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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 2
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Ehrenthal, Max von: Genuesische Klingen, [1]
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Boeheim, Wendelin: Ein Besuch der Waffensammlung im kgl. Nationalmuseum zu Florenz
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0042

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28

Zeitschrift für historische Waffenknnde.

II. Band.

hunderts daselbst mehrere, die ganz dem Charakter
der genuesischen Klingen entsprechen. Sie zeigen
drei oder vier sauber ausgearbeitete Blutrinnen und als
Meisterzeichen den «halben Reichsapfel» in Tausia,
ähnlich wie bei der Marke Fig. i. Im Schweizer
Landesmuseum zu Zürich, jener Mustersammlung in
Bezug auf innere Einrichtung des Gebäudes, sowie
wissenschaftliche Ordnung und Aufstellung der Gegen-
stände, trägt ein Reitschwert (697) vom Anfang des
17. Jahrhunderts die Sichelmarke in dekorativer Folge
untereinandergestempelt, ähnlich wie bei Fig. 2. Als
Meisterzeichen führt die Klinge ein Doppelkreuz.
Ihrer Form nach sind daselbst noch die Klingen
eines Zweihänders (656) mit vier bis zur Hälfte lau-
fenden Blutrinnen, sowie eines Courtelas (Dep. H.
A. 25) mit drei Blutrinnen, genuesisch.
Im Germanischen Nationalmuseum zu Nürnberg
findet sich die einfache Sichelmarke auf der Klinge
eines Landsknechtschwertes vom Anfang des 16. Jahr-
hunderts (Saal 51, Schrank III). Daneben ist die
bei Fig. 3 abgebildete Schmiedmarke eingeschlagen.
Eine Schwertklinge in demselben Saale (Schrank XIX)
zeigt das Meisterzeichen von Fig. 6, jedoch ohne
Ortsmarke. Die charakteristischen vier Blutrinnen
sowie ein Wappen, dessen heraldische Komposition
auf Italien weist, verraten die Herkunft der vom
Ende des 16. Jahrhunderts stammenden Waffe. Auf
einem Zweihänder in der IV. Reihe kommt das vor-
genannte Meisterzeichen wiederum in Verbindung
mit der Sichelmarke vor; ein anderer Zweihänder
führt auf der Klinge neben der Ortsmarke noch
einen Schmiedstempel (Fig. 7), welcher in seinen
Umrissen eine gewisse Verwandtschaft mit dem
Stempel 6 aufweist, wie dies bei Marken aus einem
und demselben Orte mitunter zu finden ist.
In der Waffensammlung weiland des Prinzen
Karl von Preussen (J- 1883), die nach dessen Tode
mit den Sammlungen des königl. Zeughauses in

Berlin vereinigt wurde, sind nach Hiltls bekanntem
Werke drei Klingen mit der Sichelmarke gezeich-
net. 301, ein Schwert mit mehreren Blutrinnen, dasauf
der einen Seite der Klinge den Spruch: «All mein
Hab ist Gottesgab», nebst der Jahreszahl 1587,
auf der anderen das Wort «Neustadt» zeigt. Dieser
deutschen Inschrift wegen hat Hiltl geglaubt, die
Klinge als deutsch ansprechen zu sollen, während
sie sicherlich genuesischen Ursprungs ist. Die In-
schrift ist, wie dies nicht selten vorkam, erst nach-
träglich in die wieder glühend gemachte Klinge ein-
geschlagen worden. Das zweite Stück ist ein Hirsch-
fänger vom Ende des 17. Jahrhunderts (No. 540),
dessen Klinge neben der Ortsmarke das bei Fig. 7
abgebildete Meisterzeichen trägt. Als drittes Stück
mit unserer Marke wird von Hiltl ein Courtelas ge-
nannt, dessen nur mit einer Blutrinne versehene
Klinge mit dem «halben Reichsapfel», wie bei M 51
im Historischen Museum zu Dresden, gestempelt ist.
Hiltl versetzt die Waffe noch ins 15. Jahrhundert,
was etwas zu früh sein dürfte.
Nach dem Katalog der Armeria Reale zu Turin
von Angelo Angelucci wird dort nur eine einzige
Klinge mit der Sichelmarke bewahrt, und zwar eine
Rückenklinge mit drei Blutrinnen (Serie G, 27), deren
Meisterstempel wiederum mit demjenigen bei Fig. 7
identisch ist. Im Musee d’Artillerie ist ein kurzes
Fussknechtschwert (grande dague d’homme ä pied),
das nach L. Robert noch aus der Mitte des 15. Jahr-
hunderts stammen soll, mit der genuesischen Orts-
marke gezeichnet. Der Katalog der Sammlung
Spitzer bildet (No. 170) einen türkischen Säbel aus
der Zeit um 1600 ab, auf dessen Klinge die Sichel-
marke sichtbar ist. In der Real Armeria zu Madrid
ist unsere Marke nicht vertreten. Auch findet sie
im «Führer durch die Kaiserl. Waffensammlung in
Wien» von Wendelin Boeheim keine Erwähnung.
(Fortsetzung folgt.)

Ein Besuch der Waffensammlung im kgl. Nationalmuseum
zu Florenz.

Von Wendelm Boeheim.

etwas zu viel ge-
sagt, wenn man
bemerkt, dass die
Waffensammlung
im Bargello zu Flo-
renz gegenüber der
erdrückenden
Menge anderer
grossartiger Kunst-
werke eine nur be-
scheidene Stelle einnimmt. Sie nimmt eigentlich
nahezu gar keine Stelle ein, man würdigt sie
überhaupt keiner Aufmerksamkeit in der Meinung,

dass sie doch nur Minderwertiges enthält, weil sich
die Kunstschriftsteller gar so wenig mit ihr befasst
haben. Es ist nun keine Meinung unrichtiger als
diese, denn die kleine Waffensammlung, der Rest der
Waffenkammer der Grossherzoge, enthält einzig
Meisterwerke der Waffenschmiedekunst und es sind
nach dieser Richtung hin gewisse Partien der italie-
nischen Kleinkunst des 16. und 17. Jahrhunderts fast
nur hier allein mehr zu studieren.
Wer nach Florenz reist, dessen Sinn ist eben
nur von den zu geniessenden Werken der Skulptur
und Malkunst erfüllt, die ihm durch eine überreiche
Litteratur erklärt und seiner Bewunderung anheim-


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