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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 11
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Fachnotizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0346

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330

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

III. Band.


Die Ausstellung von alten japanischen Kunst-
werken, welche das k. lt. Museum für Kunst und
Industrie in Wien während der Monate Februar und
März veranstaltet hatte, bot den Wienern insofern viel
Neues, als die grossen öffentlichen Sammlungen unserer
Stadt im allgemeinen der eigenartigen Kunst Ostasiens ein
verhältnismässig bescheidenes Plätzchen einzuräumen
pflegen. Beim Besuch dieser Ausstellung nahm aber
gleichwohl der Kunstfreund mit Erstaunen wahr, ein
wie reicher Schatz von japanischen Kunstwerken sich in
Wien in dem Besitze Privater befindet, welchen einmal
ans Tageslicht gezogen zu haben das Verdienst der
Veranstalter dieser mit viel Geschick und Geschmack
arrangierten Ausstellung bildet.
Hier können und sollen nur die ausgestellten japani-
schen Kriegsgeräte kurz besprochen werden.
Unter den Harnischen, welche ohne Ausnahme den
typischen Charakter der Rüstungen aus der Tokugawa-
periode (1600—1868) an sich tragen, fällt besonders
ein Helm auf, dessen Zier aus zwei vergoldeten, kampf-
lustig aufgerichteten Raubfischen bestand, deren mit
spitzen Zähnen besetzte Rachen drohend genug aufgesperrt
waren. Europäischen Einfluss verräht ein nach Art der-
gänzen Krebse geschobener Harnisch, welchen der Katalog
einem Künstler aus dem alten (12.—18. Jhdt.) Plattner-
gesclrlecht der Miotshin zuschreibt. Nur der feinere
Kenner wird die Schönheit der schwungvollen und kräftigen
Treibarbeit an dieser Harnischgarnitur zu würdigen
wissen, welche in dekorativer Hinsicht von anderen,
jedoch minderwertigeren Harnischen übertroffen wird.
Neben zwei eisernen, etwa dreihundert Jahre alten Helmen
aus Korea zeichnen sich zwei Garnituren Armzeuges
durch ihre fein stilisierten Silbereinlagen an denHentzen aus.
Unter den blanken Waffen sind einige Hofsäbel
bemerkenswert, in deren Goldlackscheiden Hahnenkämpfe
in lebensfrischer Darstellung gemalt waren, ferner ein
Schwert, dessen dünne, fast in einem Halbkreise dem
Orte zu gebogene Parierstange an die Schwertform des
14. Jahrhunderts in Europa erinnert.
Zahlreich sind die zur Schau gestellten Schwert-
zieraten. Die Ornamentik dieser Schwertmesser, Schwert-
nadeln und Stichblätter charakterisiert sich teils durch
konventionelle Stilisierung, teils durch freien Naturalismus.
Bei aufmerksamem Studium findet man jedoch bald
heraus, dass die vom k. k. Handelsmuseum ausgestellten
Schwertzierden an Alter die von anderen Sammlern
beigesteuerten Schwertkleinodien überragen, unter welche
sich schon hin und wieder ein Exemplar moderner fin-
den Kuriositätenhandel nach Europa berechneter Export-
ware einzuschleichen wusste.
Neben Luntenmusketen, Speeren, Soldatenhüten
müssen als ganz besonders originell zwei Kriegsmäntel
hervorgehoben werden. Der eine dieser Mäntel ist aus
blau-weiss-roten Tuchstreifen zusammengesetzt, in welchen

man in mehrfacher Wiederholung ein aus weissem oder
blauem Tuch geschnittenes Wappen gewahrt. Reiche
Goldstickerei ziert den anderen scharlachroten Tuch-
mantel, welcher sich durch das Wappen des Fürsten
Ukiynosuki auszeichnet.
Ausser diesen Rüstungsstücken für den Mann birgt
die Ausstellung auch schönes Pferdezeug. Von dem
farbenprächtigen Aussehen eines vollständig gesattelten
japanischen Rosses gibt uns eine Garnitur mit ihrem
reichen Schmuck roter Seitenschnüre eine Vorstellung;
Ein mäanderähnliches Linienornament in kräftiger Silber-
tausia weist ein Paar etwa zweihundert Jahre alter
Steigbügel auf, welche dem Tausiator Iviyomitsu zuge-
schrieben werden. Wie ein in Silber erstarrter Blumen-
strauss mutete die farnkrautartige Pflanzenphantasie
an, welche die Hand Ivitamuras in graziöser Natürlich-
keit in zwei Steigbügel zauberte. Aus dem Jahre 1630
stammen endlich reich geschnitzte und lackierte Sättel
und Bügel her.
Auch einige Kakemonos und Wandschirme ver-
dienen vom Freunde alter Waffen gewürdigt zu werden,
weil sie ihm ein Bild- von der Rüstungsweise und den
kriegerischen Vergnügungen des japanischen Schwertadels
geben. Ein solcher Wandschirm zeigt uns ein Bogen-
schiessen auf Hunde in Inogamy (1750), ein anderer
eine Hofjagd des Shoguns am Fusse des Fuji-Yama.
Auf beiden Bildern sind die Bogenschützen durchwegs
beritten. Zwei um 1700 gemalte Wandschirme bringen
Scenen aus der Schlacht von Teira, ein von Nobusacler
gemalter Kakemono einen General in vollem Kriegs-
schmuck zur Darstellung.
Dr. Potier.
Eine Büchse im Besitze d. Grafen Törring-Seefeld.
Im Besitze des Grafen Törring-Seefeld ist eine
meist dekorativ verwendete Sammlung von Waffen, welche
insbesondere dadurch wertvoll sind, dass sie nicht im
Handel erworben wurden, sondern aus den alten Be-
sitzungen der gräflichen Familie stammen. Gelegentlich
von Konservierungsarbeiten an dieser Sammlung wurde ich
auf eine Büchse aufmerksam, über welche ich nachstehend
kurz berichten will.
Die sehr schwere Büchse, 1 = 98 cm (Abb. 1),
hat einen Schaft aus Nussbaumholz; Bügel und Beschläge
am Hals und Ende des Kolbens sind aus Messing mit
gravierten Ornamenten. Der Stil der letzteren deutet auf
die Zeit von 1690—1720. Die Teile des in der gewöhn-
lichen Konstruktion gehaltenen Steinschlosses sind aus
Eisen bzw. Stahl; am Schlossblech ist der Name des
Büchsenmachers J. Behr (wohl aus München) einge-
schnitten. Der interessantere Teil des Gewehres ist der
Lauf; denn er stammt von einer spätmittelalterlichen
Hackenbüchse. (Abb. 2.) Material: sehr helle Bronze;
1 = 60 cm; aussen achteckig, nach vorne verjüngt, die
hinteren zwei Fünftel verstärkt; an der Mündung (d=5 cm)
und am hinteren Ende die Verstärkung in gotischem
Karniesprofil. Seele 1 — 53, d = 1,8 cm; glatt und
rund gebohrt. Kaliber zu Seele = 1 : 29,5. Mündung
schüsselförmig erweitert; das hintere Laufende (4 cm lang)
hohl als Tülle für einen Zapfen des Schaftes
(Laufboden somit dick = 2 cm), Korn angegossen; ehern.
Zündvorrichtung auf der rechten Seite befindlich, aus
 
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