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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 10
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Potier, Othmar: Die Paradewaffen der erzbischöflichen Trabanten am Hofe von Salzburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0296

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Zeitschrift für historische Waffenkunde.

III. Band.

280

Die Paradewaffen der erzbischöflichen Trabanten am Hofe
von Salzburg
Von Dr. Otmar Baron Potier


n österreichischen und bayerischen
öffentlichen wie privaten Waffen-
sammlungen stösst man mitunter
auf Stangenwaffen, deren reiche
und schwungvolle Ätzmalerei nicht
allein die Bewunderung des Be-
schauers erweckt, sondern diesem
insbesondere durch den die Wap-
penschilder deckenden erzbischöf-
lichen Hut verrät, dass diese prunk-
vollen Waffen ursprünglich von
Trabanten eines kirchlichen Würdenträgers geführt
wurden.
Das ist nun in der That der Fall gewesen. Alle
diese prächtig geschmückten Waffen wurden auf Be-
fehl einzelner Erzbischöfe von Salzburg angefertigt.
Hervorragend in geistlicher und weltlicher Be-
ziehung war damals die Stellung dieser Oberhirten
der Kirche. Der Erzbischof von Salzburg als Primas
von Deutschland war geborener Legat des päpst-
lichen Stuhles und besass das Vorrecht, den Purpur
der Kardinäle zu tragen; als Landesfürst gebührte
demselben im Reichstag die Oberstelle auf der
geistlichen Bank und im bayerischen Kreis übte er
gemeinsam mit Bayern das Direktorium aus; auch
stand ihm die grosse Komitive, das Recht, den
Adel zu verleihen, zu.
Dass es unter diesen machtvollen Fürsten der
Kirche manchen streitbaren Herrn gab, welcher in
allen ritterlichen Künsten wohl erfahren war, dem
auch die Freude an schönen Waffen im Blute lag,
zeigt z. B. der mit geätzten und vergoldeten Stri-
chen verzierte geriffelte Harnisch, mit welchem an-
gethan der Erzbischof Matthäus Lang v. Wellen-
burg (geb. zu Augsburg 1468, Erzbischof seit
dem 30. August 1519, gest. am 30. März 1540),
der vertraute Freund zweier Kaiser, in die unbot-
mässige Stadt Salzburg einritt, wobei er „recht wie
ein F'eldherr den Regimentsstab auf die Hüfte
stützte". J) Dieser Harnisch ist gegenwärtig im kunst-
historischen Hofmuseum in Wien — Saal XXVI,
Nr. 146 — aufgestellt.* 2) Auch ein prächtiges Doppel-
schussgewehr dieses hervorragenden geistlichen Für-
sten bewahrt das städtische Museum in Salzburg
auf.3) Unter den Nachfolgern des Erzbischofs Mat-

') J. T. Zauner, Chronik von Salzburg, 3. Teil, 1798,
S. 382.
2) Boeheim, Führer durch die Waffensammlung des Aller-
höchsten Kaiserhauses.
3) Führer durch die Sammlungen des städtischen Mu-
seums in Salzburg.

thäus waren ebenfalls nicht wenige von der Wahrheit
des Satzes si vispacem, para bellum durchdrungen und
wussten den Wert kriegerischer Rüstung zu schätzen.
Der erste aber, welcher an seinem Hofe gut be-
soldete Trabanten und Leibschützen anstellte, war
der Erzbischof Wolf Dietrich v. Reitenau. Seit
dieser Zeit mag diese Einrichtung bis zur Mediati-
sierung Salzburgs eine ständige geworden sein, wobei
zu bemerken ist, dass mit wenigen Ausnahmen jeder
neu gewählte Erzbischof die Leibgarde mit neuen
Waffen ausrüstete.
Dank der gnädigen Erlaubnis Sr. k. u. k. ’
Hoheit des Herrn Erzherzogs Eugen, des weit-
gehenden Entgegenkommens der Leitung des städti-
schen Museums in Salzburg, wofür ich an dieser
Stelle meinen ehrerbietigsten und tiefgefühlten Dank
sage, bin ich in der Lage, den Lesern dieser Zeit-
schrift die ganze Reihe dieser Stangenwaffen, zeit-
lich geordnet, im Bilde vorzuführen. Dieser Um-
stand überhebt mich wohl von der Verpflichtung,
jede einzelne dieser Waffen eingehend zu beschreiben.
Als charakteristisch verdient jedoch hervorgehoben
zu werden, dass die Stossklinge der Helmbarten
und Partisanen bis zu denjenigen Lodrons ein kräf-
tiger Grat durchzieht, die Ränder des Beiles und
Hakens geschmackvoll ausgezackt sind, während
die Partisanen der späteren Zeit beiderseits zwei
Blutrinnen aufweisen. Alle Eisenteile zeigen, in
Hochätzung ausgeführt, auf geschwärztem Grunde
zwischen Laubranken, Nelken- und Rosenmustern
und verschlungenem Band werk in der Regel in von
der Jahreszahl gekrönten oder flankierten Medaillons
entweder auf beiden Seiten das Familienwappen
des betreffenden Erzbischofs oder einerseits dieses,
andererseits das Landeswappen, ein gespaltener
Schild, der im ersten goldenen Feld einen schwarzen
Löwen, im zweiten roten einen silbernen Quer-
balken enthält. Beigefügt sei, dass, als seit 1599
nur Angehörige gräflicher oder freiherrlicher Fami-
lien in das Kapitel des Erzstiftes aufgenommen
werden sollten, aus praktischen Gründen wegen der
Menge der Wappenbilder, aus denen sich die Ge-
schlechtswappen der Erzbischöfe zusammensetzten,
dem Wappen des Erzstifts das Schildeshaupt ange-
wiesen wurde. Weicht die künstlerische Ausstat-
tung der beiderseitigen Klingenflächen wesentlich
voneinander ab, so wurden auf den Tafeln diese
beiden Ansichten wiedergegeben. Die eschenen
Schäfte dieser Stangenwaffen besitzen entweder
einen kreisrunden, oder vier- bis achtkantigen Quer-
schnitt, verjüngen sich mitunter etwas nach unten
 
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