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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 4
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Meinungsaustausch
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Litteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0136

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122

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

II. Band.


Frage i: Herr A. v. S. in P. fragt an, welches die
richtige Schreibweise der Namen Ferrara (Ferraro, Feraro),
Ayala (Aiala) und Piccinino (Picinino) sei, und ob hieraus
wohl auf die Echtheit der mit gedachten Namen bezeichneten
Klingen geschlossen werden könne.
Antwort auf i: Die Beantwortung dieser Frage ist
durchaus nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick viel-
leicht den Anschein hat; auch ist es unmöglich, sie in dem
eingeschränkten Rahmen, der in der Zeitschrift dafür ver-
fügbar ist, gründlich zu behandeln. Der Fragesteller möge
sich daher mit der folgenden kurzgefassten Antwort begnügen.
Der Name des zuerst genannten Klingenschmiedes findet sich
am häufigsten Feraro geschrieben; mit dieser Bezeichnung
bewahrt das Historische Museum zu Dresden zwei echte
Klingen. In der Leibrüstkammer zu Stockholm dagegen ist
eine Klinge, an deren Echtheit nicht zu zweifeln ist, Andrea
Ferrara signiert. Mit der Bezeichnung Ferraro, bez. Andrea
Ferrara, finden sich wiederum Nachahmungen im Historischen
Museum zu Dresden. Nach Boeheim, «Meister der Waffen-
schmiedekunst», kommt der Name, der vom Handwerk ab-
geleitet ist, sowohl in den angeführten als auch noch in
anderen Schreibweisen in den Büchern der Kathedrale zu
Belluno vor. Es dürfte daher die Echtheit der gedachten
Klingen weniger an der Schreibweise des Namens als an
ihrer Struktur zu erkennen sein und empfiehlt sich in zweifel-
haften Fällen ein Vergleich mit fraglos echten Feraro-Klingen,
Der Meister führte überdies noch eine Marke, ein gekröntes
S mit Auge zwischen Buchstaben und Krone in einem spa-
nischen Schilde, die zumeist mit dem Namen zusammen, hier
und da aber auch allein auf seinen Klingen vorkommt. —
Der Schreibweise des Namens Ayala mit y sind wir auf
echten Klingen des Meisters noch nicht begegnet; die Inschrift
lautet vielmehr auf diesen stets Tornas de Aiala, mit i ge-
schrieben. Es erscheint uns daher zweifelhaft, ob ein Degen
im Musee d Artillerie zu Paris, J. 126, Catalogue par L. Robert,
en 1889, mit der Jahreszahl 1570 am Knauf des Gefässes,
echt, bez. ob der in spanischen Schrifttypen eingeschlagene
Meistername richtig gelesen worden ist. Im Catalogo de la
Real Armeria de Madrid vom Conde de Valencia de Don
Juan, 1898, wird der Name im Text auf S. 232, 239, 243
Aiala, im Verzeichnis aber Ayala geschrieben, ein Wider-

