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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 10
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Sixl, P.: Zur Geschichte des Schiesswesens der Infanterie: Vortrag gehalten im militär-wissenschaftlichen Vereine zu Kaschau im Wintersemester 1900/01 (Schluss)
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Schalk, Karl: Die historische Waffensammlung der Stadt Wien im Zusammenhange mit der militärischen Organisation der Stadt, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0400

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380

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

II. Band.

wisse Schiessen, da man nicht anschlage,
verhütet bleibe».1)
Die im Jahre 1519 zum Bundesheere beigestell-
ten 150 Nürnberger Büchsenschützen werden aus-
drücklich als solche bezeichnet, die — wohl infolge
ihrer guten Ausbildung — an der Wange abschiessen
konnten; die im Jahre 1570 auf dem Reichstage zu
Speier gegebene Fussknecht-Bestallung enthält die
bestimmte Forderung, «die Büchsenschützen sollen
auch monatlich geübt und ihnen am Backen an-
zuschlagen und abzuschiessen eingebunden werden».
Wallhausen macht bezüglich des Schiessens im
Gefechte noch folgende charakteristische Bemer-
kung: «Wenn mancher nur sein Gewehr ge-
loset, es sei ordentlich oder unordentlich
geschehen, denkt er, er habe sich tapfer ge-
braucht und habe seine Sache wohl ver-
richtet!»
Ueberblickt man das Schiesswesen in der Zeit
vom Aufkommen der Feuerwaffen bis zum Dreissig-
jährigen Kriege, so muss zugegeben werden, dass das
Schiessen nach der Scheibe oder nach anderen feld-
massigen Zielen auf den Schiessplätzen sowohl in
1 Toll, Die ersten Büchsenschützen, die an der Wange
abschossen. Im Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit.
1866. 172 ff.

Bezug auf die Waffe, als auch in Bezug auf die
Durchführung der Uebungen hochentwickelt war
und dass selbst die neueste Zeit hier wenig hin-
zuzufügen hatte.
Das Schiessen im Gefechte, bezw. die Ausbil-
dung für dasselbe, konnte schon infolge der Un-
vollkommenheit der für den Feldgebrauch bestimm-
ten Gewehre keine besonderen Erfolge erreichen.
Die Ausbildung war nur bestrebt, die Schützen mit
den einfachen Zielregeln vertraut zu machen, die
Lad- und Feuergriffe, sowie das Schiessen einzu-
üben, den einzelnen Schützen sein Manöver beim
Schiessen in der Abteilung einzulernen und die
Schützen so weit in Gehorsam zu bringen, dass
sie das Feuer im Gefecht nicht ohne Befehl er-
öffnen.
Wenn auch die Unvollkommenheit der Waffe
keine augenfälligen und besonders bemerkenswerten
Erfolge im Gefechte erwarten liess, so haben doch
einzelne erfahrene Kriegsmänner die Beobachtung ge-
macht, dass der weitaus grösste Teil der Fehl-
schüsse den Schützen zukommt und dass in
dieser Beziehung — so wie heute! — nur durch
stramme militärische Erziehung und durch an-
haltende gründliche Ausbildung eine Abhilfe
geschaffen werden kann!


Die historische Waffensammlung der Stadt Wien im Zusammen-
hänge mit der militärischen Organisation der Stadt.
I Von Karl Schalk.
(Fortsetzung.')
II. Periode der Bürgerwehr von 1648 -) bis 1805.
Ihn Jahre 1645 errichtete die Stadt einen
Kursus zur Lehrung des «Stuckrich-
tens» durch den «beriemten kaiserl.
Pixenmeister und Feuerwerker» Jo-
hann Gerst und zwar für fünf Schüler;
als Lehrgeld für den einzelnen wurden
12 Reichsthaler festgesetzt.2 3) Um die
Leistungen der Schüler zu erproben,
wurden «Schimpf und Ernstfeuern»
veranstaltet.
Im Jahre 1671, dem Jahre der Reaktivierung der
Wiener Bürger-Artillerie, wurde ein Probeschiessen
und Ernst-Feuerwerk zu Ehren der Niederkunft der
Kaiserin abgehalten. Damals gab es 50 bürgerliche


2) Statt des Jahres eines Lokalereignisses (1645) wurde
das für die deutsche Geschichte nächstliegende Epochenjahr
1648 als Zeitabschnitt unserer Periodeneinteilung gewählt.
3) UhlirZ 1. c. Bd. XXXI. S. 92.

Büchsenmaister; Instructor war der Kaiserl. Feuer-
werker Joh. Jacob Kochel.4)
Solche Feuerwerks - Proben wurden auch in
späterer Zeit abgehalten. Die städtischen Samm-
lungen (Gruppe: Bürgermilitär) besitzen Abbildungen
von solchen aus den Jahren 1684, 1703, 1724
und 1734.
Im Jahre 1684 wurde in der Zeit vom 12. bis
16. September zur «Jahresbegegnuss des Entsatzs der
kays. Residenzstatt Wien am Schpirckebiegel» (Spör-
kenbühel im heutigen IX. Bez.) vor dem Schotten-
thor eine Feuerwerks-Prob vorgenommen. Dabei
wurde mit den alten und mit den neuen Feuer-
werkern probirt. Die Compagnie der Pixen-
maister bestand damals aus IOO Mann. Zur Er-
gänzung dieser Zahl waren 12 Feuerwergker und

4) Oberk.-R. 1671, Ausg. Fol. 20ia.
 
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