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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 5
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Liebe, Georg: Die sociale Wertung der Artillerie
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Erben, Wilhelm: Zur Deutung der Klingeninschrift 'Fringia'
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0165

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5. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

151

dass etwa zu derselben Zeit 1440 die Buchdrucker-
kunst erfunden sei, die so viel Segen gestiftet habe.
Einen wichtigen Schritt vorwärts für die solda-
tische Stellung der Artillerie war Brandenburg zu
thun Vorbehalten. Der Grosse Kurfürst, der durch
die Verstaatlichung der Regimenter, durch die Ein-
führung der Uniform bahnbrechend für die Moder-
nisierung des Kriegswesens gewirkt hat, der es ver-
stand, bei Fehrbellin sein Geschütz durch Anpassung
an das Gelände zu überraschender Geltung zu bringen,
er ist es auch gewesen, der die Artillerie zur dritten
Waffe erhoben hat. Nachdem noch 1672 eine Ord-
nung für die Artilleriebedienten in den kurfürstlichen
Festungen ergangen war, die auch den Büchsen-
meistereid enthielt, erfolgte 1683 die Errichtung von
fünf Kompagnien. Auch seine Nachfolger wandten
der neuen Waffe fortgesetzt ihre Aufmerksamkeit
zu, und es ist bezeichnend, dass wenigstens in den
höheren Stellungen jetzt die Angehörigen alter Fa-
milien erscheinen, so der ausgezeichnete v. Linger,
der 1743 zum General der Artillerie ernannt wurde.
Indessen, wenn auch der soldatische Charakter der
Artillerie entschieden, ihre Verbindung mit dem
Bürgertum, wie bei den bekannten Anschauungen
Friedrich Wilhelms I. selbstverständlich, gelöst war
—■- für gleichberechtigt wurde sie deshalb noch
keineswegs angesehen, auch war die Entwickelung
in Preussen am weitesten fortgeschritten. Wenn der
Zunftcharakter auch rechtlich beseitigt war, sozial
klebte er den einzelnen Mitgliedern immer noch an.
Gingen doch immer noch die Offiziere vielfach aus
dem Handwerkerstande hervor; jedenfalls pflegten
sie von der Pike auf zu dienen, und ihr Wissen

beschränkte sich weit entfernt von theoretischer
Durchbildung auf eine Anzahl handwerksmässiger
Kunstgriffe. Bei ihrer sozialen Einschätzung auf die
unsoldatischen Beschäftigungen der Materialverwal-
tung und Munitionsverwaltung zu sehen lag nahe,
da ihnen selbst die Lustfeuerwerkerei als Krone des
Berufs galt, nach deren Erlernung man in altherge-
brachter Weise unter Erteilung eines Lehrbriefes
losgesprochen wurde.1) Für Preussen bedeutete der
Siebenjährige Krieg wohl einen neuen Fortschritt;
nicht nur die Zahl wurde ausserordentlich vermehrt,
es trat auch durch die Abtrennung der Depotver-
waltung das soldatische Element in der Feldartillerie
schärfer hervor, und das offensive wurde durch die
1758 erfolgte Einführung der reitenden Artillerie
verstärkt. Und doch kam die mindere Ehre der
so gehobenen Waffe zum schneidenden Ausdruck
darin, dass bei ihr allein ausser den als irregulär gel-
tenden Flusaren Bürgerliche als Offiziere zugelassen
wnrden.
Die entscheidende Aenderung geschah erst mit
der Einrichtung militärischer Bildungsanstalten für
die Offiziere der Artillerie, wodurch gleicherweise
das wissenschaftliche wie das Standesinteresse be-
tont wurde. Die erste dem bekannten Gründungs-
jahre nach ist die kursächsische von 1766, aber
zum mindesten ebenso alt ist die des Grafen zur
Lippe. Aus ihr ist der hervorgegangen, der wie
der Artillerist Bonaparte auf taktischem Gebiete, so
auf organisatorischem die neue Zeit heraufführte:
Scharnhorst.

•) Lehmann, Scharnhorst, S. 21.



Zur Deutung der Klingeninschrift FRINGIA.
Von Dr. Wilhelm Erben in Wien.

jn seinem Aufsatz über Genuesische Klingen
hat Direktor von Ehrenthal die Frage
nach der Auflösung des Wortes Fringia,
welches auf ungarischen Klingen des 16.
bis 18. Jahrhunderts vielfach nachgewie-
sen ist, berührt, und dabei (oben S. 74)
die in der zweiten Auflage des Kataloges
des k. und k. Heeres-Museums (Wien
1895) S. 142 auf Grund eines Hinwei-
ses des verstorbenen ausgezeichneten
Wafifenkenners Quirin v. Leitner von mir ausge-
sprochene und in der vorjährigen Ausgabe (S. 107)
wiederholte Herleitung dieser Inschrift von «frän-
kisch», d. h. im Sinne der Türken abendländisch,
verworfen. Daran anknüpfend will ich versuchen

zu zeigen, was mich bewogen hat und noch heute
bestimmt, diese Erklärung für die wahrscheinlichste
zu halten und weshalb ich die von Boeheim vor-
gebrachte und nun von Ehrenthal wieder verfochtene
Deutung (Ferdinandus Rex IN Germania Imperator
Augustus) als unannehmbar betrachte.
Die Kürzung eines längeren Regenten- oder
Adelstitels durch Anwendung der Anfangsbuch-
staben ist schon im 16. Jahrhundert weit verbreitet,
besonders dort, wo es sich um Beischriften zu
einem Wappen handelt. Aber es ist zu beachten,
dass in diesen Fällen die einzelnen Initialen, so-
viel ich sehe, regelmässig mit dem Kürzungs-
punkt versehen erscheinen. Fliesse es'also auf den
Klingen F-R-I-N-GT-A-, wie Demmin fälschlich
 
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