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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 6
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Litteratur
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Vereins Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0191

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6. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

175

dass wir selbst in den uralten Überlieferungen der ersten
Kapitel der Genesis eine Spur dieser Waffe entdecken können.
Wenn, wie aus der genauen Übersetzung des Urtextes von
Lenormant hervorgeht, nach 1. Mos. Kap. 3 Vers 24 der
Cherub, welcher Adam und Eva aus dem Garten Eden ver-
treibt und den Weg zu dem Baum des Lebens bewahrt, be-
waffnet ist mit der „Flamme des rollenden Schwertes“ („la
lame flamboyante du glaive qui toume“)4, so kann man, wie
Lenormant in Übereinstimmung mit Obry5 б) bemerkt, „darin
einen schneidenden und sich drehenden Diskus, wie den
Tschakra und den in unserem akkadischen Fragment er-
wähnten, nicht verkennen. Jedenfalls wird jeder, der die be-
treffende Stelle in dem vom britischen Museum herausge-
gebenen Faksimile prüfen wird, über die Wahrnehmung
staunen, dass in der assyrischen Übersetzung des Urtextes
dieselben Ausdrücke gebraucht sind, welche der hebräische
Text der Genesis zur Beschreibung der Waffe des Cherubs |
anwendet.“0) Einen ebensolchen Hinweis auf den Tschakra j
dürfte ferner auch die Vision des Hesekiel (Hesekiel, Kap. 1
Vers 15ff., sowie Kap. 10 Vers-6ff.) enthalten, da hier in
wiederholten Bildern die bei den Cherubim stehenden, einem
„tarschisch“ (Türkis, Chrysolit, Topas) gleichenden, • beweg-
lichen Räder erwähnt werden, „die sich emporhoben von der
Erde, denn es war ein lebendiger Wind in den Rädern“.
Das Schlusskapitel des Buttin’schen Werkes bringt uns
eine sorgfältige Zusammenstellung der Berichte zahlreicher
Reisenden in Indien vom Anfang des 16. Jahrhunderts an bis
zum Jahre 1845, welche in der Schilderung des Tschakra als
einer ebenso seltsamen .wie furchtbaren Waffe miteinander
übereinstimmen. Und wenn auch der Gebrauch derselben
mit dem Vordringen der Civilisation allmählich verschwunden
ist, um den modernen europäischen Waffen Platz zu machen,
so ist doch das Andenken an diese seit Jahrtausenden so ge-
fürchtete Nationalwaffe nicht erloschen, und die indischen
Soldaten im englischen Heere, die Sikhs, tragen noch heute
eine Nachbildung dieses metallenen Wurfringes als Kopf-
schmuck in den Falten ihres Turbans.
So besitzen wir in der jüngst erschienenen Buttin’schen
Monographie ein abgeschlossenes Bild des Wurfringes von
der Urzeit bis zur Gegenwart, und damit hat sich der Ver-
fasser, dem wir schon so viele wertvollen Mitteilungen zu ver-
danken haben, das neue unbestreitbare Verdienst erworben,
die historische Waffenkunde mit der näheren Beschreibung
einer der merkwürdigsten und trotz ihrer Berühmheit nur
wenig bekannten Waffe bereichert zu haben. Allen Waffen-
freunden kann daher das geistvoll geschriebene kleine Werk
nur aufs wärmste empfohlen werden. Rose.
Dragendorff, Ausgrabungen bei Haltern, die Fund-
stücke aus dem grossen Lager und dem Uferkastell.
Dr. Hans Dragendorff, der bestbekannte Archäo-
loge, hat bei Haltern die Ausgrabungen des grossen römi-
schen Lagersund des .Uferkastells 1901 und 1902 fortgesetzt
und bespricht in dieser Schrift seine Funde. Neben Schleu-
derbleien, alle ohne Inschriften, manche mit geschärften
Rändern, Wurflanzen, Pfeilspitzen, einer Fussangel u. dgl. m.
ist hier besonders erwähnenswert ein Fund römischer
Geschützpfeile, der 1902 in den Resten einer römischen
Baracke hinter der Porta praetoria zum Vorschein kam.
Dort fanden sich nämlich einige tausend Pfeile
von ganz besonderer Form und zw-ar vorzüg-

