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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 4
DOI Artikel:
Boeheim, Wendelin: Die Rüstkammer der Stadt Emden, [1]
DOI Artikel:
Engel, Bernhard: Waffengeschichtliche Studien aus dem Deutschordens-Gebiet, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0108

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94

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

II. Band.

gestellt. Es kostet einer Staatsregierung oft so wenig,
in Fällen wahren Bedürfnisses unterstützend einzu-
greifen, und hier handelt es sich um die Rettung'
eines historischen Schatzes von mehr als nur neben-
sächlicher Bedeutung, die Bildung einer einzigen
wissenschaftlichen Anstalt, die nicht allein der
heute noch wenig hervorragenden Stadt, sondern
auch dem gesamten Königreich Preussen zur Ehre
gereichen wird.
Der Vorstand des Vereins für historische
Waffenkunde hat in Erwägung, dass ihm als rein
wissenschaftliche Vereinigung nur eine begutachtende
Mitwirkung an den Bestrebungen der Stadt Emden
zusteht, die Würdigkeit und Berechtigung der
letzteren in dem hier folgenden Beschlüsse voll-
kommen anerkannt und bestätigt:

«Der Vorstand hat sich bereit erklärt, in einem Auf-
sätze aus der Feder des Herrn Direktors Boeheim für
die Angelegenheit einzutreten und in dem Falle, dass von
der Stadt Emden Anträge bei den entsprechenden preussi-
sche'n Ministerien gestellt werden, dem Herrn Oberbürger-
meister anheim zu geben, sich auf die zustimmenden Er-
klärungen des Vereines für historische Waffenkunde amtlich
zu beziehen.»
ln allen Kreisen des weit verbreiteten Vereins
regt sich die Hoffnung, dass das obige Zeugnis
seim r Leitung dazu beiträgt, die Bestrebungen der
Stadt Emden wesentlich zu fördern und dass diese
im Bereiche der Staatsregierung die gleiche Unter-
stützung findet, wie sie auf musealem Gebiete andere
Städte, wie Osnabrück, Hildesheim und Lüne-
burg, gefunden haben, welche sich heute des Be-
sitzes ansehnlicher Musealgebäude erfreuen.


Waffengeschichtliche Studien aus dem Deutschordens-Gebiet.

Von Bernh. Engel, Landgerichtsrat in Thorn.


I. Ein Original-Deutschordens-PIochmeisterschild.
(Mit io Abbildungen und einer farbigen Tafel.)

ujack bezeichnet in seinem
Aufsatze «Zur Bewaffnung
und Kriegführung der Ritter
des deutschen Ordens in
Preussen» (Sitzungsberichte
der Altertums - Gesellschaft
Prussia zu Königsberg i. Pr.,
Jahrgang 1887—88) die in
der Marienburg befindliche
Pavese als den einzigen Schild
des deutschen Ordens, wel-
cher auf unsere Zeit gekommen zu sein scheine.
Es ist dies ein schwerer Setzschild. Ich bringe in
Fig. 1—4 Darstellungen desselben nach den mir von
Herrn Baurat Dr. Steinbrecht gütigst zur Verfügung
gestellten Zeichnungen.
Eine zweite Deutschordens-Pavese, jedoch ein
leichter Handschild, befindet sich in der nachge-
lassenen Sammlung des verstorbenen Geheimrats
Warnecke. Der obere und untere Rand dieses
Schildes laufen parallel, die Seitenränder dagegen
konvergieren nach unten hin, so dass bei einer oberen
Breite von 0,65 m die untere Breite nur 0,45 m be-
trägt. Der Schild ist 1,05 m hoch. Er zeigt im
weissen Felde ein schwarzes Kreuz, dessen Balken
nicht gleich breit sind, sondern, wie bei dem
preussischen eisernen Kreuze, nach dem Schildrande
hin ausladen. Dieser Umstand beweist auch, dass
wir es hier wirklich mit einem Deutschordens-Schilde

zu thun haben.1) (Vgl. über diese Kreuzesform Blell,
«Die Wappen des Deutschen Ritterordens», in der
Prussia 1 SS5—86 S. 62—70.) Um den Schildrand
läuft, von den Kreuzesarmen unterbrochen, eine
ganz schmale rote Einfassung. Die Rückseite zeigt
eine T-förmige Handhabe, links unten eine eckige
Eisenkrampe und Spuren verschiedener Nieten.
Die beiden zu Marburg befindlichen, bei
Warnecke (die mittelalterlichen heraldischen Kampf-
schilde in der St. Elisabeth-Kirche zu Marburg')
Taf. 1 und 6 abgebildeten Schilde des Hochmeisters
Konrad von Thüringen und des Komturs W.
von Liederbach kommen hier nicht in Betracht;
denn sie sind nicht Ordensschilde, müssen vielmehr
der Zeit entstammen, als die Genannten dem Orden
noch nicht angehörten, da das Führen von Ge-
schlechtswappen den Ordensrittern verboten war.
Von dieser Regel wurde erst zu Ende des 15. Jahr-
hunderts abgewichen.
Zu meiner grossen Freude kann ich den Lesern
einen weiteren Originalschild des deutschen Ordens,
und zwar einen Hochmeisterschild nachweisen. Der-
selbe befindet sich in dem Tiroler Landesmuseum
Ferdinandeum in Innsbruck, woselbst ich ihn sah.
Er ist meines Wissens bisher in der Litteratur völlig
1) Sonst kommt das schwarze Kreuz im weissen Felde ja noch
öfter vor, z. B. zeigt eine Handpavese ira Berliner Zeughause dieses
Wappenbild unter einem roten Schildeshaupte. Dies könnte aller-
dings wohl das Beizeichen einer Komturei gewesen sein.
 
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