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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

DOI Heft:
Heft 6
DOI Artikel:
Hampel, József: Ein Helm von der pannonischen Reichsgrenze
DOI Artikel:
Forrer, Robert: Studienmaterial zur Geschichte der Mittelalterwaffen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0217

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6. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

201

Westen und Nordwesten Europas, sowie gegen Osten
hin bis zum Schwarzen Meere aus der römischen
Kaiserzeit ziemlich häufig. Hier möge es genügen,
auf zwei interessante ungarische Funde des III. bis
IV. Jahrhunderts hinzuweisen, welche auf barbari-
schem Gebiete gefunden und seit langem bekannt
sind; wir meinen den Schildbuckel von Herpaly,
und den zweiten Grabfund von Osztropataka; letzte-
rer ist durch eine Münze der Herennia Etruscilla
(III. Jahrhundert) genauer datiert.1)
Da der Schildbuckel von Herpaly zu den besten
Beispielen des barbarisch-römischen Mischstiles zu
zählen ist und da derselbe auch zu kriegerischer Aus-
rüstung gehörte, scheint es wohl motiviert, dessen
Abbildung in dieser Zeitschrift zu wiederholen (Fig. 17).
Sowohl die Grillusfiguren, als die Tiergestalten daran
sind antiken Vorbildern entnommen; doch in den
einfachen Saumverzierungen kommen, wie an den
Helmen unserer Serie, unklassische Motive zur Ver-
wendung und es ist interessant, zu beobachten, dass
auch hier das schon an dem Thorsbjerger Helme
beobachtete Motiv des «fallenden Tropfens» sich
wiederholt.
Das Studium dieser Denkmäler trägt manches
bei zur Kenntnis des Geschmacks in den römischen

*) Zuletzt erschienen Beschreibung und Abbildungen
davon im Arch. Ert. 1894; XIV. Bd. S. 395—404 mit Text
von S. Reinach. Der Schildbuckel ist aus Bronze und mit
vergoldetem Silberblech überzogen.

Grenzländern während der späteren Jahrhunderte
des Reiches. Ganz speziell der pannonische Hehn,
gleichwie der Umbo aus dem Barbaricum sind zu-
treffende Beispiele dafür, wie in den römischen
Waffenfabriken dieser Grenzländer gearbeitet wurde.
Barbarische Metallarbeiter sind gewiss auch von
Amts wegen hochgeschätzt worden und die Bezeich-
nung «barbaricarii»/) welche in der Notitia dignita-
tum von Metallarbeitern in staatlichen Waffenfabriken
gebraucht wird, hat sich thatsächlich auf Bar-
baren bezogen, die sich in gewissen Zweigen der
Metalltechnik, speziell in der Inkrustation besonders
auszeichneten, und der Budapester Helm ist eine vor-
treffliche Illustration zu dem oft zitierten Passus des
Codex theodosianus (X, 22, 1), welcher von dem
Verzieren der Helme mit Gold und Silber spricht.
Diese Spezialisten hiessen «barbaricarii sive argen-
tarii», weil Sie die Waffen mit Silber belegten (ar-
gento tegere). So hätte man auch für das oft
erwähnte «opus barbaricum» die entsprechende Er-
klärung gefunden; es bezieht sich auf solche Erzeug-
nisse, wie wir sie in dieser Arbeit behandelten, nicht
aber auf das Damaszieren, wie noch Marquardt annahm.

’) Vgl. die Zusammenstellungen und Erklärungen bei
Marquardt-Mau, Das Privatleben der Römer, II. Bd. 1886.
S. 541 u. ff., sowie S. 653. — Bllimner-Termin u. Techniologie
der Gr. u. Römer, 1887. IV. S. 319. — Zuletzt Seeek, «Bar-
baricarii» in Pauly, Wissowa’s Realencycl. 1896, II. Bd.
S. 2856.

Studienmaterial zur Geschichte der Mittelalterwaffen.
Von Dr. R. Forrer- Strassburg.

ine bekannte Sache,
dass Kostüme und
Waffen sehr wichtige
Alterskennzeichen
zur Datierung alter
Pergamentminia-
turen, Manuskripte,
Gemälde, Fresken
u. dergl. m. abgeben.
Ebenso bekannt ist
aber auch, dass eben
derlei Denkmäler,
seien sie aus Stein, Holz, Pergament oder Papier,
für die Waffenkunde selbst oft unschätzbar wichtig
sind, denn sie ergänzen die vielfach nur noch frag-
mentarisch erhaltenen Originale — in manchen
Fällen sind wir sogar ganz auf jene bildlichen Dar-
stellungen angewiesen, d. h. fehlen Originale gänz-

lich und geben uns einzig und allein jene Denkmäler
Aufschluss über Form und Handhabung gewisser
Waffen. Was bleibt uns zum Beispiel an thatsäch-
lich en Kenntnissen über die Form der karolingischen
Helme übrig, wenn wir von dem absehen, was wir
in dieser Plinsicht aus den alten Miniaturen lernen
können? Was wüssten wir, um eine näher gelegene
Zeit heranzuzieheo, über die Handhabung der ersten
Feuerwaffen und die Art und Weise ihrer Aufstellung
vor dem Feinde, wenn nicht alte Miniaturen und
Handzeichnungen uns zahlreiche Abbildungen ge-
schäfteter Feuerrohre,- Darstellungen der Geschütz-
schutzwände u. s. w. erhalten hätten. Ist nun der
Wert der alten Miniaturen etc. für die Waffenkunde
ein unbestrittener, so muss doch konstatiert werden,
dass immer noch nicht unter diesem Gesichtspunkte
an eine Sammlung solcher Dokumente gedacht
worden ist. Die Waffenwerke ziehen die Miniaturen
 
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