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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 1
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Litteratur
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Kleinere Aufsätze zur Waffenkunde
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0045

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i. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

31

Ehe wir zu den Feuerwaffen übergehen, sei gleich
vornweg die reiche Anzahl von Pulverhörnern und -Flaschen
angeführt, welche aus Holz, Leder, Hirschhorn, Steinbockshorn
oder Elfenbein gefertigt, zumeist eine reiche, ornamentale
Eisern oder Bronzemontierung aufweisen. Auf das eine Pulver-
horn sei hier als besonderes Kuriosum hingewiesen; dasselbe,
mit Bronze montiert, ist nämlich aus einer Hummerschere
hergestellt. (Eigent. Graf Wilczek.)
Die Feuerwaffen umfassen beinahe 150 Nummern des
Kataloges, Radschloss-, Steinschlossgewehre, einige Tschinken
und mehrläufige Gewehre. Der überwiegende Teil gehört
dem 18. Jahrh. an, einige stammen aber bereits aus dem 16.
Jalirh. So schön die einzelnen Stücke zum grossen Teile
sind, — es würde doch zu weit führen, wollte man hier des
Näheren auf sie eingehen. Ein Teil aber trägt die Namen
der Meister, und so möge es genügen, wenn diese hier
angeführt sind. Es dürfte dies für weitere Kreise von In-
teresse sein, da darunter einige noch nicht oder nur wenig
bekannte Meisternamen Vorkommen:
Franz Adam in Zistersdorf. 18. Jahrh. — Johann
A r n e t h , Würtzburg.
Jean Jakob Bahr (seine Marke zeigt den spanischen
Typus), auch: Johann Jakob B ä h r a Wurzburg. — Jean Jakob
B e h r. — Nicolaus Bis (Madrid um 1730).
Lazarino Comminazzo (zu Gardone, f 1696).
D e g g e 1 e r Schafhausen. 18. Jahrh. — Johann Durst
Gross-Mezeritsch. — Johann Durst in Wiesentheid. 18. Jahrh.
J. F. E s t e v a. 18. Jahrh. Das Schloss: Frantz Muck in
Brinn. — Esquibel En Madrid Anno De 1750. Das
Schloss: Leop. Decher a Carlsbad. — W. E s s n e r. 18. Jahrh.
— Josef Eschner in Horn. 18. Jahrh.
Thomas H a m m e r 1 i. 17. Jahrh. — Joseph H a m m e r 1
in Wienn. 18. Jahrh. — Joseph Hauer In Bamberg. 18. Jahrh.
1631. Augustinus Kotter N. (Nürnberg). — Tilman
Kevcks. 18. Jahrh. — Johann Adam K'nod. 18. Jahrh.
Johann Michael Limmer In Cronach 1720. — Joh.
Lobingen In Winn. 18. Jahrh.
M a u c h a in Kroman. — F. Joseph Mausch In Wienn.
18. Jahrh. — Mateus M ä 11 1660'. —,G. M o r e 11 i u. d. Marke
d. Fabrica di Napoli. 18. Jahrh.
Joseph Nies. In Mindelheim. 18. Jahrh.
Lorentz P a v e r. 18. Jahrh. — Simon Petznetzer Wien.
Juan Santos En Madrid Ano. De. 1744. — Mathias
St aper In Wienn. 18. Jahrh. — Sebas. Scheidtogger
In Salzburg. 18.Jahrh. —- Johann Schifter. — G. J. Stau«
d i n g e r in Würzburg. 18. Jahrh. — G. J. Staudtlinger.
— Jos. S a d 1 e r a Baaden. 18. Jahrh. — Wolfgang S c h i r m e r
in JJamberg. 18. Jahrh. — A. S p a 1 e c k. 18. Jahrh.
Joh. Wagner In Cronach. 1731. — Heinrich Winck
a Breslau. Das Schloss: Joseph Qualeck.
Caspar Zelner. 17. Jahrh. — Caspar Z e 11 n e r. 18. Jahrh.
— Markus Z e 11 n e r In Wienn. 18. Jahrh. — Balthasar Zelner
a Salzburg. 18. Jahrh. — Fran. Xave. Zelner in Salzburg.
18. Jahrh. — Joachin De Zelaia En Madrid Ano. De. 1733.
— J. Zimerman a Lucem. 18. Jahrh.
Ausserdem sind noch einige nicht zu deutende Marken
beschrieben.
Kann "die Stockerauer Ausstellung auch keine vollständige
lückenlose Übersicht der Entwicklung des Jagdwesens geben,
— es ist dies ja auch gar nicht möglich! — so veranschaulicht
sie doch das Jagdwesen der letzten Jahrhunderte in höchst
beachtenswerter Weise. Und wenn wir nun, wie der Katalog-
besagt, erfahren, dass die Ausstellung in dem äusserst kurzen
Zeiträume von 12 Tagen zustande gebracht worden ist, so
können wir ihr sowohl wie ihrem Leiter unsere volle Aner-
kennung nicht versagen.
Alfons Schönberg-Diener.

