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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 5
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Forrer, Robert: Die Ausstellung für Waffen- und Militärkostüme zu Strassburg i. E.
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Thierbach, Moritz: Die Handfeuerwaffen der sächsischen Armee, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0142

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I2Ö

Zeitschrift für historische. Waffenkünde.

111. Band.

druck. Jedenfalls wurde auch hier wieder zur Evi-
denz erwiesen, dass wie beim Studium, so auch
beim Sammeln die besten Erfolge erzielt werden,
wenn man sich auf gewisse Epochen oder gewisse
Spezialitäten beschränkt, diese dann aber mit Ener-
gie und ohne Rücksicht auf Mühe und Kosten so
vollständig wie möglich auszubauen sucht.

Die künstlerische Anordnung verbunden mit dem
Umstande, dass vor Eröffnung der Ausstellung die
manche Privatausstellungen so schändenden Falsi-
fikate ausgeschieden worden waren, die Vielseitigkeit
der ausgestellten Objekte, die ansehnliche Zahl wirk-
lich guter, seltener und schöner Stücke liessen die
Ausstellung als durchaus gelungen erscheinen.


Die Handfeuerwaffen der sächsischen Armee.

Nach den Akten des Hauptzeughaus- und des Hauptstaats-Archives von Oberst a. D. M. Thierbach.
(i. Fortsetzung.)


dem Beginne des 18. Jahr-
hunderts werden in der säch-
sischen Armee tief einschnei-
dende Verbesserungen an-
geordnet. Zum ersten Male
wurde durch Reskript vom
2. Juni 1702 neben der
freien Anwerbung „aus-
nahmsweise“ die Militär-
pflicht der Unterthanen beansprucht, um
die Lücken in der Armee auszufüllen, die eben
durch die Anwerbung nicht ersetzt werden konnten.
Nach vielem Streiten und Klagen bewilligten die
Stände endlich ’ die Aushebung von 4941 Mann,
allerdings unter feierlicher Verwahrung „gegen alle
Präjudiz und jede Consequenz“. Jede Stadt und
jeder Ort im Lande hatte eine gewisse Anzahl
Mannschaften aus seiner Mitte durch das Loos zu be-
stimmen. Trotz aller Versprechungen wiederholte sich
das Bedürfnis des Ersatzes infolge der fortgesetzten
Kämpfe in Polen. Durch Patent vom 21. Juni 1729
wrurde die Werbung „wegen der mit höchstem
Missvergnügen ersehenen Schwierigkeiten und Un-
ordnungen“ gänzlich aufgehoben und dafür eine
Aushebung „nach dem Quatemberfusse, auf 8 Thlr.
Quatemberanlage ein Mann“ von 4000 Rekruten
angeordnet. Die im Alter vom 20.—25. Lebensjahre
stehenden Mannschaften sollen zu 9jähriger, vom
25.—30. Lebensjahre zu öjähriger Dienstzeit ver-
pflichtet sein. Es war ein Loskauf gegen Be-
zahlung von 100 Thlrn. zur Beschaffung eines Stell-
vertreters gestattet. Als Bedingung war eine
Körperlänge von 3 Ellen „ohne die Schuhe“ vor-
geschrieben. Es wurde dafür aber auch mehr für
den gemeinen Mann gethan. Bereits durch Reskript
vom 3. Juni 1695 sollten die Regimenter zu Fuss,
„da sie das Gewehr selbst anschaffen und unter-

J halten müssen“, jede Kompagnie 3 Thlr. vom 1. des
j Monats an erhalten, „damit die Mannschaft kein
1 weiterer Abzug hinfiir an ihrer monatlichen Löhnung
leiden dürfte“. Ein anderes Reskript vom 20. August
1701 bestimmte, dass auf jeden Mann 12 Thlr. ge-
reicht würden, dafür solle der Mann haben: „zwei
Hemden, ein Halstuch, ein Paar lederne Hosen, ein
Paar Schuhschnallen, Kniegürtel, Gamaschen, Hand-
schuh, ein Ränzel, ein Flintenriemen, ein Pulver-
horn, ein Krätzer, ein Steinmodel, ein Bürstel und
eine Ölflasche.“ Der Kurfürst lieferte dazu: „Ge-
wehr, Mantel, Rock, Hut, Strümpfe, Grenadiermütze,
Kurzgewehr, Degen, Bajonet, Wehrgehänge, Patron-
tasche mit Riemen, die Fähnel und Spiele“. Nach
der Instruktion an den Oberkommissar vom 17. Juni
1707 sollten den Infanterie-Regimentern abgezogen
werden: „6 Pfennige Invalidengeld vomThaler nach
Abzug der Kleidergelder, 12 Pfg. Kleidergeld,
4 Pfg. Kopfgeld und 8 Pfg. Beimontur“. Die
Portion sollte bestehen aus 2 Pfund Brod, 2 Kannen
Bier und 2 Pfund Fleisch.
Die fortgesetzten Kämpfe in Polen erforderten
bedeutenden Ersatz an Waffen. So sind allein
nach den Zeughausrechnungen in der Zeit von
1700—1711 durch den Milizfaktor Nico laus
Bachmann in Suhl für Sachsen und Polen
73 547 Flinten, 4000 Karabiner und 6400 Paar
Pistolen geliefert worden. Für die in Polen stehen-
den sächsischen Regimenter waren allein im Monat
März 1700 16300 Degen und 14 500 Bajonetts ab-
gesendet w'orden.
Diese Kämpfe machten aber noch andere Mass-
nahmen notwendig. So erfolgte am 10. April 1701
ein kurfürstliches Reskript an den Oberhofjäger-
meister von Erdmannsdorf, 60 gute Schützen aus
der Jägerei des Landes auszuwählen, die ihre Büch-
)~sen mit zur Truppe bringen sollten, als Stamm
 
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