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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 6
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Forrer, Robert: Ein Kanonenrohr des Schweizerregiments v. Salis von 1676
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Bach, Hermine: Über die Erhaltung alter Fahnen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0174

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Zeitschrift für historische Waffenkunde.

III. Band.

trug-. Genannter Salis, gestorben am 16. Oktober
[ 690, war Feld marschall von Frankreich
und hat sich besonders im holländischen Kriege
hervorgethan.
Diesem französischen Feldmarschall Rudolf
von Salis ist also zweifellos mein Rohr zuzuschreiben.
Ebenso zweifellos ist aber auch, dass Salis das Ge-
schütz nicht in seiner Eigenschaft als Feldmarschall
gegossen hat, in welchem Falle er wohl das Wappen
Frankreichs hätte anbringen müssen, sondern in
seiner Eigenschaft als Oberst und Inhaber des
Schweizer- Regiments von Salis. Der
Fundort des Rohres, Bühl, in der Nähe von Baden-
Baden und Sasbach, lässt vermuten, dass hier
anno 1676 oder kurz darnach, neben französischen


Truppen auch Schweizerregimenter, speziell das
Regiment de Salis, sich am Kampfe gegen Baden
beteiligten, und dass bei irgend einem Kampfe diese
,,Regimentskanone“ verloren ging oder aus anderen
Gründen zurückblieb, als die französischen Truppen
nach dem Frieden von 1678 abzogen.
Es ist bekannt, dass in der Zeit, um welche
es sich hier handelt, die Finanzen Frankreichs in-
folge der vielen Kriege wenig rosig standen und
man an Stelle der damals fast allein üblichen
Bronzerohre „sogar zu den damals wenig ge-
schätzten eisernen Rohren seine Zuflucht nehmen

musste“.1) Anno 1676 befand man sich in Baden
mitten im eifrigsten Kampfe und daher ist zu ver-
muten, dass man den Bedarf an derartigen Eisen-
rohren, fast möchte ich sagen „Notkanonen“, in
den nächstgelegenen Giessereien deckte. In Be-
tracht dürfte da besonders die alte und berühmte
Eisengiesserei zu Z i n s w e i 1 e r im Unter-Elsass
kommen, wo man seit dem XVI. Jahrhundert
ununterbrochen eiserne Ofenplatten mit allerlei
Reliefdarstellungen goss und sicher auch der-
gleichen Kanonenrohre zu giessen verstand.
Thatsächlich verrät das Eisenrohr von Bühl in
seiner Behandlung der Ziffern, des Ziffernbandes
und des Wappens weit eher deutsche als franzö-
sische Arbeit. Dagegen entsprechen die Form und
der ganze Bau meines Eisenrohres genau denen
der französischen Bronzegeschütze derselben Epoche;
es geht dies aus der Übereinstimmung hervor,
welche leicht zu konstatieren ist bei einem Ver-
gleich der Formen und Proportionen meines Bühler
Eisenrohres mit denen der annähernd zur selben
Zeit von den Zürcher Bronzegiessern Gebrüder
Keller im Pariser Arsenal für Ludwig XIV. ge-
gossenen Bronzerohre, wie sie auf dem Kupfer-
stiche von Le Pautre, reproduziert „Zeitschr. f.
hist. Waffenk.“ II. pag. 183, abgebildet sind.
Unser Rohr ist also ziemlich „international“
Anno 1676 im Aufträge des schweizeri-
schen Obersten von Salis für dessen
in französischen Diensten stehendes
Schweizerregiment im Eisass gegossen
für den Kampf der Franzosen Ludwigs
XIV. gegen Deutschland, speziell Baden.

!) Vergl. C. Reimer, Aus französ. Geschützgiessereien
unter Ludwig XIV., Zeitschr. f. h. W. II, pag. 180.


Über die Erhaltung alter Fahnen.

Von Henmine Bach, k. u. k. Kammer-Kunststickerin


ehrwürdigen Überreste
alter Fahnen derart zu
erhalten, dass einer-
seits fernerem Zerfalle
Einhalt geboten, an-
dererseits das Objekt
eingehender Besichti-
gung zugänglich ge-
macht wird, ja in seinen
Resten noch die ur-
sprüngliche Gestalt erkennen lässt, erfordert be-
wundernswerte Geschicklichkeit kunstgeübter Hände.

im Obersthofmeisterstabe Sr. k. u. k. Apostol. Majestät.

Aber sie genügt keineswegs allein; gründliche
Kenntnisse im Zeichnen wie in der Heraldik müssen
hinzukommen. Denn ein betrübender Anblick für
jeden Kenner sind restaurierte Wappen und Embleme,
an denen, trotz subtilster Arbeit, durch willkürliche
Zuthaten, Umrandungen, Auffrischung der Farben,
liebreiche Ergänzung „gestiimmelter“ Tiere und
sonstige wohlgemeinte Verschönerungen mehr ge-
sündigt wurde, als gerettet.
Der Methoden, welche sich zur Erhaltung von
alten Fahnenblättern und von Stücken solcher
eignen, giebt es mancherlei. Jede hat ihre Vor-
 
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