Kleinere Aufsätze zur Waffenkunde.
a) A. Weyersberg, Die Ausstellung altsolinger Klingen
in Düsseldorf. (Sonderdruck aus der Tagespresse.)

b) H. Heidenheimer, Druckkunst und Pulvergeschütz
(Zeitschrift für Bücherfreunde. VI. Heft 2).
c) St. Kekule von Stradonitz, Ahnenproben auf Kunst-
werken. (Zukunft X, Nr. 42):
Die Solinger Klingenindustrie besitzt, da das Werk Gronaus
durchaus nicht ausreicht, keine ihrer Bedeutung entsprechende
Darstellung ihrer Geschichte. Die Lokalforschung, deren vor-
nehmster Vertreter A. Weyersberg ist, ist zwar eifrig am
Werk, aber noch fehlt es an einem Versuch, neben der ur-
kundlichen Forschung auch der Betrachtung der Formen ge-
recht, zu weiden. Eine gute Gelegenheit, hiermit endlich ein-
mal zu beginnen, hätte die Düsseldorfer Ausstellung geben
können, wenn man sich entschlossen hätte, die charakteristi-
schen Typen der Solinger Klingen in einer geschlossenen
Entwickelungsreihe, ähnlich wie es in einem der Ausstellungs-
paläste mit dem Zündnadelgewehr geschah, zur Anschauung
zu bringen. Wohl weiss ich, dass dies keine leichte Arbeit
gewesen wäre, denn die Bestände vieler Museen hätten darauf-
hin durchgesehen werden müssen. Aber sie hätte sich doch
leisten lassen, wenn auch vielleicht nicht im Rahmen der
kunsthistorischen Abteilung, die ja in erster Linie der kirch-
lichen Kunst dienen sollte, so doch etwa in Verbindung mit
der Ausstellung neuer Klingen. Eine derartige Zusammen-
stellung von Vergangenem und Gegenwärtigem wäre zudem
gewiss auch für die Praxis sehr fruchtbar gewesen. Vielleicht
lässt sich das Versäumte ein ander Mal nachholen, und dann
wird auch der Boden gewonnen sein, auf dem sich eine gross
angelegte Entwickelungsgeschichte aufbauen lassen kann. Wäs
in Düsseldorf an Solinger Klingen dank der freundlichen
Bereitwilligkeit des Kgl. Zeughauses in Berlin zu sehen war,
war allerdings vortrefflich. Für die wissenschaftliche Arbeit
sucht nun A. Weyersberg diesen Stoff dadurch leichter be-
nutzbar zu machen, dass er bei den einzelnen Stücken Litte-
raturnaehweise giebt, auch hier wieder beweisend, dass er an
allem den stärksten Anteil nimmt, was die Kunst seiner
Vaterstadt betrifft. Er wäre mit seiner gründlichen Kenntnis
des urkundlichen Materials derjenige, der uns eine Entwickel-
ungsgeschichte der Solinger Klingenindustrie in dem von mir
angedeuteten Sinne geben könnte. Der Stadt würde es zum
bleibenden Ruhme gereichen, wenn sie ein derartiges Werk
fördern wollte, das wegen der damit verbundenen grossen
Kosten nur mit öffentlicher Unterstützung geleistet werden
kann.
Neben dem allgemeinen ist von vorwiegend lokalem In-
teresse auch die zweite der hier anzuzeigenden Arbeiten.
Heidenheimer stellt in einem grosse Belesenheit bekun-
denden Aufsatz zunächst die litterarischen Zeugnisse des
15. und 16. Jahrhunderts dafür zusammen, dass nächst der
Buchdruckerkunst das Pulver und die Feuerwaffen den
Zeitgenossen als die bedeutsamsten Erfindungen erschienen.
Immer wieder wurden, was beim Pulver eine merkwürdig-
klare Einsicht in die Zusammenhänge der Kulturerschei-
nungen voraussetzt, Buchdruck und Pulver als wichtigste
Kulturförderungsmittel mit reichem Lobe von unseren ange-
sehensten humanistischen Schriftstellern bedacht. Aber das
16. Jahrhundert gab dieser zunächst gewiss befremdenden Zu-
sammenstellung auch einen bildlichen Ausdruck: im Jahre 1552
wurde in Mainz eine Kanone gegossen, die mit den Bildern
Fusts und Schöffers geschmückt war. 1807 hatten französische
Truppen dieses merkwürdige Geschütz den Preussen, in deren
Besitz es — wann ist nicht sicher — gekommen war, abge-
nommen. Es gelangte durch eine Verfügung Napoleons im
Jahre 1809 comme monument historique wieder in den Besitz
der Stadt Mainz, lässt sich aber dort nur noch im nächsten
Jahre nachweisen. Jedoch ist bekannt, dass der Historiker
Bodmann Abgüsse anfertigen liess, von denen einer im Besitz
Dalbergs war, die Hoffnung also, das merkwürdige Stück
wenigstens noch einmal in einer getreuen Nachbildung kennen
zii lernen, ist nicht ganz abzuweisen. Übrigens, was hier zur
Vermeidung von irrigen Annahmen hervorgehoben sein möge,
ist nach dem wohl geglückten Nachweis Heidenheimers das
Geschütz eine Anti-Gutenberg-Kanone, zu Ehren von Fust und
 
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