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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 4
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0134

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120

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

II. Band.


Modell einer Feldrüstung im Bayerischen Natio-
rtaimuseum zu München. (Mit zwei Originalaufnahmen
des Verfassers.) In die Waffensammlung des Bayerischen
Nationalmuseums, das schon ein prächtiges Stechzeug-
modell der ehemaligen Sammlung Kuppelmayr besitzt
(Abb. im VersteigeruDgskataloge dieser Sammlung, Taf.
XI u. XII, München 1895), gelangte in neuester Zeit das
schöne Modell einer Feldrüstung, das wir heute nach
Photographien wiedergeben.
Der Heim mit niederem Kamme hat ein hohes
Kinnreff, aufschlächtiges Visier mit Augenschlitz und durch
Aetzung angedeutete Luftlöcher. Visier und Kinnreff
sind um dieselbe Rosette drehbar. Auf dem Scheitel
der Glocke eine Oeffnung zum Anbringen der Federn.
Vorder- und Hinterstückpanzer durch Aetzleisten
verziert, an den Schultern keine Brechränder. Die Brust

mit Gräte und leichtem Gänsebauch; rechts einfacher
Rüsthaken. Die Schiebungen am Vorder- und Hinter-
schurz durch Aetzung angedeutet. %
Armzeug mit grossen, keulenförmigen Achselstücken
und geätzten Ellenbogenkacheln. Handschuhe fehlen.
Einfaches Landsknechtsschwert ohne Scheide. Beinzeug
entsprechend, und Entenschnabelschuh.
Sattel aus Holz, Vorder- und Hintersteg beschlagen
und geätzt.
Rossstirne mit grossen Seitenklappen und Ohren-
bechern; die Federhülse fehlt. Mähnenpanzer siebenmal
geschoben, Halsstück aus Schienen und Maschenwerk,
alles durch Aetzung angedeutet. Brustpanzer in Tonnen-
form mit zwei getriebenen Löwenköpfen. Einfacher
Flankenpanzei. Der gerippte Grat des Krupppanzers geht
in den Schwanzriemenpanzer in Form eines Drachenkopfes
über. Alles reich geätzt.
Die Entstehuugszeit des Modells, dessen Gesamthöhe
0,42 m beträgt, ist etwa zwischen 1560 und 1570 zu setzen.
Die Holzfigur des Reiters ist mit einem Unterkleid aus
gelber Seide versehen; Arme im Ellenbogen und in der
Schulter, Beine im Knie beweglich. Das kunstlos ge-
schnitzte Pferd ebenso wie der hölzerne Reiter aus etwas
späterer Zeit, etwa um 1620.
 
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