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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 9
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Potier, Othmar: Aus dem Zeughause der Veste Hohenwerfen
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Pick, Behrendt: Der Dresdner Münzpallasch
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0263

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9. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

24;

Die im Zeughaus vorhandenen Musikinstru-
mente sind zum Teil aus den Werkstätten nam-
hafter Trompeten- und Waldhornmacher hervor-
gegangen ; es treten die Namen Ehe und Kodisch
in Nürnberg, Dominik Leicher in Augsburg, Franz
Leicham-Schneider (1759), Anton und Ignatz Ker-
ner (1760), Jarovsky in Wien auf.
Eine kleine Gruppe morgenländischen Kriegs-
gerätes, überragt von einer bei Belgrad erbeuteten
türkischen Fahne,13) erinnert schliesslich an die

13) Ein auf das Fahnenblatt geheftetes Chronogramm,
dessen Majuskeln die Jahreszahl 1717 ergeben, weist dar-
auf hin:
trIVMphaLIa
Ista Inslgnla
ä tVrCIs
BeL (gra) Do
atpo (rt) ata.

Thatsache, dass im Jahre 1603 mit den kaiser-
lichen Kriegsvölkern auch drei Fähnlein Salzbur-
gischer Knechte nach den damals von türkischen
Paschas beherrschten Gegenden Ungarns gezogen
waren, um gegen den Erbfeind der Christenheit
zu streiten, und dass 114 Jahre später Prinz Eugen,
der edle Ritter, in sieghaftem Stürmen den Halb-
mond von Belgrads Zinnen riss, dafür aufpflanzend
des Reiches Panier, das Sinnbild damals blühender
abendländischer Kultur. Von einer solchen kündet
auch das Zeughaus in Hohenwerfen. Neu erstanden
durch eines Prinzen Eugen kunstverständige und
pietätvolle Würdigung der Geschichte vergangener
Tage, lehrt es uns eindringlich, dass zu allen Zeiten
Ackerbau und Gewerbe, Handel und Verkehr, Wis-
senschaft und Kunst, somit Kultur und Wohlstand
nur keimen und gedeihen können unter dem
Schutze guter Waffen zu kräftiger Wehr.


Der Dresdner Münzpallasch.

Von Professor Dr. B. Pick, Vorstand des Herzoglichen Münzkabinets zu Gotha.


er Pallasch des Königl. Histori-
schen Museums zu Dres-
den1), dessen Gefäss hier
in halber Grösse von bei-
den Seiten abgebildet ist,
muss durch seinen unge-
wöhnlichen Schmuck eben-
sosehr die Aufmerksamkeit
des Münzfreundes wie die
des Waffenkundigen erre-
gen. Ich habe es daher auf
Wunsch der Direktion gern übernommen, die Münzen, mit
denen das Gefäss besetzt ist, hier zu beschreiben, — um so
lieber, als der einstige Besitzer des Pallaschs, der diesen
eigenartigen Schmuck daran anbringen liess, jedenfalls
auch ein Liebhaber der antiken Münzen gewesen ist.
Ob der Rittmeister Heinrich Ludwig von Trotha, der
das schöne Stück im Jahre 1607 dem Kurfürsten
Christian II. geschenkt hat, selbst Münzsammler gewesen
ist, konnte ich nicht feststellen; es ist wohl möglich, doch

9 Vgl. M. v. Ehrenthal, Führer durch das Königl. Histo-
rische Museum zu Dresden, 3. Aufl., S. 183 Nr. 69.

könnte er den Pallasch auch schon mit diesem Schmuck
erworben haben. Jedenfalls zeigt die Auswahl und An-
ordnung der Münzen, dass der Mann, der das Gefäss so
ausschmücken liess, es mit ebensoviel Geschmack wie
Verständnis gethan hat. Es sind dabei im ganzen
48 silberne Münzen zur Verwendung gekommen: 10 aln
Knauf, 26 an der Parierstange und 12 am Griffbügel.
Die meisten sind römische Denare, fast alle aus der Zeit
der Republik; aber an den hervorragendsten Stellen sind
grösstenteils griechische Münzen angebracht und — einige
Fälschungen. Die Römer scheinen alle echt zu sein,
soweit die Vergoldung nicht die Entscheidung unmöglich
macht, ob sie nicht gegossen sind; doch ist das un-
wahrscheinlich. Auch die Griechen sind mit zwei Aus-
nahmen antik. Aber die beiden Stücke, die die Parier-
stange links unten abschliessen, der Kopf des Thernis-
tokles (!) und eine sitzeirde Frauengestalt, sind Erfindun-
gen, wie sie von italienischen und holländischen Künstlern
der Renaissancezeit in Menge hergestellt worden sind;
es giebt in dieser Art ganz unglaubliche Schöpfungen,
Münzen von Priamos, Agamemnon, Dido, Aristoteles,
Hannibal u. s. w. In der Zeit um 1600 wurden solche
Stücke vielfach auch für echt gehalten, und in allen alten
 
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