungen des
Kaisers in Anspruch, die sich auf die Ausrüs-
tung zur Jagd, was Waffen und Kleidung be-
trifft, beziehen, da wir doch in ihnen das Voll-
kommenste zu sehen haben, was sich einem Jäger
der damaligen Zeit bot.
Von der Waffenausrüstung heisst es da:
pag 2.1) „Am Ersten sollstw stettigs bei Dier
haben ettlich Truhen/ darin dein gejaidschwert/
Rock/ geschütz/ hurnan armbrust und stechlan
(= stählern) pogen. Nemblich im Wintter die Hur-
nan armbrust von wegen der gefrür; aber sonst
stechlan pogen; in Summa/ so es nit gefrürt im
winter/ die Stehlen auch.
pag. 12. Item: ain praitter degen und ain
mittermessig Horn/ das hell ist. Darauf ain Tul-
messer. und ain praitten kurtzen degen und schnitt-
messer/ darauf ain Schnitzer und phfriem.
pag. 18. (Dann auf die Bärenjagd bezüglich:)
.'.. Dartzw las dir ain Jeger ain guetten Pernspies
nachtragen/ der ain guette leng hab ...
Weiter heisst es von der Ausrüstung, die
zur Gebirgsjagd erforderlich:
pag. 4. Item: Du solst Erlich fues Eyssen
haben am Ersten/ mit sex Zwecken/ wie man die
im Kocher findt (= zu Innsbruck, wie weiter unten
ersichtlich)/ wie die k. M. hatt getragen.
pag. 8. Item : Du solst altzeitt zwai par gemb-
sen Eyssen mit tragen. Nemblich ain par pirg
Eyssen und ain par Waldt-Eyssen. aus dem
Kocher zu Insprug// seindy Eyssen. sollen auch
kurtze Hacken und nider Er (= Oehre) haben/ do-
mit dich die nitt Trukken. der gleichen mit den
Riemen/ das sy am fues nit umb gen.
pag. 18. Die Wald-Eyssen sollstw prauchen
zw den pern. Wellich Eyssen geformbt sein mit
dien glaichen wie die Ros Eyssen.

') Die hier angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf
die oben bereits erwähnte 2. Auflage des Geh. Jagdbuches
(Wien, Gerold & Co., 1881).
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