4) Luther übersetzt ungenau: „mit einem blossen hauenden
Schwert“. Auch die anderen Übersetzer haben die Worte des
Urtextes „des rollenden“ („qui tourne“) als dunkel und unver-
ständlich fortgelassen, wodurch sich der Sinn des Ganzen
völlig geändert hat.
а) Obry: Le berceau de l’espece humaine selon les In-
diens, les Perses et les Hebreux (Amiens, 1858, p. 165).
б) Lenormant: Ebendaselbst.

lieh erhalten. Es sind vierkantige Eisenspitzen mit
Dorn, welche in einem kurzen Holzschaft stecken, der hier
und da noch mit einer Blechhülse umzogen ist (Fig. 12).
(Länge 130—146 mm, Kaliber 13 und 15 mm.) Hinten ist
das Schaftende dreigeteilt; nach Dahm, um dem Pfeile die
Stabilität der Richtung zu erhöhen; vielleicht bedingte aber
auch die Uaterlage, der Schnellapparat, eine solche Drei-
teilung. Katapultpfeile sind es nicht; diese sassen auf län-
geren Holzschäften. Pfeile für Bögen oder gewöhnliche
Armbrüste ebensowenig. Dragendorff denkt daher an leich-
tere Geschütze, die immerhin „der Urform aller dieser Euthy-
„tona, der Armbrust, noch verhältnismässig nahe standen.
„Heron beschreibt § 4 die Konstruktion einer derartigen
„Waffe^ des yaovQacpszrjo, der eine Art Übergang von der
„Handwaffe zum grossen Geschütz bildet“. Ich denke an eine
Handwaffe zum grossen Geschütz bildet“. Ich denke an eine
Armbrust ähnlich der schon recht massiven und starken des
Grabdenkmales von Puy, abgebildet bei Derlimin (Ausg.
1891) p. 270.
R. Forrer.

Dem Verein neu beigetreten sind:
Bashford Dean, Professor, Department of Zoologie) Co-
lumbia University, New-York.
Hopfer, Dr. jur. F. A., Oberleutnant im Husaren-Regiment
Nr. 9, Strassburg i. E., Kaiser Wilhelm-Strasse 6.
Knoll, Dr. jur. Rechtsanwalt, Dresden-A., Johann Georgen-
Allee 16.
Messmer, Gustav, Plalle a. S., Magdeburgerstr. 58.
Pauilhac, Georges, Fabrikbesitzer, Toulouse.
Schmidt, Dr. med. Rudolf, Dresden-A., Pragerstr. 9.
Schramm, Major und Bataillonskommandeur im Kgl. Sächs.
Fuss-Artillerie-Rgt. Nr. 12, Metz.
Uhlmann, Forstassessor, Dresden-A., Mathildenstr. 56.
k. k. Versteigerungsamt, Wien I, Dorotheenstr. 17.

Luitenant-Colonel Timmers ist als Kommandant der
3, Afdeelung nach Rotterdam versetzt, Oberzeugmeister Paul,
-Dresden, zum Generalmajor, Hauptmann Zernin, Halensee,
zum Major befördert, -Hauptmann Ihle als Major nach Wurzen
versetzt worden. Hauptmann von Stoeklern zu Grünholz
wohnt jetzt in Mannheim, Hauptmann Fraenzel in Dresden-N.,
Kurfürstenstr. 15 I und Rittergutsbesitzer Alfons Schönberg-
Diener während der Wintermonate in Dresden-A., Reichs-
strasse 8, II.
Die Versammlungen der Dresdner Ortsgruppe fanden am
22. Oktober, 26. November, 12. Dezember, 28. Januar und
30. März statt. Herr Oberst Thierbach sprach über die
öste.rr. Schiessbaumwollpatrone von 1855 und über Kaliber-
messungen, Herr Dr. Koetschau über Arbeiten der Gominazzi,
über Degen mit vorspringenden Klingen, über Lederhelme,
über die Entwicklung des Dolches bis zum 15. Jahrh., über
japanische Schwerter und Schwertzieraten, über die angebliche
Nachahmung eines der Tondernschen Hörner, Plerr.Dr. Hänel
über ein Runenschwert, über mittelalterliche Handschuhe, über
Schnepper, Herr Oberstleutnant Freiherr von Mansberg über
Rossschinder. Herr Sieber legte einige Gegenstände aus
seiner Sammlung vor.
 
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