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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

DOI Heft:
Heft 12
DOI Artikel:
Sixl, P.: Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen, [23]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0377

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i2. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

;6i

Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen.

Von k. u. k. Oberst P. Sixl.


(4. Fortsetzung.)

h die folgenden
einreihigen drei-
läufigen Orgeln
müssen nachKon-
struktion und
Einrichtung mehr
defensiven
Zwecken gedient
haben, weil den-
selben infolge
Au f b au d es Un t e r-
gestelles die nötige Beweglichkeit fehlte.
Es sind von diesen einreihigen dreiläufigen
Orgeln drei gleiche Exemplare vorhanden und zwar:
ein Exemplar im königl. Zeughause zu Berlin
(Fig. 109 a und b), und zwei Exemplare in der
herzoglichen Waffensammlung auf Veste Koburg
(Fig. 110 und 111).
Bei allen drei Exemplaren sind die Läufe nach

hause zu Berlin befindlichen Orgel, Nr. 195 des
Führer v. J. 1903, lautet1):
Länge der ganzen Waffe: 143,5 cm.
Gewicht der ganzen Waffe: 32,75 kg.
Länge der Läufe: 88,2 cm.
Länge der Laufseele: 84 cm.
Kaliber: 53—54 mm,
Material der Läufe: Schmiedeeisen.
Die Läufe sind aussen rückwärts in einer Länge
von 48 cm achtkantig, sodann nach vorne rund
und konisch, mit 4,6 cm bis 8,6 cm äusserem Durch-
messer.
Vor dem Achtkant ist ein 3,7 cm breiter und
1,2 cm dicker massiver Verbindungsring mit drei
Durchbohrungen für die drei Läufe von rückwärts
aufgeschoben und daselbst mittels 3 Stellschrauben
befestigt.
In die Läufe sind rückwärts massive Schrauben-
bolzen oder Schraubenspindel eingeschraubt; die



Fig. 109a u. b. Einreihige dreiläufige Orgel im Radschloss aus dem kgl. Zeughause zu Berlin.

vorne wenig fächerförmig auseinandergestellt; die
Läufe haben in der Mitte einen gemeinschaftlichen
massiven Verbindungsring und sind rückwärts durch
eingeschraubte Schraubenspindel geschlossen. Die
mittlere Schraubenspindel ist länger, in der vor-
deren Hälfte innen hohl und dient als Zündkanal,
welcher vorne nach rechts und links durch seitwärts
angesetzte Kanäle mit den Nebenläufen in Ver-
bindung steht. Zur leichteren Handhabung ist
rückwärts ein kurzer gerader Holzschaft angesetzt
die Entzündung wird durch ein Radschloss bewirkt.
Bei dem Berliner Exemplar fehlt das Unter-
gestell, welches man sich in ähnlicher Weise, wie
bei den Koburger Exemplaren, vorzustellen hat;
das grosse Gewicht der Waffe machte ein Unter-
gestell entschieden notwendig; der massive Ver-
bindungsring scheint auch anzudeuten, dass die Be-
festigung am Untergestell in ähnlicher Weise, wie
bei den andern Orgeln, gedacht war.
Die genaue Beschreibung der im königl. Zeug-

selben treten über das rückwärtige Laufende hervor,
greifen durch eine viereckige Eisenplatte, welche
an die Laufenden angelehnt ist, und sind bei den
beiden äusseren Läufen an der Aussenseite der
Eisenplatte mittels Schraubenmuttern abgeschlossen.
Die mittlere Schraubenspindel ist 54 cm lang,
geht durch die ganze Länge des Schaftes hindurch
und ist rückwärts am hinteren Rande des Kolbens
durch eine Schraubenmutter mit diesem fest ver-
bunden. Im vorderen Teile, auf beiläufig 12 cm,
ist die mittlere Schraubenspindel innen hohl und
auf 4 5 cm in das rückwärtige Laufendeeingeschraubt;
daselbst zweigen nach rechts und links seitwärts
Verbindungskanäle zu den Nebenläufen ab, welche
die Entzündung des Zündpulvers aus dem Mittel-
auf zu den beiden Aussenläufen hinüberführen.

1) Die genauen Daten sowie die Beistellung der photo-
graphischen Abbildung verdanken wir auch diesmal, — -wie
schon so oft! — der stets arbeitsbereiten und liebenswürdigen
Vermittelung der Direktion des königl. Zeughauses.
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