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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 3
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0095
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3. Heft.

Zeitschrift- für historische Waffenkunde.

79

Der Erfinder bedienet sich anstatt des ausgeholten
Holzes eines Bandes, welches bey E angeheftet ist, und
sich bey dem Schwünge des Penduli unter zwey Platten
durchziehet, die in einem Stücke Holz befestiget sind,
welches quer durch die Schenkel des Gerüstes gehet.
Die Länge des beschriebenen Bogens wird alsdann durch
die Länge des Bandes gemessen, welches sich zwischen
die Platten durchgezogen.“
Die Berechnung, deren Einzelheiten ich hier wegen
ihres grossen Umfanges nicht anführen kann, ist nach
Papacino d’Antonis Meinung durchführbar, da folgende
Grössen bekannt sind: Gewicht und Länge des Pendels,
Gewicht der Kugel und Länge des vom Pendel bei sei-
nem ersten Schwünge beschriebenen Bogens. Auch wird
vom Verfasser der Umstand mit berücksichtigt, dass, wenn
die Kugel nicht genau die senkrechte Mittellinie des
Pendels trifft, das „centrum oscillationis“ ausserhalb CD
(Fig. i) fallen wird, ein Umstand, den die Berechnung
nicht ausser acht lassen darf; ebenso wird daran gedacht,
dass, wenn die Kugeln im Holze des Pendels stecken
bleiben, das „centrum oscillationis“ und der Schwerpunkt
sich mit jedem Schuss ändern müssen, so dass jedesmal
eine neue Wägung und die genaueste Bestimmung der
Entfernung der vorhandenen Schusslöcher von der Mittel-
linie des Pendels nötig sind. Diese Messungen sind aber
schwierig und stets ungenau, weil, besonders bei Verwen-
dung von Weichbleikugeln, die Schusslöcher keine scharfen
Ränder haben. Doch konnte man dem ja durch Ver-
wendung einer neuen Holzplatte für jeden einzelnen
Schuss begegnen, wobei allerdings wieder Vorbedingung
sein musste, dass alle Holzplatten gleich hart, aiso von
derselben Holzsorte hergestellt, in derselben Richtung
zur gewachsenen Faser geschnitten, gleich gründlich aus-
getrocknet und peinlich genau gleich gross und gleich
gut geglättet waren.
Noch einige andere Umstände sind es aber, die
meines Erachtens die Zuverlässigkeit des Apparates be-
einträchtigen, und die weder Papacino d’Antoni noch
sein Übersetzer Tempelhof zu beachten scheinen.
Zunächst wird, selbst bei sorgfältigster Herstellung,
die Achse AB (Fig. i) in ihren Lagern eine gewisse Rei-
bung finden; doch ist die dadurch veranlasste Ungenauig-
keit so gering, dass sie bei den Berechnungen füglich
unbeachtet bleiben konnte.
Wesentlicher ist schon der folgende Punkt: traf
das Geschoss nicht genau die Mittellinie des Pendels,
so musste es das Bestreben haben, ausser dem Verdrän-
gen des Pendels aus seinem senkrechten Hang, dasselbe
auch um die Achse CL (Fig. 2) zu drehen. Da AB, CL
und das Pendel starr verbunden waren, so konnte zwar
eine solche Drehung nicht stattfinden: der Teil der leben-
digen Kraft des Geschosses, welcher auf diese Drehung-
gerichtet war, wurde zwar in Rechnung gezogen, wie
schon oben bemerkt. Aber in dem Gefüge des Appa-
rates musste dieser Umstand mit der Zeit eine Locke-
rung herbeiführen, die auf die Zuverlässigkeit des Funk-
tionierens nur ungünstig wirken konnte.
Endlich ist von Papacino d’Antoni eine sehr wich-
tige Fehlerquelle unbeachtet geblieben, nämlich die Ver-
wendung eines Teiles der lebendigen Kraft des
Geschosses zum Eindringen in das Holz des
Pendels. M. E. dürfte das der Hauptnachteil des ganzen
Apparates sein, denn die hierfür verwendete Kraft ist

verhältnismässig gross, und liess sich auch schwer be-
rechnen, weil die Deformation des Bleigeschosses mit
in Rechnung zu ziehen war.
Im allgemeinen darf man wohl aber auch heutzutage
noch zugestehen, dass der Gedanke, der diesem Appa-
rate zu Grunde liegt, durch grosse Einfachheit und Natür-
lichkeit sich auszeichnet.
Meyer,
Hauptmann und Kompagniechef
im Inf.-R’eg. Nr. 139.

Waffen-Ausstellung zu Strassburg. Mitte Sep-
tember soll zu Strassburg im Eisass eine Waffenausstellung
eröffnet werden, welche von der Gesellschaft der Kunst-
freunde ausgeht und zeigen soll, was die Strassburger
Sammlungen an Waffen und Uniformen älterer und
neuerer Zeit besitzen. Die Ausstellung soll im einstigen
Rohanschen Schlosse stattfinden und wird Waffen des
Mittelalters, der Renaissance und der neuern Epochen,
auch alte Uniformen und alte militärische Abbildungen
umfassen.

Waffenpreise vom Anfänge des 17. Jahrhunderts.
Im zweiten Teil des „Codex Augusteus“ sive „Cor-
pus Juris Saxonici“ findet sich an das Churfürstliche
„Müntz-Mandat“ angefügt eine „Tax-Ordnung Churf. Jo-
hann Georgens des I. zu Sachsen, wornach sich männig-
lich in Dero Churfürstenthum und Landen, im Handel
und Wandel, Kauffen, Verkauffen und allen Contracten
achten und richten soll. Gegeben zu Dressden am 31. Julii
Anno 1623.“ Diese Tax-Ordnung repräsentiert eine ganz
ungeheure Summe von Arbeit und kann, was ihre ge-
naue Detaillierung und Spezialisierung, ihr Eingehen
auf kleine und kleinste Dinge betrifft, wohl ungescheut
mit den arbeitreichsten Produkten unserer Zeit, wie etwa
dem modernen Zolltarif mit seinen ungezählten Positio-
nen, verglichen werden. In dieser Tax-Ordnung findet
sich nun auch eine genaue Angabe der Preise von Waffen
und ihrem Zubehör, die für die damalige Zeit massgebend
ist und daher von Interesse sein dürfte. Vorausgeschickt
sei, dass nach damaliger Währung der Thaler zu 24, der
Gülden zu 21 guten Groschen und der Groschen zu 12
Pfennigen gerechnet wurde, der Gulden aber nach un-
serem heutigen Geldwert etwa 4 Mk. 75 Pf. gleich zu
setzen ist.
Die Tax-Preise lauten für:
Platner.
Im Meissnischen Kreiss.
Ein Ivüriss, so forne Schuss-frey, darnach
er ist.von 20. biss auff 30. Gülden
Ein gemein Ivüriss.14- L5- Gülden
Ein Reuter-Rüstung.3. 9. „
Soldaten-Rüstung ..5- 6- »
Rondartsche, so gantz fertig und Schuss-
frey . 12. „
 
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