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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 9
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Liebe, Georg: Das Recht des Waffentragens in Deutschland
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Reimer, Paul: Ein Stück Feuertaktik aus dem Mittelalter
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0361

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g. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

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unruhigen.1) Bei dieser Gelegenheit erfahren wir,
dass die Studenten mit Ausnahme des Adels schon
demselben Verbot unterlagen — mit welchem Erfolg,
das lehrt Zacharias 1744 erschienener Renommist
mit seinen Schilderungen der Helden:
Die auf dem Jen’schen Markt mit stolzen Häuptern gehn,
Auf glattem Kieselstein die blanken Degen schärfen
Und mit der wilden Hand in helle Scheiben werfen.
Auch die akademischen Lehrer trugen vielfach
den Degen, seit er als Vorrecht der höheren Stände
*) Staatsarchiv Magdeburg A Landesregierung Magde-
burg XX 5, U Erzstift XXVIII 24i.

galt, und Thomasius, der den Kampf wider die
Perrücke in seinem Aeusseren, wie in seinen Lehren
zu vertreten liebte, musste von seinen pedantischen
Gegnern Vorwürfe erdulden, weil er in modischem
Kleide mit Degen das Katheder betrat. An die
alte Gleichstellung der Doktor- und Ritterwürde er-
innert es, dass die Besitzer akademischer Grade am
längsten das Vorrecht behaupteten. Es sei nur an
die drollige Episode in Goethes Dichtung und
Wahrheit erinnert, wo der Magister Behrisch, um
einen eiligen Freund- in lustigem Kreise festzuhalten,
scheinbar mit dem Anlegen seines Degens nicht zu
stände kommt.


Ein Stück Feuertaktik aus dem Mittelalter.


Von Paul Reimer,
Oberleutnant ä la suite des Badischen Fussartillerie-Regiments Nr. 14,
Direktions-Assistent beim Feuerwerks-Laboratorium Spandau.

enn schon die Angaben über
das Geschützwesen des 14.
und Anfang des 15. Jahr-
hunderts nicht eben reich-
lich sind, so stossen wir in
der Kriegsgeschichte noch
viel seltener auf Nachrich-
ten, aus denen die Artillerie-
taktik — um hier den mo-
dernen Ausdruck anzuwenden — jener Zeit mit
Sicherheit zu erkennen ist. Um so schätzenswerter
ist . daher ein Beitrag zu diesem Gegenstände, den
;Exc. v. Boguslawski unter obiger Ueberschrift in den
Nr. 74 und 75 des Jährgang-es 1901. des Militär-
Wochenblattes2). veröffentlicht. Es wird darin das
Treffen in und um Angermünde geschildert, welches
in der Nacht vom 27. zum 28. März 1420 zwischen
dem. Kurfürsten Friedrich I. und den sehr über-
legenen verbündeten .Streitkräften der Herzoge von
Pommern und polnischer Hilfstruppen stattfand und
mit dem ausgesprochenen Siege des Kurfürsten
endete.
Der Herr Verfasser, welcher ausser verschie-
denen, in dem Artikel angezogenen Geschichts-
werken auch die Chronik der Stadt Angermünde
benutzt hat, giebt zunächst einen kurzen Ueberblick
über die vorangegangenen, historischen Ereignisse,
und geht dann zu dem Feldzüge über, dessen erste
kriegerische That die Wegnahme der festen Stadt
Dieselbe liegt in der Ukermark
o

Angermünde war.

2) Halbwochenschrift im Verlage von E. S. Mittler & Sohn
in Berlin.

am südlichen Ufer des Mündesees, und besass in
ihrer, dem damaligen Befestigungssystem entspre-
chenden Stadtmauer vier Thore, welche durch Thor-
türme gesichert waren. Von jedem Thore führte
eine anscheinend gerade Strasse zum Marktplatze.
Vor dem nach dem See hinführenden Thore, (See-
thor) lag ein festes Schloss. Die Stadt nebst Schloss
war besetzt von einer Abteilung pommerscher Trup-
pen unter Befehl des Schlosshauptmanns v. Briesen.
Der Kurfürst, dessen Heer der Herr Verfasser über-
schläglich auf 8000-— 9000 Mann, nebst ziemlich. an-
sehnlicher Artillerie berechnet, rückte von. Ebers-
walde aus gegen die Stadt vor und nahm dieselbe
am 21. März 1420 ohne besondere Mühe, da die
Bürg'erschaft die Thore selbst öffnete. Die Be-
satzung warf sich in das Schloss, eine kleine Ab-
teilung hielt sich in dem Turme des. benachbarten
Kerkower Thores. Das Schloss wurde alsbald ein-
geschlossen und hart bedrängt, ob indessen eine
Beschiessung stattgefunden hat, steht dahin.. Immer-
hin war die Einschliessung nicht derart, dass der
Schlossha.uptmann nicht Mittel und Wege gefunden
hätte, den Herzogen von Stettin von seiner bedrängten
Lage Nachricht zu geben, worauf dieselben alsbald
bis in die Gegend nördlich von Schwedt vorrückten
und sich hier mit weiteren Verstärkungen vereinigten.
Nachdem hier eine abermalige Bitte um schleunigsten
Entsatz seitens des Hauptmanns v. Briesen einge-
troffen, erschien das pommersche Pleer, welches die
Streitmacht des Kurfürsten an Zahl um das. Dop-
pelte oder Dreifache übertraf, unter dem Befehl des
Herzogs Otto von Stettin am 27. März gegen Abend
vor Angermünde.

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