Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

DOI issue:
Heft 3
DOI article:
Schalk, Karl: Die historische Waffensammlung der Stadt Wien im Zusammenhang mit der militärischen Organisation der Stadt, [5]
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0092

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
;6

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

III. Band.

Die historische Waffensammlung der Stadt Wien im Zu-
sammenhang mit der militärischen Organisation der Stadt.

Von Karl Schalk.


(Fortsetzung.)

III. Söldner in städtischen Diensten.

ie wir gesehen haben,
hatten die Bewohner
Wiens die Pflicht per-
sönlichen Kriegsdien-
stes. Wenn Söldner
aufgenommen wurden,
waren diese in erster
Linie Ersatzmänner
der Verpflichteten, in zweiter solche, die über die
Zahl der Verpflichteten hinaus infolge der Zwangs-
lage der feindlichen Bedrohung aufgenommen wur-

und Haltung boten. Das waren in Städten zunächst
die Handwerksgehilfen. Im Jahre 1434 beschloss
der Rat :J) „die redlichisten handwercher-
chnecht zu bestellen und mit denselben zu reden,
das sy der stat gehorsam und mit dinsten wart-
und sein, und das man einem jeden handwercher-
chnecht geben sol 7 phenning, und siez dennoch
seim maister in der werchstat solang, unz das wir
[der Rath] der bedürften und ze schulden koment,
so stillen sie uns denn dien und zusteen mmb ainen
gleichen sold.“

den.
Als Ersatzmännper der Verpflichteten erschei-
nen die Söldner, wenn in der Kammeramtsrech-
nung des Jahres 1445 1) ausser den von der Stadt
bezahlten Söldnern auch 60 Pferde und 210 Fuss-
knechte angeführt werden, „den di stat sold nit
geben hat, sonnder daz hat yeder für sich selbs, und
die hanntwercher bezalt, als man inen dann angesla-
genhat“. In der Kammeramtsrechnung von 14512)
findet sich ein Ausweis von Rückständen einzelner
Bürger, die die auf sie repartierten Beträge für
Söldner noch schuldig waren, ein Beweis, dass die
Bürger für die Kosten bestimmter Söldner aufzu-
kommen hatten. Die reichen Bürger hafteten als
Einzelne für ihre Wehrpflicht, dadurch dass jene,
die zu Ross hätten dienen sollen, für Pferde be-
steuert wurden, dafür ist hinzuweisen auf den An-
schlag auf die Bürger, die ros vermögen“.aus dem
Jahre 14543) mit einer Gesamtzahl von 50 Pferden.
Die Ärmeren, die Handwerksmeister, wurden
dagegen nicht einzeln, individuell, sondern durch
das Medium ihrer Korporation, ihrer Zeche heran-
gezogen.
In der Ordnung der Bader vom Jahre 1463.
wird der Zeche die Bestellung von Harnischen, in
der der Krämer vom selben Jahre die von Schiess-
zeug, Armbrusten und Tartschen aufgetragen, und
in letzterer begegnet auch die Verpflichtung zur
Zahlung von Söldnern.4)
Was die Personen der Söldner aribe-
langt, suchte man vor allem Einheimischer sich
zu versichern, die Garantien besserer Aufführung

1) Schlager, Wien. Sk. Bd. V. S. 148.
2) Schlager, 1. c. Bd. V, S. 150.
3) Copeybuch in Fontes II/7. S. 9.
4) Schlager, Wien. Sk. Bd, V, S. 44.

Das was im 15. Jahrhundert eine Leistung guten
Willens seitens der Handwerksgehilfen war,
wurde im 16. Jahrhundert zur Pflicht. „Die new
pollicey und Ordnung der handwercher und dienst-
volck der Nideröster. lande“ aus dem Jahre 15276)
verfügt auf Fol. B3 unter Rubrik: Gelübde und ge-
horsam zu thuen und wider die veindt zu dienn
„Wo auch wir [der Landesfürst] oder gemaine stat
seyn [des Handwerksgehilfen] wider die veindt oder
an andern ortten zu dienen nottürftig wurden, das
er dasselb on widerredt thuen will umb ainen zim-
lichen sold, der ime bestimbt wirdet, es sey nach
tag —- wochen — oder monat sold, wie ime das
für gehalten würdt und darinn uns noch gemaine
stat nicht andringen, das er auff ain monat, zway
oder ein halbs jar noch auff ainiche bestimbte zeyt
bestimbt oder ime gellt fürgeben wercl bey der
peen verpietung unserer land.“
In ähnlicher Weise lautet der analoge Para-
graph in der „.Ordnung und reformation güter
pollicey“ aus dem Jahre 1552. Fol. XXXVI.
In der Kriegsdienstverpflichtung der Pland-
werksgehilfen, wenn sie Einheimische sind, berührt
sich Söldnertum mit Pflicht denr Aufgebote zu fol-
gen.
Die Söldner stellten im Mittelalter und bis zur
Gründung einer bürgerlichen Artillerie im Jahre
1645 alle Waffengattungen: Infanterie, Kavallerie
und Artillerie. Die beiden letzteren Waffengattun-
gen dürften bis 1645 sogar ausschliesslich von Söld-
nern besetzt gewesen sein.
Von den Söldnern waren unstreitig die Artille-
risten die geachtesten, die Büchsenmeister,
die den Zeug, die Geschütze unter sich hatten;

5) Copeybuch 1. c. S. 4.
6) Ist im Druck erschienen.
 
Annotationen