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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 10
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Ehrenthal, Max von: Franz Grossschedel zu Landshut und einige seiner Werke
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Forrer, Robert: Ueber Waffen- und Burgen-Rekonstruktionen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0390

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37°

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

ff. Band.

sie sich von jenen wesentlich, und auch die Aus-
führung' der Aetzmalerei zeigt eine andere Manier
als die an den Peffenhauserschen Harnischen. Ein
weiterer Umstand, der gegen Augsburg spricht, ist
das Fehlen der Beschaumarke, die man gerade an
den Arbeiten aus jener Stadt, wo die Zunftgesetze
mit besonderer Strenge gehandhabt wurden, fast
regelmässig findet. Liegt es nun nicht nahe, die
besprochene Harnischgarnitur für diejenige Arbeit
Grossschedels anzusehen, die der Meister zwischen
1568 und 1570 für Kaiser Maximilian II. antertigte?
Jedenfalls sprechen gewichtige Momente für diese
Annahme. Verschweigen wollen wir indes nicht,
dass die Wiener Garnitur sich von den Dresdener
Harnischfragmenten doch in einigen Formen sowie
auch in Bezug auf die Aetzmalerei unterscheidet.

Immerhin erscheint das Dunkel, das bisher über
die künstlerische Individualität FranzGrossschedels
schwebte, gelüftet. Von den beiden angeführten
Harnischgarnituren dürfte die eine wohl mit Sicher-
heit als eine Arbeit des Meisters anzusehen sein.
Irrige Annahmen aber, wie sie in C. Gurlitts Werk
«Deutsche Turniere, Rüstungen und Plattner, Dresden,
1889», in dem bereits angeführten Catälogo der
Real Armeria und in L. Roberts Catalogue
du Musee d’Artillerie (Paris 1889—1893) zu
finden sind, können wohl als beseitigt angesehen
werden. Bei weiteren Forschungen der Fachgenossen
nach Werken des berühmten Landshuter Meisters
wird aber unseres Erachtens nicht allein auf die
Plattnerarbeit, sondern auch auf die Aetzmalerei ein
scharfes Augenmerk zu richten sein.


Ueber Waffen- und Burgen-Rekonstruktionen.1)
Von Dr. R. Forrer.

ic jedes Ding, so hat auch die
Frage der Rekonstruktion
alter Denkmäler ihre zwei
Seiten. Und für beide
Seiten finden sich stets
eifrige und, wie nicht zu
leugnen ist, kompetente
Verfechter. Was ist nicht
alles für und gegen die Re-
konstruktion des Römerkastells Homburg geschrieben
und gesprochen worden? Was gegen die vom deut-

schen Kaiser angeregten Ergänzungen antiker Statuen
für und gar erst für und gegen die von derselben
Stelle ins Werk gesetzte Restauration bezw. Rekon-
struktion der Hohkönigsburg. Dazu treten die nun
vollendeten Rekonstruktionen der Marienburg- in
Preussen, der Jung-St. Peterskirche zu Strassburg,
der projektierte Wiederaufbau des Heidelberger
Schlosses u. a. m.
Die zahlreichen Gegner dieser Rekonstruktionen
bringen für ihre Ansichten durchaus triftige Gründe
bei und sie werden zum nicht geringsten Teil

rl Anmerkung' der Schriftleitung. Der Herr Verfasser betont von vornherein, dass in der Frage der Wieder-
herstellung alter Denkmäler, seien sie welcher Art sie wollen, die Meinungen sehr auseinandergehen. Der grundsätzlichen
Bedeutung wegen möchte Uber die ihrige die Schriftleitung keinen Zweifel bei den Lesern aufkommen lassen, die zwar
vielfach mit der des Herrn Verfassers übereinstimmt, aber die von ihm angestrebte Vermittlung ablehnt.
Es scheint mir nicht scharf genug zwischen Erhaltung und Wiederherstellung geschieden zu werden.
Erhaltung ist eine Pflicht, der wir uns nie entziehen dürfen. Eine Burgruine muss unter allen Umständen erhalten
werden, aber das geschieht nicht dadurch, dass man sie ausbaut und wieder eine vollständige Burg zu errichten sucht,
sondern dadurch, dass man die Reste, so wie sie sind, vor weiterem Verfall mit den Hilfsmitteln, die uns die Technik
bietet, schützt. Freilich ist das eine entsagungsreiche Arbeit, aber die Achtung, die wir allen Thatsachen und allem That-
sächlichen entgegenbringen sollen, und die der Grundpfeiler der historischen Arbeit ist, wird diese Entsagung nicht zu
schwer erscheinen lassen. Wiederherstellungen vergewaltigen ebenso die Kunst der Vorzeit, wie das
Kunstempfinden unserer Zeit, die eine, indem ihr etwas Fremdartiges aufgepfropft wird, denn all unsere Stilweisheit
wird nie und nimmer Stilechtheit sein können, das andere, indem sie es zwingen, sich in eine abweichende, also ihm nicht
natürliche Formensprache hineinzuleben, ohne dass die Möglichkeit gegeben wäre, dass der Wiederhersteller für die völlige
Entäusserung seines eigenen Selbst, das doch hierbei nötig ist, wirklich das Denken, Empfinden und Sehen der Vorzeit
sich eintauschte. Sehr leicht wird die Denkmalpflege, von der wir so viel reden, zur Denkmalschädigung, ja Denkmal-
vernichtung, und eine himmelweite Kluft trennt die Denkmalpflege von der Denkmalergänzung..
Will eine Wissenschaft die Summe des Erkannten für die Volksbelehrung, was sie zweifellos thun soll, fruchtbar
machen, so genügt es vollkommen, im Bilde das Erkannte darzustellen. Hat man sich geirrt, so ist doch dann später
der Schaden leicht zu beseitigen und der Irrtum steht nicht in monumentalem Material, etwa in Stein oder Erz, unseren
Nachkommen gegenüber, vor allem aber bietet das Alte, das unangetastet blieb, in seinen Resten wenigstens noch Wahrheit,
während sie, wenn ergänzt, der — wenn auch ungewollten — Unwahrheit dienstbar gemacht werden. — —
Um noch mit einem Wort auf unseren besonderen Fall zu kommen: gegen den Grundsatz, von dem Gimbel bei
seinem Werk ausging, ist gewiss nichts einzuwenden. Im Gegenteil, ich wüsste kaum in der neueren Waffen-Litteratur
etwas, woraus man so viel und so mühelos lernen kann, wie aus dem Gimbelschen Buch. Wohl aber wäre zu tadeln, wenn
jemand an den Gegenständen seiner Waffensammlung alle fehlenden Teile neu arbeiten und hinzufiigen Hesse, während ein
z. B. neben der unvollständigen Rüstung aufgehangenes Bild der zur Vollständigkeit ergänzten Rüstung vollkommen genügt
und alle falschen Beine u. s. w. unnötig macht.
 
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