Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

DOI issue:
Heft 11
DOI article:
Fachnotizen
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0347
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
ir. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

331

Zündloch und seitlich angesetzter Pfanne bestehend,
entfernt; an ihrer Stelle runde Messingplatte eingesetzt.
Neues Zündloch weiter rückwärts schräg gebohrt. Am
hinteren wie vorderen Ende des Hackens ist ca. 1,5 cm
Metall weggeschnitten, das Profil ist spätbarock umstilisiert;
die hintere Öse fehlt (vielleicht schon ursprünglich)
ganz. Die sichtbaren Flächen des Laufes sind nachpoliert.
Markenspuren fanden sich nicht. Der Lauf ist mit
seiner Tülle in einen Zapfen des Schaftes eingesetzt,
mit dem er auch noch durch ein aufgeschraubtes Schwanz-
stück und mit dem Hacken verbunden ist.

versehene Lauf hat einen Kern von Messing, in welchen
acht Rundzüge mit dreiviertel Drall eingeschnitten sind.
Kaliber 9 mm. Erwähnte Schraubengewinde dienen zur
Aufnahme zweier eisernen Köpfe (Muttern), welche den
Zweck haben, den Glasmantel auf dem Lauf festzuhalten.
Der Kopf am Bodenstück ist mit einer Visierrinne ver-
sehen, während sich die Visierkimme in einer eisernen
0,5 mm starken Scheibe befindet, die unmittelbar vor
dem Kopf auf das hintere Laufende gesteckt ist. Das
Korn ist auf einer, zwischen dem vorderen Abschlusskopf
und dem Glasmantel auf den Lauf geschobenen Messing-


Abb. 1.


Wir haben es also mit dem Bronzelauf einer mittleren
Hackenbüchse zu thun. Die Fortschritte der Technik,
welche sich in der erweiterten Mündung, der seitlichen
Zündung und der sehr soliden Arbeit überhaupt kund-
geben, setzen die Waffe in das erste Viertel des 16.
Jahrhunderts. Die wohl im Beginn des 18. Jhdt. erfolgte
Adaptierung des Laufes für eine Jagdbüchse dürfte den
in sie gesetzten Erwartungen, vielleicht infolge des starken
Rückstosses nicht entsprochen haben, denn die neueren
Teile der Büchse sehen fast ganz unbenutzt aus. Inter-
essant wäre eine Nachforschung, ob auch in anderen
Sammlungen eine derartige Wiederverwendung älterer
Läufe in späteren Gewehren anzutreffen ist.
Dr. W. M. Schmid.
Radschlossbüchse mit Laufmantel von Glas.
Die Fürstlich Salm-Reifferscheidtsche Gewehrsammlung
zu Schloss Dyck, die den Teilnehmern an der Haupt-
versammlung des Vereins für historische Waffenkunde
zu Düsseldorf, im Sommer 1902, noch in bester Erinnerung
sein wird, bewahrt eine Radschlossbüchse, die wegen einer
ganz besonderen Eigentümlichkeit der Erwähnung an
dieser Stelle wert erscheint.
Über den eisernen, 0,54 m langen Büchsenlauf ist
nämlich eine cylindrisch gestaltete, 0,518 m lange Röhre
von grünlichem Glas geschoben, eine Zutat, die man bei
einer Feuerwaffe wohl kaum vermuten, noch weniger aber
anderswo finden dürfte. Die Wandstärke dieses Glas-
mantels beträgt 5 mm.
Der eiserne, an beiden Enden mit Schraubengewinden

scheibe angebracht. Über den Glasmantel ist an der
Mündung sowohl; als am Bodenstück je ein Ortband von
geschnittenem und graviertem Messing gelegt. Auf ersterem
steht die Jahreszahl 1688, auf letzterem Ort und Name
des Verfertigers: Schleiz, Johan Gsell.
Bei dem Schloss mit Stecher sind Rad und Schlag-
feder hinter das Schlossblech verlegt, welches ebenso wie
der Hahn, gut geschnitten und graviert ist.
Der deutsche Schaft von Pflaumbaumholz zeigt
Schnitzereien im Spätbarockstil. Die Kappe besteht aus
Büffelhorn. Gesamtlänge der Büchse 0,805 m- Gewicht
2,32 Kilo.
Als Grund der Bekleidung eines Büchsenlaufes mit
Glas könnte man annehmen, dass das als schlechter
Wärmeleiter bekannte Material zum Schutz bei Er-
hitzung des Laufes infolge schnellen Schiessens gedacht
war, sonach einen gleichen Zweck verfolgte, als heutigen-
tags die Plolzmäntel bei einigen Militärgewehren. Die
gesamte Arbeit lässt die Hand eines intelligenten und
geschickten Büchsenmachers erkennen.
Die Familie Gsell stammt aus dem Städtchen
Artzberg in Oberfranken. Daselbst ist der Name in
Joh. Andreas G., Bürger und Schlosser und Joh. Lorenz G.,
des vorgenannten Enkel, gleichfalls Bürger und Schlosser,
noch im 18. und 19. Jahrhundert nachweisbar. Zwei
Büchsenmacher Görg und Jacob G. waren um die Mitte
des 17. Jahrhunderts tätig; von ihnen befinden sich im
Historischen Museum zu Dresden je ein Paar 1652 bez.
1655 datierte Radschlgsspistolen; von Görg ein Scheiben-
stutzen (1649) im Zeughaus zu Emden, von Jacob eine
Büchse im Zeughaus zu Kopenhagen. Ein Aegidi G
 
Annotationen