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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

DOI Heft:
Heft 11
DOI Artikel:
Sixl, P.: Entwicklung und Gebrauch der Handfeuerwaffen, [17]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0436
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4i 6

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

II Band.

ende ist ein balkenförmiger, 0,95 cm vorstehender,
Eisenkern eingeschwei.sst, dessen rückwärtiges Ende
aufgestaucht und in dessen obere Fläche eine recht-
winklige Visierkerbe eingeschnitten ist; oberhalb
am Laufe, 14 cm von der Mündung befindet sich
ein rechtwinkliger Quer-Einschnitt. Länge der
Seele: 25 cm; Durchmesser der Seele: 20 mm;
Verhältnis des Kalibers zur Seelen-Länge 1 :i2,5.
Innere Beschaffenheit der Seele: ziemlich glatt, mit
einer querliegenden rinnenförmigen Vertiefung in
der rechten Laufwand. Das Zündloch befindet sich
oberhalb, 24,3 cm von der Mündung entfernt, kreis-
rund und trichterförmig ausgekesselt. Der Schaft
ist aus Eichenholz, hat die in der Abbildung er-
sichtliche Form, ist 79 cm lang, mit Ladstocknut
an der unteren Seite des Vorderschaftes; rechts

| Laufes: oc und ein kleiner Stern. Herkunft: bei
einem Eisentrödler im Jahre 1878 angekauft.
An dieser Handbüchse sind mehrere Marken
und Zeichen vorhanden; es ist sehr schwer; wie
schon Wendelin Boeheim in dem Aufsatze: «Über
den Wert der Meistermarken»38) dargethan, aus
diesen verschiedenen Marken und Zeichen auf die
Zeit des Entstehens oder auf den Verfertiger zu
schliessen. Im vorliegenden Falle deuten die Mar-
ken und Zeichen nur an, dass die Handbüchse,
bis zu ihrer gegenwärtigen Zusammensetzung,
durch mehrere Hände gegangen ist; auch können
einzelne Marken erst später angebracht worden sein.
Die Konstruktion der Handbüchse zeigt grosse Ähn-
lichkeit mit der Prager-Büchse, Fig. 62, so ins-
besondere die Form des Laufes, der Ring mit Öhr



Fig. 84. Eiserne Handbüchse im Museo Civico di Antichitä zu Triest.

seitwärts ist ein Öhr mit Ring befestigt. Die Ver-
bindung zwischen Lauf und Schaft wird durch ein
1,5 cm breites und 3—4 mm dickes Eisenband
hergestellt, welches, auf 20 cm von der Mündung
auf den Lauf aufgeschoben, diesen umfasst; unter-
halb ist eine Öse eingenietet; ein Querstift wird
von rechts nach links durch Schaft und Öse ein-
gesteckt, wodurch die feste Verbindung erreicht
wird. Äussere Zeichen: auf der linken Seite des
Laufes und zwar 1,4—2,5 cm und 3 cm vom
rückwärtigen Ende entfernt sind 3 Zeichen sicht-
bar : Das erste Zeichen ist undeutlich, kann viel-
leicht eine weibliche Figur darstellen; das zweite
Zeichen ist ; das dritte Zeichen ist ||| «■
an der rechten Seite des Ringes oberhalb des

zur Befestigung von Schaft und Lauf und. schliess-
lich Form und Bau des Schaftes. Wenn auch der
vorliegende Schaft jünger ist, als der Lauf, so
scheint derselbe doch ziemlich genau nach der alten
Form angefertigt; derselbe zeigt das vollkommene
Umschliessen des Laufes durch den Vorderschaft,
den geraden hinter dem Laufende verstärkten Mit-
telschaft und das kolbenartige Schaftende.
Das Abschliessen des rückwärtigen Laufendes
durch einen eingeschweissten Eisenkern wurde bei
den vorgeführten Hakenbüchsen des 15. Jahrhunderts
wiederholt konstatiert, die rückwärts eingeschnit-
tene Visierkerbe ist in den Schiessbriefen des
15. Jahrhunderts wiederholt als «ein schlecht ab-
sehen hinden» oder «offen schrentzlein» erwähnt.

38) Z. f. h. W. Bd. II, 161 und 162.
 
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