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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 11
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Engel, Bernhard: Zwei Rüstungen aus Fürstenwalde a. d. Spree
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Forrer, Robert: Studienmaterial zur Geschichte der Mittelalterwaffen, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0424

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404

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

II. Band.

einen zum Umklappen eingerichteten Rüsthaken.
In den Handschuhen hat sich das Lederfutter er-
halten. Das Weichenstück ist auf die Brust ge-
nietet. Der Kragen liegt auch bei dieser Rüstung
fälschlich über der Brust. Bemerkenswert sind
die auf den Kragen genieteten Seitenlappen aus
Ringgeflecht, welche ' die Achselhöhlen schützen,
also die Stelle der Flüge vertreten.
Der Helm, von welchem ich in Fig. 5 eine
Seitenansicht in grösserem Massstabe gebe, gehört
offenbar nicht zu der Rüstung, welche einen Maxi-
milianshelm erfordert. Jenes beweist auch der Um-
stand, dass die sternblumenförmigen . Rosettchen,
welche den unteren Rand des Helmhalses umziehen,
von anderer Gestalt sind als die auf dem Harnische
selbst z. B. auf den untersten Folgen der Bein-
taschen sitzenden; letztere gleichen denjenigen des
ersten Harnisches.
Der Helm ist dickwandig und wiegt bei 35 cm
Höhe 4,85 kg. Die Glocke mit der zurückliegenden,
abgerundeten Spitze2) lehnt sich noch an die
2) Auch die nordischen Schallem haben eine spitze
Glocke z. B. Demmin, S. 518 Fig. 68 u. 69.

spätere Beckenhaube an (vgl. Boeheim S. 41 bezw.
Fig. 21). Hinten hat die Glocke, ein eingezogenes,
überaus schmales Nackenstück (vgl. Boeheim Fig.
29, 35)- Seitlich hängen an der Glocke in Schar-
nieren die Backenstücke mit Kinnreff und Hals, von
denen das linke über das rechte übergreift und
auf demselben mittelst eines Wirbels festgehalten
wird. Das aufschlächtige, wie bei Hundsgugeln
auch zum Abstecken eingerichtete Visier ist kugelig
und siebartig durchlöchert.
Die Kugelhelme des 15. Jahrhunderts (Boe-
heim S. 37) haben ihr Vorbild wohl in den ge-
schlossenen Helmen gefunden, von welchen der
unsrige ein Beispiel bietet. Auffallend ist jeden-
falls die Ähnlichkeit mit dem Kugelhelme Nr. 70
der Sammlung Kuppelmayr. Vgl. Boeheim Fig.
159, Demmin S. 413 und S. 511 Fig. 49, weiter
Boeheim Fig. 617.
Als Marke trägt der Hehn ein Schildchen mit
3 Kreuzen (Abbildung Fig. 6). Beide Rüstungen
sind mit einem der Neuzeit angehörigen Anstrich
von schwarzem Eisenlack versehen.

Studienmaterial zur Geschichte der Mittelalterwaffen.
Von Dr. R. Forrer-Strassburg.
(IV. Fortsetzung.)


nter den Handschriften der
ehemaligen Sammlung Sa-
ks, welche auf der an
Pergamentmanuskripten so
reichen Metzer Stadt-
bibliothek aufbewahrt
wird, befindet sich eine
französische«Apocalipse
en latin« des XIII. Jahr-
hunderts, welche mit
Federzeichnungen eines

11. Federzeichnungen
Metzer «Apocalipse en latin»
XIII. Jahrhunderts.

des

I

ganz hervorragenden französischen Meisters ge-
schmückt ist. Vier dieser Federzeichnungen re-
produziere ich auf einer Lichtdrucktafel'), weil diese
vier Bilder auch an dieser Stelle Beachtung ver-
dienen. Die erste dieser vier Miniaturen zeigt
mehrere gewappnete Reiter, alle in Ringpanzern,
bestehend in Rüsthosen und Gugelhaubert. Der

x) Aus Versehen wurde die Tafel bereits dem zehnten
Heft beigelegt.

vorderste Reiter trägt am Knie eine Knieschutz-
scheibe, die anscheinend nicht mit Riemenwerk
befestigt, sondern direkt in das Ringwerk vernietet
ist. Der mit einem Stachelsporen versehene rechte
Fuss steckt in einem dreieckigen Steigbügel. Einige
der anderen Reiter tragen über der Ringgugel
flache blecherne Hauben, die allem Anscheine nach
mit Metallschienen verstärkt sind. Als Bewaffnung
figurieren Lanzen mit Widerhaken, Schwerter und
eine Lanze mit gabelartiger Doppelspitze.
Das zweite Bild führt uns einen Geharnischten
zu Pferde vor, der über dem Haubert den Waffen-
rock trägt. Dieser, heraldisch gemustert, wird von
zwei Gürteln zusammengehalten, einem geknote-
ten aus schmalem Riemenwerk und einem lose
herabhängenden breiten Schnittes; der untere ist
wohl der zum Waffenrock gehörige, der andere,
breite Gürtel dagegen derjenige, an welchem
Schwert (und Dolch) zu hängen hatten. Das
Schwert ist sehr lang, eine Beobachtung, welche,
gerade auf Miniaturen des XIII. Jahrhunderts häufig
zu machen ist und nicht ohne Grund sein dürfte:
damals hauptsächlich vollzog sich der Umschwung,
der die breite kurze Klinge des Carolingerschwertes
in eine nur am Griff breite, nach vorn sich wesent-
 
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