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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

DOI Heft:
Heft 2
DOI Artikel:
Engel, Bernhard: Waffengeschichtliche Studien aus dem Deutschordensgebiet, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0051

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2 Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

37

Waffengeschichtliche Studien aus dem Deutschordensgebiet.


Von Landgerichtsdirektor Engel in Gnesen.

VII. Malereien des 14. Jahrhunderts aus Danzig.

Dn der Allerheiligen-Kapelle der
Marienkirche zu Danzig werden
zwei — leider sehr arg mitge-
nommenen —- Altartafeln mit
Malereien in Kreidemanier aus
dem 14. Jahrhundert aufbewahrt;
wir bringen in den folgenden
Figuren a—o verkleinerte Ab-
bildungen der von uns über den
Originalen gefertigten Pausen von
Kriegerdarstellungen.
Die Malerei ist fast durchweg in Gold gehalten mit
kräftigen, schwarzen Umrissen, sodass der Stoff
der einzelnen Waffenstücke (Eisen oder Leder) sich
nicht feststellen lässt. Als Farbe tritt nur Rot auf.
Rot wird in mittelalterlichen Malereien häufig zur
Kennzeichnung von Leder angewendet. Dies trifft
hier aber nicht zu, denn dann müssten in erster
Reihe die Schuppen, die ihrer Grösse nach doch
sicher als aus Leder hergestellt zu denken sind, rot-
färben sein; sie sind aber golden. Rot muss daher
bei uns einen Zeugstoff bedeuten. Dies ergiebt sich
insbesondere auch daraus, dass bei dem Krieger
ausser dem Wams (Fig. d) auch die Beinlinge und
Ärmel (letztere mit goldenem Aufschlag) rot ge-
malt sind. Das Wams selbst hat die Form eines
scharf in die Weichen geschnittenen Lendners,
kann übrigens auch ein solcher — mit Zeugüberzug
—- sein. Rot ist ferner der Lendner bei Fig. g
und b; alles übrige ist golden.
Bei a, f und i steckt der Oberleib in einem
glatten Panzer (bei i mit deutlichem Grat auf der
Brust), bei h in einem solchen aus grossen zungen-
förmigen Schuppen (ebenfalls mit Grat), während
der Unterleib von einem Schurz bedeckt wird, der
bei i vorne rund ist, dagegen bei a, f und h einen
scharfen Grat besitzt. Dieser Schurz ist anscheinend
mit breiten eisernen Schienen besetzt, welche je-
doch nicht aneinander stossen, sondern schmale
Zwischenräume zwischen sich lassen. Nieten sind
nicht gekennzeichnet. Diese Schienen sind wie bei
i, so auch bei a, f und h horizontal zu denken;
bei letzteren erschienen sie nur gebogen um (in

Berichtigung. Auf Seite 349 und 350 des 2. Bandes sind
Fig. 1 und 3 nach der verkehrten Richtung wiedergegeben.
*) Die Originale der folgenden Abbildungen habe ich
gemeinsam mit meinem Freunde, Herrn Referendar a. D.
Reinhold von Hanstein in Danzig ermittelt, auch die Pausen
u. s. w. gemeinsam mit ihm gefertigt. Den Text habe ich
bearbeitet.

falscher Auffassung der Perspektive) den Grat bes-
ser hervortreten zu lassen.2) Bei k steckt Ober-
und Unterleib in einem einheitlichen, rockartigen
Schuppenwams. Über den Hüften trägt jeder Krie-
ger den Dupsing. Dieser ist bei a, d, f und i mit
kreisförmigen Scheiben, bei b, g, h und k mit
quadratischen Beschlägen ausgestattet (vgl. Gim-
bel, Taf. IV Fig. 35. Mansberg Taf. I Fig. 11.
Hefner-Alteneck, Bd. II Taf. 22, 32, 92). Bei b
besitzt der Dupsing ein Schloss mit spitzbogigem
Vierpass.
Arme und Beine stecken in eisernen Röhren.
Die Scharniere sind deutlich gezeichnet. Die Ell-
bogen haben Kacheln, welche bei a, g, k und m
ganz einfach gestaltet sind, mit stumpfer Spitze;
bei h besitzen sie hingegen bereits eine kleine
Muschel. Diese Kacheln können ebensowohl aus
Eisen als aus Leder bestehen, dagegen dürften die
Kniebuckel ihrer Form nach durchweg als ledern
anzusprechen sein. Sie sind nämlich sehr lang,
rechteckig (bei n mit abgerundeten Ecken), haben
eine halbkugelförmige Vortreibung, kleine Mu-
scheln und rückwärts einen Riemen (g). Die Füsse
sind bei h, i, n auf der Oberfläche in einer dem
Schurz entsprechenden Weise bewehrt, während
bei k vielleicht übereinander fallende Leder-
schuppen anzunehmen sind. Die Fussknöchel sind
bei g, i und k mit kleinen kreisförmigen Scheiben
gedeckt. Die Hände stecken in Plandschuhen mit
sehr grossen (eisernen) Stulpen, welche auf der
Innenseite (h, m) ausgeschnitten sind. Die Finger
dürften aus Leder bestehen.
Die Schultern sind zumeist von den Panzer-
kragen bedeckt; nur bei a und h ist ein Schulter-
blech (bei letzterem mit Vierpass verziert) ersicht-
lich. Der Kragen besteht bei a, c, e, f, h, i, 1, o
aus Ringgeflecht, bei b, d, g aus Schuppen. Diese
sind bei b unten unverkürzt, bei d und g dagegen
(wohl nur in der Phantasie des Malers,) um einen
den Ringelkragen entsprechenden geradlinigen Ab-
schluss zu gewinnen, unten quer abgeschnitten.
Alle Kragen lassen vorne den Mund frei und hän-
gen seitlich und hinten an den Beckenhauben.
Letztere sind im Genick etwas auswärts geschweift
und haben meistens eine nach hinten ausgezogene
Spitze; nur bei b ist die Spitze einer phrygischen
Mütze ähnlich nach vorne umgestülpt. Fig. g trägt

2) Vgl. Hefner-Alteneck, Trachten, alte Ausgabe, Bd. II,
Taf. 28, 31, 146, 159.
 
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