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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Koetschau, Karl: Am Beginne des II. Bandes unserer Zeitschrift
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0015

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Am Beginne des II. Bandes unserer Zeitschrift.

Wenn jeder Anfang- schwer ist, so war dieser um so schwerer in einer Zeitschrift, die ein Programm
aufgenommen hat, das überhaupt noch nie in der periodischen Litteratur zum Thema gemacht worden ist,
eine nur spärliche ältere Litteratur zur Grundlage und die Aufgabe hat, seinen Leitgegenstand zu einer
Wissenschaft erst auszubauen.
Der Unterzeichnete gesteht sich selbst, dass er in seinem Bemühen, der historischen Waffen-
wissenschaft eine Vertretung in der periodischen Litteratur zu schaffen, sicher gescheitert wäre, hätte er
nicht zu seiner hohen Freude eine so bedeutende Zahl von für das P'ach begeisterten, kenntnisreichen
Kollegen in aller Welt getroffen und um sich zu sammeln vermocht, treffliche Specialisten, die ihren
Gegenstand voll beherrschen und den mannigfachsten Erwartungen zu entsprechen im stände sind. Erst
durch dieses glückliche Zusammentreffen war die geistige Existenz der «Zeitschrift» gesichert. Die Leitung
sah sich in die Lage versetzt, sich einen Plan zurechtzulegen, und' ihren Weg vorzuzeichuen, um der Ge-
schichtsschreibung, der Kriegswissenschaft, der Kunstarchäologie mit ihren verwandten Zweigen zu dienen.
Es hat1 sich gezeigt, dass die historische Waffenwissenschaft von zahlreichen stillen Arbeitern bereits längst
bebaut worden war und in ihren Elementen nur geschlummert hat.
Drei Jahre sind seit dem Beginne unserer Zeitschrift verflossen, der I. Band derselben ist zum
Abschlüsse gebracht. Dieser äussere Umstand gestattet eine Rückschau auf das Erstrebte, auf das
Erreichte.
Es wäre eine Anmassung, behaupten zu wollen, dass die junge Zeitschrift, herausgewachsen aus
sich selbst, allen Anforderungen schon gerecht geworden wäre. Der Unterzeichnete ist sich wohl bewusst,
dass noch manche Lücken klaffen, dass manches Erreichte von dem Erstrebten weit entfernt geblieben,
dass manches noch der Pflege entgegensieht; aber Eines glaubt er mit seinen verehrten Mitarbeitern er-
reicht zu haben: die Ucberzeugung, dass die historische Waffenwissenschaft eine nicht unansehnliche Stelle
in der geschichtlichen Wissenschaft einzunehmen berechtigt, nimmermehr aus dem historischen Programm
zu streichen ist und an Wichtigkeit und Bedeutung in nächster Zeit nur gewinnen wird.
Unter so günstigen Verhältnissen fällt es dem Unterzeichneten nicht leicht auf das Herz, dass er
sich, bedenklich erkrankt, teils vom Alter gebeugt, gezwungen sieht, die Leitung der «Zeitschrift»
zurückzulegen, aber er übergiebt sie in die Hände eines so kenntnisreichen, bewährten und von der Auf-
gabe voll durchdrungenen Kollegen, dass die kräftigste Weiterentwickelung der «Zeitschrift: nach jeder
Richtung hin gesichert erscheint.
Vom II. Bande an wird der Direktor der herzoglichen Kunst- und Altertümer-Sammlung der
Veste Coburg, Herr Dr. Karl Koetschau, die Leitung der Zeitschrift übernehmen.
Wer in einem Fache ein halbes Lebensalter rastlos gearbeitet hat, dem wird es schwer, wenn
nicht unmöglich, seine Thätigkeit plötzlich einzustellen; der Unterzeichnete wird darum auch noch künftig-
hin nach Kraft und Vermögen als Mitarbeiter sich in den Dienst der «Zeitschrift» stellen und wird sich
innig freuen, wenn seine Beiträge auch fernerhin willkommen erscheinen sollten.
In letzterem Palle wird ihm nach jahrelangem Streben der Abschied von der Leitung leichter, und,
indem er seinen bisherigen verehrten Mitarbeitern und Kollegen den innigsten Dank für alle Mithilfe
entgegenbringt, stellt er sich nun als Genosse entschlossen in ihre Reihen, um unter kräftiger neuer
Leitung an dem Ausbau unseres Wissenschaftszweiges sich weiter zu beteiligen.
Wien, im November 1899.
Wendelin Boeheim.

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