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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 11
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Sixl, P.: Entwicklung und Gebrauch der Handfeuerwaffen, [17]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0435

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ii. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

415

darinnen liegen, Nemblichen jm ersten Fach oder
theil 45,100 Pleykugel, zu den handtrorn oder
Pirschbuchsen. Im anndern Fach oder theyl 16,190
Pleykugel, zu den Pettstolln gehörig.» «In der drit-
ten Truhen, mit No. 37 liegen 240 Puluer Fla-
schen zu den Pettstolln gehörig.» «In der Vierdten
Truhen, so mit No. 38 gemerckt, liegen auch der-
gleichen 73 Puluer Flaschen zu den Pettstolln, vnnd
942 Zundfläschlein.» «In der Fünften Truhen mit
No. 39 liegen 75 Pulverflaschen zu den Pettstolln.»
«In der Sechsten Truhen mit No. 40 liegen der-
gleichen 254 Puluer Flaschen.» «In der Siebenden
Truhen mit No. 41 liegen abermals dergleichen
174 Pulver Flaschen zu den Kurtzen hacken.» «Das
dritte Zeughaus, so man das Wurmhaus nennet.»
«Mehr jn einer andern Truhen, mit No. 55 getzaich-
net, liegen 394 Mödel zu den kurtzen Landts-
haggen, oder Pettstolln, darunter etliche allte.»
«Das Vierdte Zeughaus.» «Item es hanngen auch jn
diesem hauss 201 langer hantror, die man Pirsch-
püchsen nennet, vnnd dann noch 258 kurtzer hag-
gen, Pettstolln genant.» «Das Funfft vnnd letzte
Zeughauss.» «Item es hangen auch jn diesem hauss
228 Spanischer haggen, vnnd 229 Kurtz Landts-
knecht haggen Bettstolln genant.» «Item jn einer
Truhen mit No. 63 betzaichnet liegen 37 Kurtzer
allter haggen oder Bettstolln, so von den Rott-
maistern Empfangen worden.» «Der Vischbach
Zwinger.» «151 Schefft zu halben haggen vnnd
Pettstollen.» Es waren demnach 1001 kurze Lands-
knechts-Haken oder «Pettstolln» und 37 alte Haken
oder «Bettstolln», 16 190 Bleikugeln zu den «Pett-
stolln» gehörig, 816 Pulverflaschen zu den Pett-
stolln, 942 Zundfläschlein, 394 Mödel zu den Pett-
stolln und 151 Schäfte zu den Pettstollen vor-
handen.
In dem «Vertzeichnus der gebrechen vnd män-
gel, So sich bey Geschütz vnnd Munition auff den
Maurn vnnd Wehrn der Stat befunden, Die aus
dem Zeughaus erstattet werden sollen» vom 29. Ok-
tober und 2. und 3. November des Jahres 1590
ist folgende Angabe enthalten. «Item jm anndern
Pollwerk vnther dem Luginslandt vnnd Im Rundei
ob dem Pachofen sindt Pleykugeln zu Pethstolln
gehörig, dern aber keiner In diesen Pollwercken,
sonndern sindt Allein Virtelhaggen darinnen, steet
zu der herrn Verordenten bedencken, ob man diese
Kugel wechsseln, oder zu bemelten Pethstolln auch
Virtelhaggen Kugel an diese ort th'Cm solle.» «Im
Vorwerk dess Spitler Thors sind 170 Pethstolln
Kugel steet bey der hernn Verordenten bedencken,
Ob man die wechseln vnnd Virtel haggen Kugel
dahin thun wolle, Dieweilin dits orts kein Peth-
stolln ist.»35)
Aus diesen Eintragungen und Angaben geht

35) Aus der Original-Papierhandschrift in der Bibliothek
des germanischen National-Museums. Fase. 7090. No. 43. —
H. f. K. d. d. V. 1872, 350 und 351.

hervor, dass, wie schon oben bemerkt, die «pi-
schullen» in der Einung zu Grotkau vom Jahre 1421
Handbüchsen bedeuten, welche einer Röhre oder
Pfeife ähnlich waren und infolge der gewählten
Bezeichnung Plandbüchsen mit Stangenschaft —
so wie die Taborer Büchse — waren. Auch die
«Pischaln» im Zeug der Stadt Breslau vom Jahre 1461
und 1483 waren Handbüchsen, und wie aus der ange-
gebenen Verwendung hervorgeht, solche mit kur-
zen Läufen, weil diese den Zöllnern auf den Thoren
und auf den Türmen handsam sein mussten; für
die weitere oder stärkere Wirkung waren Haken-
büchsen an denselben Stellen vorhanden.
Die «Pettstolln» im Nürnberger Inventar waren
Halb-Haken, oder kurze Landsknechts-Haken, die-
selben standen zwischen den Viertel-Haken, weil
man die Kugeln dieser Haken auch für «Pettstolln»
verwenden konnte und zwischen dem «Haken».
Es ist hier, wie schon bei der Besprechung der
Hakenbüchse angedeutet, unter «Haken» ein Ge-
wehrsystem von bestimmter Kugelgrösse bezw. Ka-
liber zu verstehen. Diese Halbhaken werden wieder-
holt als kurze Landsknechts-Haken bezeichnet und
den langen Haken oder langen Handrohren gegen-
übergestellt; die «Bettstolln» waren demnach ebenfalls
Handbüchsen mit kürzeren Läufen, vollkommen ge-
schäftet, dem 16. Jahrhundert entsprechend, und in-
folge dieser verkürzten Laufkonstruktion nicht nur
auf «Pirschwagen», sondern gewiss auch für den
Gebrauch zu Pferde besonders geeignet. Der Aus-
druck «Pfeife» für kurze Läufe von kleinerem Ka-
liber kommt noch im 17. Jahrhundert vor.
Die Beschreibung eines Orgelgeschützes im
Nürnberger Zeughause vom Jahre 1698 beginnt
wie folgt: «Selbige Todtenmusik findet sich in
jetzt erwähntem Arsenal auf einem Triangel mit
33 Pfeifen, und wieder auf einem Viereck mit 80
Pfeifen oder Röhren, wie die langen Pistoll-Läufe
(d. i. langen Pistoll-Läufen ähnlich) also gerich-
tet .. . .36)
Eine andere Handbüchse, welche der Arbeit
nach jünger angenommen werden muss, als die
vorhergehende «pistab befindet sich im Museo
Civico di Antichitä zu Triest Fig. 84.37)
Die genauen Daten und Abmessungen dieser
Handbüchse sind folgende: Gewicht der ganzen
Handbüchse: 2,23 kg; Länge der ganzen Hand-
büchse: 79 cm; Lauf: Länge: 26 cm; Gewicht
1,05 kg; Material: Schmiedeeisen. Äussere Kon-
struktion des Laufes : cylinderförmig — aussen acht-
kantig, an der Mündung wenig verstärkt. Art der
Herstellung: über den Dorn geschmiedet, an der
unteren Laufseite der ganzen Länge nach die
Schweissnaht sichtbar, in das rückwärtige Lauf-
3C) Weigel, Abbildung derHauptstände. Regensburg. 1698.
65; bei Leber: Wiens kais. Zeughaus.
37) Wir erwähnen dankbarst, dass der Direktor des Mu-
seums, Herr Dr. Puschi in liebenswürdigster Weise bei Be-
stimmung obiger Daten uns unterstützte.

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