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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 5
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Forrer, Robert: Die Ausstellung für Waffen- und Militärkostüme zu Strassburg i. E.
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0138

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172

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

III. Band.

Die Ausstellung
für Waffen- und Militärkostümkunde zu Strassburg i. E.

Von Dr. Robert Forrer.


er Krieg von 1870 hatte in
die Reihen der Strass-
burger Sammlungen
grosse Lücken gerissen.
Das städtische Museum
mit seinen alten Fahnen,
seinen Waffen, seinen
Manuskripten, darunter
dem waffengeschichtlich
so wichtigen Hortus
deliciarum der Herrad von Landsberg, waren beim
Bombardement in Flammen aufgegangen. Eine
grosse Zahl der alteingesessenen begüterten Ein-
wohner wanderte hinüber nach Frankreich, mit
ihnen schöne Sammlungen und zahlreiche wertvolle
Einzelalterthümer, darunter auch Waffen aller Art,

im alten Kardinal Rohan’schen Schlosse eine Aus-
stellung von Waffen und Militärsachen aus dem
Besitze ihrer Mitglieder eröffnet hatte.
Die Gesamtleitung lag in den Händen der bei-
den Konservatoren der Gesellschaft, Dr. S e y b o t h
und C. Binder. Einzelne Mitglieder hatten die
Einordnung ihrer Sammlungen, andere die ganzer
Säle übernommen. So war Dr. Forrer die
Einrichtung der grossen Empfangshalle mit den
Waffen des Mittelalters und der Renaissance über-
tragen worden, dem Kunstmaler Ganier-Tan-
eonville die Anordnung der Waffen des 18.
und 19. Jahrhunderts. Das derart entstandene Bild
bot einen ebenso interessanten wie lehrreichen Ein-
blick in die Strassburger Waffensammlungen, wie
in die Neigungen der Strassburger Sammler. Es


Fig. 1. Sammlung gotischer
Waffen des Empire, der Renaissance, auch ein
Strassburger Reiterfähnlein des XVI. Jahrh. u. a. m.
Die hinübergekommenen Deutschen waren zumeist
Leute, denen Zeit oder Mittel fehlten zur Anlegung
grösserer Serien. So waren die ersten 30 Jahre
der deutschen Ära den Strassburger Sammlern und
Sammlungen wenig günstig.
In der Mehrzahl waren es alteingesessene
Strassburger, welche, gestützt auf den Besitz ihrer
Väter und Vorväter, ihre bestehenden Kollektionen
vermehrten. Sie waren zumeist auch Mitglieder
der Strassburger „Gesellschaft der Kunst-
freunde“ und diese war es, die unter dem Präsi-
dium des Herrn Notar Ritleng für die Tage
vom 20. September bis zum 31. Oktober 1903

keuergeschütze des Dr. Forrer.
gewährte auch ungewollt ein Spiegelbild der Ge-
schichte Strassburgs. Deutsche Waffen des Mittel-
alters und der Renaissance bis 1681, dem Jahr,
da die Stadt französisch ward; von da ab dominier-
ten auch in der Ausstellung französische Waffen
und französische Uniformen.
Strassburg genoss im 15. und 16., aber auch
noch in späteren Jahrhunderten, den Ruf als eine
an Geschütz besonders reiche Stadt. „Nürnberger
Witz, Strassburger Geschütz, Venediger
Macht, Augsburger Pracht, Ulmer Geld, sind be-
kannt in aller Welt“ — sagt ein Sprichwort
des 16. oder gar 15. Jahrhunderts. Strassburger
Geschütz begleitete die Armee des Kaisers Max auf
deren Zug gen Dörnach, allwo ihm die Schweizer
 
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