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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 2
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Ehrenthal, Max von: Einiges über den Plattner Hans Rosenberger
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0047

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Einiges über den Plattner Hans Rosenberger.
Von M. v. Ehrenthal, Heidelberg.


• Hans Rosenberger
.hat C. Gurlitteine
Reihe archivalischer
Aufzeichnungen gesam-
melt, welche uns die
Persönlichkeit dieses be-
deutenden sächsischen
Plattners näher rückt.
Die ältesten bis heute
gekannten Nachrichten
über den Meister finden
sich in den Ratsakten der Stadt Leipzig.* 2) Dar-
nach wird ein Hans von Rosenberg, von Nürn-
berg kommend, im Jahre 1522 als städtischer
Plattner verpflichtet und in dieser Eigenschaft bis
zum Jahre 1532 noch öfters erwähnt. Von 1532
ab fungiert ein Hi 11 iger als Stadtplattner, woraus
hervorgeht, dass Rosenberg das Amt nicht mehr
bekleidete und wahrscheinlich von Leipzig ver-
zogen war.
Da Nürnberg während der ersten Hälfte des
16. Jahrhunderts gleichsam die Hochschule der
deutschen Plattnerkunst war, so kann auf Grund
obiger Notiz mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit an-
genommen werden, dass Hans seine Lehrzeit in
der alten Reichsstadt verbrachte und als junger
Meister in Leipzig seine erste Anstellung fand. Der
Name „von“ Rosenberg giebt uns auch einen
Anhalt über den Geburtsort des Meisters. Etwa
45 Kilometer östlich von Nürnberg, nahe dem
Städtchen Sulzbach, liegt nämlich ein Ort Rosen-
berg und dort dürfte Hans um 1495 das Licht
der Welt erblickt haben.
Erst 11 Jahre nach der letzten Aufzeichnung
in den Leipziger Akten findet sich in den Bürger-
rollen des Dresdner Ratsarchivs wiederum eine
Nachricht, die, wie auch Gurlitt annimmt, vermut-
lich auf unseren Meister Bezug hat. Es wird näm-
lich unterm 19. August 1543 einem Hans Rot-
tenbergk der Bürgerbrief erteilt.
9 Cornelius Gurlitt, Deutsche Turniere, Rüstungen und
Plattner des 16. Jahrhunderts, Dresden 1889.
2) Nach handschriftlichen Mitteilungen des Vorgenannten.

Zu jener Zeit lagen die Verhältnisse am säch-
sischen Hofe für einen geschickten Plattner äusserst
günstig. Nach dem Tode der alten Herzoge Georg
und Heinrich (1539 bezw. 1541) hatten die
jungen Söhne des letzteren das Erbe der Mark
Meissen angetreten. Beide waren dem Waffenspiele
sehr ergeben Während jedoch der temperamentvolle
Moritz alsbald in politische Kämpfe verwickelt
wurde, fand der bedächtige August am ritter-
lichen Turnier mehr Gefallen. Schon im Alter
von 17 Jahren, 1543, sass er zum erstenmal im
Turniersattel und rannte seinen Gegner Chri-
stoph v. Wallwitz zweimal vom Gaule. So
lebte unter diesem Fürsten das deutsche Rennen
am sächsischen Hofe wieder auf und war es natür-
lich, dass man dort auch eines Plattners bedurfte,
der es verstand, die vorhandenen Zeuge zu jedes-
maligem Gebrauch herzurichten oder neue Renn-
zeuge zu schlagen. M. E. kann hier keine andere
Persönlichkeit in Frage kommen, als Hans von
Rosenberg oder Rosenberger, wie wir ihn
; zufolge der Aufzeichnungen in den Akten des
Königl. Staatsarchivs zu Dresden künftig nennen
wollen. War doch der Meister vornehmlich ein
Rennzeugplattner, wie ihn der Herzog gebrauchte.
Wollte man etwa an Peter von Speyer d. ä.
denken, der, gleichfalls von Nürnberg kommend,
sich um 1540 in der blühenden sächsischen Berg-
stadt Annaberg niedergelassen hatte, so sei darauf
hingewiesen, dass dessen Thätigkeit sich nachweis-
bar auf ein anderes Gebiet, als das Schlagen von
Rennzeugen erstreckte. Die Rockenberger in
Wittenberg waren aber zu jener Zeit noch Plattner
der kurfürstlichen, ernestinischen Linie des Hau-
ses Wettin.
Zu welchem Zeitpunkte die Übersiedelung
Rosenbergers nach Dresden erfolgte, ob ihm
etwa alsbald nach Herzog Heinrichs Tode von
den jungen Herzogen eine Berufung zuging, war
nicht zu ermitteln. Jedenfalls musste der Meister
mindestens zwei Jahre in Dresden aufhältlich ge-
wesen sein, bevor er nach den geltenden Vorschrif-
ten das Bürgerrecht erlangen konnte.

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