spruch, der vielleicht durch die heutige Schreibweise des
Ortes Ayala in der Provinz Alava, wohl dem Geburtsorte
unseres Meisters, veranlasst worden ist. Ausser mit dem
Namen signiert derselbe häufig noch mit einem auf seinen
Vornamen bezüglichen Stempel, einem T mit einem S darüber
in spanischem Schilde. Die Aiala-Klingen waren ausser-
ordentlich gesucht und wurden daher vielfach gefälscht.
Nachahmungen sind jedoch unschwer sowohl an der weniger
sauberen Arbeit als auch an der geringen Güte des Materials
zu erkennen. Aber auch durch die Typen der Buchstaben,
mit denen der Name eingeschlagen ist, sowie durch dessen
Schreibweise, z. B. Thomas — anstatt Tornas, dAyala _
anstatt de Aiala, in Toledo — anstatt en Toledo, sind die
Plagiate leicht von den Originalen zu unterscheiden. — Als
Schreibweise des dritten Namens erscheint uns Picinino mit
einem c als die allein richtige; eine echte Klinge mit der
Bezeichnung Antonio oder Federico Piccinino, mit cc, haben
wir noch nicht gesehen. Da, wo der Name innerhalb einer
ovalen Kartusche auf Klingen vorkommt (vergl. Boeheim,
Meister der Waffenschmiedekunst, oder Catalogo della armeria
reale, di Angelo Angelucci), ist er stets mit einem c wieder-
gegeben; trotzdem aber schreiben fast alle Fachgenossen
Piccinino. So lautet der Name des Meisters in dem illustrierten
Werke über die Kgl. Leibrüstkammer zu Stockholm von
C. A. Ossbahr, so in dem Guida- del raccoglitore e dell amatore
di armi antiche di Jacopo Gelli, Milano 1900, und anderen
Fachschriften. Worauf diese Schreibweise sich stutzt, ob auf
archivalische Unterlagen, ob etwa Antonio Petrini in seinem
Manuskript über Mailänder Waffenschmiede den Namen so
schreibt, oder ob ein etymologisches Moment für gedachte
Orthographie vorliegt, da piccinino auf deutsch «sehr klein»
heisst und der Name von diesem Worte hergeleitet sein
dürfte, ist'uns unbekannt. Bevor wir aber nicht eines anderen
belehrt werden, können wir uns nur an die uns auf Klingen
allein bekannte Schreibweise Picinino mit einem c halten
und bestätigt unseres Erachtens dieser Stempel auch deren
Echtheit, während Klingen mit der Bezeichnung Piccinino
oder Piccinio oder gar Piccino, bez. Pichinino als Nach-
ahmungen anzusehen sind. — Erwähnt sei Insbesondere für
den Fall einer Entgegnung, dass es uns natürlich nicht un-
bekannt ist, wie häufig in der damaligen unorthographischen
Zeit es vorkam, dass die Namen eines und desselben Meisters,
bez. einer und derselben Familie in verschiedener Schreib-
weise erscheinen. Es möge hier nur auf die Namen der
Solinger Klingenschmiede Koller, Keuler, Kuler, an die
Paether, Pather, an den Büchsenmacher Balthasar Dressier,
Drechsler in Dresden, der als Marke eine Eule mit den Buch-
staben B. T. gebrauchte, hingewiesen werden. Ja, wir halten
es sogar nicht für unmöglich, dass der Plattner Valentin
Siebenbürger während einiger Zeit einen Stempel führte, der
neben dem «Stechhelm mit einer heraldischen Lilie als Zimier»
die Buchstaben F. S., also Falentinl zeigt, obgleich dies von
anderer Seite bestritten wird. M.

Die Schriftleitung glaubt mit dem «Meinungsaustausch» eine Einrichtung zu treffen, die den
Lesern der Zeitschrift willkommen sein wird. Möge sie fleissig von allen Seiten benutzt werden! Um
die Ungezwungenheit im Fragen und Antworten zu ermöglichen, wird vorgeschlagen, dass Fragesteller
und Antwortgeber sich nur mit einer Chiffre bezeichnen, wie es hier bereits geschehen ist.



Hefner-Alteneck, Dr. J. H. v., Lebenserinnerungen.
München 1899. (Nicht im Handel.) 404 S.
Die Memoiren-Litteratur ist in den letzten Jahrzehnten
eifrig gefördert worden. Sie wird von den späteren Histo-
rikern wohl mehr zu Rate gezogen, sicherlich aber mehr
genossen werden, als die stattliche Reihe von Werken, in

denen jetzt schon eine Uebersicht über die Entwicklung der
letzten hundert Jahre, sei es im grossen und ganzen, sei es
Uber einzelne Kulturzustände, zu geben versucht wird. Denn
ganz anders wird sich die Zeit in einer Selbstbiographie
darstellen, wo sie in ihren mehr oder minder dramatischen
Beziehungen zu einer scharf ausgeprägten Persönlichkeit ge-
schildert wird, als in der wissenschaftlich zergliedernden
Abhandlung des Gelehrten, der ebenso wie die weiter zurück-
liegenden Jahrzehnte, auch die kaum schon Vergangenheit zu
nennende Periode in ein ausgeklügeltes Paragraphen-System
hineinzwängt.
Derartige Gedanken stellten sich ein, als ich eben von
dem Studium eines solchen gelehrten Werkes kam und mir ein
freundliches Geschick die Leb ens er inner un gen von Dr.J.H.
v. Hefner-Alteneck auf den Schreibtisch legte. Der warme
Ton der schlichten Erzählung fesselte mich bald ganz. Und
 
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