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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 3
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Sixl, P.: Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen, [11]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0091

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3. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

77


Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen.
Von k. u. k. Oberstleutnant P. Sixl in Ungvär.
(Schluss des vorigen Abschnittes.)

on den Bilderhandschriften aus der
Mitte des 15. Jahrhunderts enthält
nur der Codex ms. 2952 der k. k.
Hof-Bibliothek zu Wien vom Jahre
1457 die Abbildung- einer Taras-
biichse, welche ausdrücklich als
solche bezeichnet ist. (Fig. 55.)
Diese Tarasbüchse ist offenbar
eine Lotbüchse mittleren Kalibers mit verstärkter
Kammer, welcher Umstand auf eine starke Pulver-
ladung und wohl auch auf einen direkten Schuss
hindeutet.
Die Büchse selbst ist zur Plälfte in einem starken
Holzbalken eingelassen, dessen rückwärtiges Ende
knapp hinter der Kammer bedeutend verstärkt ist;
das Ganze liegt auf einem zweiten rechteckigen

Die Tarasbüchse zeigt in dieser Schäftung einen
bedeutenden Fortschritt; dieselbe konnte leicht auf-
gestellt und auch im freien Felde oder auf dem
Oberteile der Tarassen, durch eingerammte Pflöcke
schnell befestigt und verwendet werden. Die vor-
liegende Konstruktion enthält auch die Grundform
für die Bockbüchse.
Man findet die Tarasbüchsen durch das ganze
15, Jahrhundert.
Die städtischen Kämmerei-Rechnungen von
Wien1) enthalten über die Tarasbüchsen aus dieser
Zeit folgende interessante Angaben:
1445, Fol. 57. «so hat man gossen ain stain-
püchsen und zwo klaine stainpüchsen und ain tarras-
püchsen, scheusst drei pleikugeln mit ahn züntloch.»
«also wegent die vir puchsen lauter 807®.»


Fig. 55. Tarasbüchse aus Cod. ms. 2952 .der k. k. Hofbibliothek zu Wien. 1457.

Balken, welcher als Unterlage dient. Die Verbindung
der zwei Balken ist derart bewirkt, dass die Büchse
mit dem oberen Balken rückwärts gehoben werden
kann, ohne dass eine Trennung der beiden Balken
eintritt; diese lose Verbindung kann man sich nur
durch eine Art Verzapfung denken, bei welcher der
obere Balken mit einem solchen Zapfen in die ent-
sprechende Oeffnung des unteren Balkens eingreift;
ein über die Büchse und beide Balken gespanntes
Metallband sollte diese Verbindung fester gestalten.
Am rückwärtigen Teile des unteren Balkens ist
aussen auf den beiden Seiten je ein Richthorn mit
Querlöchem angebracht, durch welche der Büchse
eine bestimmte Elevation gegeben werden konnte.
Der Rückstoss wurde durch diese Balken-Konstruk-
tion von dem oberen auf den unteren Balken über-
tragen; eine stangenförmige Verlängerung mit zwei
Haken dürfte zur besseren Fixierung der ganzen
Waffe und vornehmlich zur Aufnahme des Rück-
stockes gedient haben.

1452, Fol. 1191 «drei karrn darauf 6 püchsen,
3 haufnitz, ain terraspüchsen und 2 hakenpüchsen,
3 kuphrein scheiben in den neuen turn auf der Widern,
wigt alles 1079 W.»
1455, Fol. 671 «er hat geben ain tarraspüchsen
und ain kuchenmörser, so wigt die puchsen und
mörser lautter 11 cent. 69 ®.»
1456, Fol. 52 «ain schirmpüchsen und ain tarras-
puchsen im neuen turn in die lad zen machen.»
1459, Fol. 50 «Maister Thoman Kren der stat
püchsenmeister für ain haufnitz und ain tarraspüchsen,
wegent paid 31/2 cent.»
«von Veiten, Stadler aidem von Sand Polten
6000 kugln in hagkenpuchsen, jedes hundert per
42 den., und für 1500 kugln per 2 den. und 1011 kugln
per 3 den. und 1000 terraspüchsen per 3 den.»
1462, Fol. 138 „von demselben maister Thoman

‘) Dr. Karl Uhlirz: Der Wiener Bürger Webr und Waffen.
 
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