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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 5
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Thierbach, Moritz: Die Handfeuerwaffen der sächsischen Armee, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0143

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5. Heft

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

127

des zu bildenden Karabinier-Korps zu
Pferde. Zur Bewaffnung dieses Korps wurden
im Jahre 1705 in Olbernhau 272 gezogene Büch-
sen und ebensoviel Paar Pistolen bestellt. Nach den
Bestimmungen darüber „sollten die Rohre kugel-
gleich, gezogen und so eingerichtet sein, dass aus
denselben 2 Lot Blei ( c. 17,9 mm Kaliber) ge-
schossen werden könne. Die Hahnschraube sollte
oben anstatt des Einstrichs mit einem Ringe ver-
sehen und der Bügel hinter dem x\bzuge nicht so
scharf, sondern etwas rundlich sein. Die Schäfte
sollten vom feinsten gesunden Nussbaum, die Gar-
nitur von Eisen, der Ladestock von Eschenholz,
die Kugelformen so sein, dass auch die Pistolen-
kugeln darin gegossen und die zur Büchse ge-
hörigen mit einem Pflaster ins Rohr eingetührt
werden könnten. Dabei sollen die Büchsenmacher
die Züge im Rohre also in acht nehmen, damit
selbe nicht zu scharf und bei Einführung der Kugel
das Pflaster nicht zerschneiden“. Dazu ein Ge-
wehrriemen. Als Bezahlung werden 12 Thlr. für die
Büchse, einschliesslich der Pistolen bestimmt. Im
Jahre 1735 wurden 533 gezogene Karabiniers mit
„darauf adjustierten Bajonetts“ für das Regiment
Prinz Carl Chevauxlegers geliefert, doch fehlen da-
rüber weitere Nachrichten.
Im Jahre 1711 wurde noch ein Kontrakt mit
Johann Adam Lotter in Gotha über Liefe-
rung von 4000 Gewehren abgeschlossen, aus dem
einige Abweichungen von der zeitherigen Probe
ersichtlich sind. Danach hatte der Lauf ausser dem
Korne oder „Mucke“ ein auf der Schwanzschraube
„eingesohltes“ Absehen. Es sollten diese Gewehre
flache Schlösser, der Hahn einen Sicherungshaken
haben, die Hahnschraube oben in einem Ringe en-
digen. Die Rasten in der Nuss sollten so ein-
gestrichen sein, dass der Hahn aus der Ruhestel-
lung nicht niederschlagen könne. Der Schaft von
Nussbaumholz solle nicht gesägt, sondern gespalten
sein. Die Garnitur sei von Eisen zu fertigen und
der Abzugsbügel solle so weit sein, dass man mit
zwei Fingern abziehen könne. Der Preis des
Gewehres war auf 3 Thlr. 12 Gr. festgestellt. Bei
demselben Lieferanten wurden Jahrs darauf 1000
Karabiner t und ebensoviel Paar Pistolen vom
Kaliber 16 (d. h. das Kaliber des Laufs solle dem
Durchmesser einer Bleikugel entsprechen, von
denen 16 auf ein Pfund gingen, c. 17,9 mm Ka-
liber) zum Preise von 7 Thlr. 12 Gr. einschliesslich
der Pistolen bestellt.
Die Unzuträglichkeiten, die sich durch den Ge-
brauch, dass die Waffen der Regimenter durch die
Obersten derselben beschafft wurden, kennzeich-
neten sich besonders dadurch, dass diese Waffen
auch unter sich verschieden waren, was sich haupt-
sächlich bei Einführung der Bajonetts fühlbar machte.
Der Kurfürst entschloss sich daher, diesen Gebrauch
aufzuheben und eine einheitliche Bewaff-
n u n g dürr li das H a u p t z e 11 g h a u s einzufüh-

ren. Zu diesem Behufe war es nötig, ein neues Ge-
wehrmodell herzustellen, da eine, dem Bedürfnisse
entsprechende grössere Anzahl gleicher Gewehre
in den Zeughäusern nicht vorhanden war. Um
sicher zu gehen und die Wünsche der Regimenter
selbst zu erfahren, wurden zunächst die Obersten
derselben über mehrere Punkte befragt. Im Namen
derselben berichtet der Inspekteur, Oberst Hilde-
brand, unter dem 18. August 1728 (Hpt.-St.-Arch.
Loc. 1163), dass die 6 Regimenter: 1. Garde, Kgl.
Prinz, Weissenfels, Löwendahl, Prinz Gotha und
Bahnen „vor ihr eignes Geld“ Mastricher und Lüt-
ticher Gewehre mit Messingbeschläge hätten, wäh-
rend die übrigen: 2. Garde, Dressky, Märchen und
Caila ihre Gewehre je 4 Thlr. das Stück aus dem
Zeughause erhalten hätten. Die ersteren wären
weit vorzüglicher, doch könnten die angeordneten
eisernen Lade stocke dabei nicht angebracht
werden, weil die Schäfte dazu zu schwach wären.
Diese Gewehre seien um vieles leichter und von
besserer Arbeit, auch die Bajonette geschickter
zum „adjustieren“ und länger. Die sämtlichen
vorhandenen Gewehre wären aber bei allen
Regimentern so schlecht beschaffen und im
Stande, dass sie schwerlich in einem Feldzuge mit
Nutzen zu gebrauchen sein würden. Für die
Beibehaltung der Schweinsfedern Avürde allgemein
gestimmt, besonders gegen einen geschwinden
Feind zur Sicherung des Lagers, doch dürfte der
Mann sie nicht selbst tragen, da er durch Gewehr,
Munition, Equipage und Zeltstangen genug belastet
sei. Der Feldmarschall Graf Wackerbarth stimmte
dem obigen Urteile im allgemeinen bei. Es wären
neue Flinten zu beschaffen; warum aber vom Aus-
lande ? Bezahle man dieselben im Lande ebenso wie
dort, so würden sie auch besser sein. Das Suhler
Gewehr mit Bajonett koste bei Bachmann 3 Thlr.
22 Gr. Das Olbernhauer 3 Thlr. 18 Gr., das Lüt-
ticher und Mastricher dagegen 3 Pattaquons1),
mithin gegen 4 Thlr., und das Agio zu 32 Proz.
Verlust und der Transport von 12 Gr. die Flinte
gerechnet, so würde der Preis ohne Zoll und Ge-
bühren auf 6 Thlr. zu stehen kommen. Die Suhler
Läufe seien eher besser als die Lütticher, bei erste-
ren vielleicht die Form nicht so zierlich, lasse sich
aber auch ebenso hersteilen. Gleiches sei mit
Schaft und hölzernem Lädestocke der Fall. Gegen
letzteren wären sämtliche Regimenter eingenommen,
die neuen müssten aber von gutem Stahle und
federhart sein, „also, dass wenn er gleich gebogen
wird, er doch von selbsten wieder gerade springt,
wie eine gute Klinge“. — Beim Schlosse käme es
auf die Güte „des Gefieders“ (der Federn) und
die Härte der Verstählung der Batterie an, was
in Suhl ebenso gemacht würde, wenn man besser
zahle. Das Suhler Gewehr sei, obgleich desselben
Kalibers, um 2Ö1/4 Lot schwerer; die letzte Suhler
1) Pattagnon oder Pat-acon ist eine spanische Silbermünze
in Flandern zu 48 Stübern, gegen 1740 auf 58 gestiegen.
 
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