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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 2
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Fachnotizen
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Litteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0065

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2. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

51

(Weissig b. Th.) und Kolczschaw (jetzt Bärenklause;
vergl. Lippert und Beschorner, Lehnsbuch Friedrich des
Strengen S. 45).
Ausserdem mussten die Leute der E. M., die «in
andern pflegen besessen» aber in «der Dresdenischen
pflege gut dorfere vnd zcinse haben») Dienste leisten
19 E. M. hatten in 38 Dörfern 294 Männer. Diese
dienten mit 124 Armbrüsten und 168 Spiessen.
Die Stadt Dresden besass in 3 Dörfern der Pflege
43 Leute, welche als Rüstung 17 Armbrüste und 26
Spiesse hatten.
7 Bürger von Dresden und einer aus Freiberg be-
sassen in 19 Dörfern 159 «besessne menre», denen «an-
geslagen» war zu folgen mit 71 Armbrüsten und 88
Spiessen. Auch hatten sie 6 Wagen zu stellen.
Die Summe des Landvolks in der Pflege zu Dresden
war 913 Männer, welche mit 306 Armbrüsten, 607
Spiessen oder Flegeln und 27 Wagen zu dienen hatten.

Eine Zusammenstellung der angeführten 40 Pflegen
ergiebt:
In 29 Pflegen waren ansässig 395 E. M., welche
mit reisigen Pferden dienen mussten.
Die Dienste, welche genannt werden, sind in 19
Pflegen 449 Pferde.
Die Zahl der wehrhaften Männer in 29 Pflegen be-
trug 7506. Bewaffnet mit Handbüchsen waren in 13
Pflegen 262, mit Armbrüsten in 18 Pflegen 1527 Mann,
während die übrigen meistenteils mit Spiessen und
eisernen Flegeln ausgerüstet waren.
Aus 20 Pflegen wissen wir die Anzahl der zu
stellenden Heerwagen, nämlich 193.
Diese Übersicht dürfte wohl mit dazu beitragen, die
immer wieder auftauchenden fabelhaften Heeresziffern
des 15. Jahrhunderts auf ihre richtige Höhe herabzu-
setzen.


J. Gelli, imitazioni e falsi nelle armi e nelle armature an-
tiche in: Rassegna d’arte III, No. 2—3 (Febbraio-Marzo
1903)-
In der Februar-März-Nummer der «Rassegna d’arte 1903
Milano» veröffentlicht Jacopo Gelli einen Aufsatz unter dem
Titel: «Imitazioni e falsi nelle armi e nelle armature antiche».
Nach einer spaltenlangen journalistisch gehaltenen Einleitung
macht sich der Verfasser über die falschen Zuschreibungen
und Datierungen in ausländischen Museen und Sammlungen
lustig, so z. B. darüber, dass Waffen des 17.Jahrh. als solche
aus der Schlacht bei Sempach angesprochen werden, oder
dass im «antico arsenale» in Zürich — nicht das Landes-
museum — Rüstungen als einer Frau gehörig ausgegeben
werden. Im folgenden wird den alten deutschen Plattnern
im 15. Jahrh. vorgeworfen, dass sie italienische Marken ge-
fälscht haben, speziell wird die Marke der Missaglia erwähnt.
Nachdem sich der Schreiber dieses seit 8 Jahren mit Waffen-
marken beschäftigt, wäre er dem Verfasser des erwähnten
Artikels sehr dankbar, wenn ihm dieser eine solche falsche
Missagliamarke aus dem 15. Jahrh. nachweisen würde. Dass
Marken, besonders Klingenmarken, gefälscht wurden, liegt so
auf der Hand, dass man sich darüber nicht wundern darf,
aber diese Fälscherwut speziell den deutschen Waffenschmieden
zuzuschreiben, ist eine Ungerechtigkeit, die aus nationalem
Chauvinismus entstanden ist. Es dürfte wohl keine Marke
der Welt so oft und von so vielen Nationalitäten nachgeahmt
worden sein, wie speziell der «Passauer Wolf .
Gelli kommt im weiteren Verlauf seines Artikels auf den
im kunsthistorischen Hofmuseum zu Wien befindlichen Schild
Karls V. zu sprechen, obwohl man kaum erwartet, dass unter
dem Titel imitazioni e falsi» ein unzweifelhaft echtes Objekt
besprochen werden wird. Ausgehend von der Stilähnlichkeit

mit dem bekannten Turiner Schild, schreibt er den Wiener
Schild, der künstlerisch und technisch auf dem Vollkommen
i gleichen Niveau mit jenem steht, als ein «lavoro di minor
j pregio» einem Bruder oder einem Werkstättenkünstler des
I Filippo Nigroli zu.*)
Gelli beschreibt nun. die Medaillons des Schildes und
i kommt zu der Deutung, dass darin die Geschichte Julius
Cäsars dargestellt sei. Das Mittelbild zeige die Schlacht bei
Thapsos, das kleine Medaillon links die Überbringung des
Hauptes des Pompeius an Cäsar. Das Medaillon oben: Cäsar
an der Spitze seiner Legionen, jenes rechts: die Tötung des
Pompeius, und schliesslich das unterste: Cäsar im Kampfe.
Gelli erwähnt noch die Michelangeleschen Figuren, die den
Raum zwischen den Medaillons ausfüllen und spricht von der
«opinione italofoba del signor Demmin, sempre pronto ad
attribuire agli artisti tedeschi le piü belle opere dei nostri
insuperabili armaiuoli del Rinascimento».
Auch die Geschichte des Wiener Schildes giebt Gelli,
indem er erzählt, dass er bei der Einnahme von Prag von
Carl Gustav Graf Wrangel, dem Gründer des Schlosses Sko-
kloster bei Upsala, geraubt worden sei. Gegen die richtige
Ansicht Pions, dass der geraubte Schild sich in der Rudolphi-
nischen Kunstkammer am Hradschin (bei Gelli Hardschin) be-
funden habe, glaubt Gelli, dass unser Schild nach 1643, sei
es durch Schenkung, sei es durch Diebstahl, aus Florenz in
kaiserlichen Besitz gekommen sei, denn er findet in dem
Manuskript des Antonio Petrini 1643 folgende Stelle: «L’ar-
matura di Carlo Quinto si trova nell’armeria del Ser. Gran
Duca (Lorenzo de’ Medici) ehe e tutta figurata: ha nel petto
un Nettuno con altri fogliami, similmente il caschetto figurato,
vi e ancora la cellata la quäle forma un capo d'un orso, e
nello scudo vi e figurato Tolomeo ehe porta la testa di Pom-
peo a Cesare ancora vi e il fornimento, e i pendoni della
spada lavorati similmente da cisello, la quäle donö detto Carlo
ad Allessandro Duca di Firenze, e questa armatura dicano
che fosse fabricata da Pirro Sirrico. . . .»
Soweit Gelli. Diese ganze Darstellung wäre sehr schön,
| wenn sie nur auch wahr wäre. Ich will Tlelli Punkt für Punkt
J überweisen.
') Über diesen Schild und seine Zuschreibung werde ich
i demnächst ausführlicher handeln.

7*
 
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