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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 5
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Koetschau, Karl; Boeheim, Wendelin [Gefeierte Pers.]: Wendelin Boeheim: Ehrenvorsitzender unseres Vereins
DOI Artikel:
Koetschau, Karl; Jähns, Max [Gefeierte Pers.]: Max Jähns: erster Schriftführer unseres Vereins
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0148

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134

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

II. Band.

herabzusetzen geeignet war. Starke Worte des Zorns
konnten dem sonst so wohlwollenden Manne dabei
entschlüpfen. Keine Raritätenkammern, die durch
dekorativen Aufputz das Urteil des Besuchers trüben,
verlangte er, sondern Sammlungen, die durch klare,
systematische Anordnung Erkenntnis vermitteln. Noch
in einem seiner letzten Briefe an mich sprach er
sein Bedauern aus, dass diese Anschauung immer
noch nicht allenthalben gesiegt habe, und dass er
deshalb im Laufe des Winters seine Ansichten über
diesen Gegenstand ausführlich in der Zeitschrift ent-
wickeln wolle. Es kann nun leider nicht mehr ge-
schehen. Aber er durfte sich meines Erachtens
doch bewusst sein, dass ■ fast alle Leiter grosser
Waffensammlungen mit ihm eines Sinnes sind.
YVenn trotzdem hie und da diese Betonung des
Sachlichen der Aufstellung nicht durchgeführt worden
ist, so mögen vielleicht Umstände mitsprechen, die mit
der Wissenschaft nichts gemein haben, aber gerade des-
halb um so schwerer aus der Welt zu schaffen sind.

Nur in einer Skizze habe ich Boeheims Leben
und Wirken an dieser Stelle gezeichnet. Ich brauchte
nicht ein farbenreiches Bild in allen Einzelheiten
auszuführen. Denn jeder, der diese Zeitschrift liest,
hat einen tiefen Blick in sein innerstes Wesen thun
können. Was er dort sah, musste ihn mit hoher
Achtung und mit Ehrfurcht erfüllen, denn er fand
als Kern von Boeheims Persönlichkeit das
Streben nach rechter Erkenntnis der Dinge,
das Streben nach Wahrheit. Wer das aber
zur Triebfeder seiner Handlungen macht,
dessen Gedächtnis kann nie schwinden. Und
so wird denn in der Geschichte der Wissen-
schaften und besonders in der Geschichte
der historischen Waffenkunde für alle Zeit
mit Ehren genannt werden der Name
Wendelin Boeheim.
Karl Koetschau.



TV/Tax Jäh ns ist uns am 19. September 1900
genommen worden. Sein Tod, durch einen
Gehirnschlag herbeigeführt, warf düstere Schatten auf
unsere Oktober-Versammlung in Dresden, deren Vor-
bereitungen er fast noch in seinen letzten Stunden
sich hatte angelegen sein lassen. Ich selbst konnte
an dieser Versammlung nicht teilnehmen, aber ich
kann mir vorstellen, wie gar mancher, der schon im
Juli in Dresden gewesen war, wehmütigen Blickes
und trauernden Herzens auf jene Stelle hingesehen
haben mag, die Max Jähns in demselben Raum
noch so rüstig im Sommer eingenommen und von
der aus er unsere Geschäfte ebenso sicher wie ge-
schickt geleitet hatte. Noch steht mir das anmutige
Bild von jenen Julitagen her vor Augen, wie Jähns
in dem stimmungsvollen Raum des Kurländer Palais’
von einem altmodisch - feierlichen Präsidentenstuhl
aus, dessen dunkelfarbige Lehne dem edlen Kopf
einen vortrefflichen Hintergrund schuf, den aufmerk-
samen, von Wohlwollen durchleuchteten Blick auf
die Versammlung richtete. Der Ort passte zu diesem
Manne mit seinem auf die Grundnoten der Reinheit

und Schönheit gestimmten Wesen. Es giebt Menschen,
denen man keinen niedrigen Gedanken zu traut,
denen man ohne weiteres in dem Bewusstsein, nie-
mals von ihnen getäuscht zu werden, sich anschliesst,
Menschen, die überall, wo sie hinkommen, Achtung,
ja Liebe ernten. Meinem Gefühl nach gehört Max
Jähns zu ihnen. Und ich glaube, mit dieser Ansicht
nicht allein zu stehen. Denn aus all’ den Stimmen,
die nach seinem Tode zu seinem Gedächtnisse ver-
nommen wurden, klang ein Ton heraus, dem man
die Herkunft aus der Tiefe des Herzens wohl an-
hörte. Im Vorwort zu seiner Moltkebiographie sagt
Max Jähns, dass von seinem Helden die Umwandlung
des alten Sprichwortes «Viel Feind, viel Ehr’!» in
«Viel Ehr’ und keinen Feind!» zu gelten habe. Heute
möchte ich das auf ihn selbst anwenden, um damit
anzudeuten, was wir an ihm verloren haben. —
Ich erinnere mich noch wohl jenes Vorabends
der zweiten Hauptversammlung in Berlin, an dem
ich Max Jähns kennen lernte. Wie es so zu ge-
schehen pflegt, hatte ich bei der Vorstellung seinen
Namen nicht verstanden. Der Unbekannte hatte
 
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