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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 1
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Rose, Walther: Die Verzierung alt-orientalischer Panzerringe
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0022

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Zeitschrift für historische Waffenkunde.

III. Band.


Die Verzierung alt-orientalischer Panzerringe.
Von Regierungsrat Dr. Walther Rose in Berlin.

ür den Waffensammler und For-
scher bilden nicht nur die
abendländischen, sondern
auch ganz besonders die
alt- orientalischen Panzer-
hemden den Gegenstand leb-
haften Interesses. Erschie-
nen doch dieselben schon
von Alters her den Europäern, wie Böheim in
seinem Vortrage über «Die Waffe und ihre einstige
Bedeutung im Welthandel» hervorhebt,1) «'wegen
ihrer winzig kleinen genieteten Ringe geradzu als
ein Wunder der Arbeit und des Fleisses gegenüber
den groben schweren Geflechten der zünftigen
Sarwürcher».
Bereits in einem früheren Artikel2) hat Ver-
fasser gelegentlich der Besprechung eines alt-ara-
bischen Panzerhemdes seiner Sammlung auf die
reiche Ausschmückung hingewiesen, womit der
feine Kunstgeschmack des Orientalen dieses na-
tionale eiserne Kriegsgewand verschönte.
Wenn nun schon die dort erwähnten äusse-
ren Verzierungen, wie silberne oder messingver-
goldete Agraffen, Rosetten, Knöpfe, Sterne resp.
die Silber- oder Goldtauschierung auf den einge-
setzten Metallplatten allgemeine Bewunderung er-
regen, so erscheint dieselbe um so gerechtfertigter,
wenn man sieht, dass sich bei einigen Exemplaren
diese künstlerische Verschönerung sogar auf die
einzelnen Ringe des Maschengeflechts er-
streckte. Selbst diese wurden mit Kannelierungen,
wellenförmigen Arabesken, einzelnen Schriftzeichen,
ja sogar ganzen Suren aus dem Koran verziert, eine
Technik, welche durch ihre meisterhafte und trotz
der geringen Ringstärke minutiöse Ausführung ge-
radezu unglaublich erscheint.
Im nachfolgenden soll ein derartiges Panzer-
hemd aus der Sammlung des Verfassers näher be-
schrieben werden, weil dasselbe infolge der mannig-
faltigen Verschiedenartigkeit seiner Panzerringe
als ein besonderes Charakteristikum dieser
Kunst alt-orientalischer Panzerschmiede bezeichnet
werden kann.
Auf Grund der von Herrn Staatsrat von Lenz in
seinem hervorragenden Werke über die Waffen-
sammlung des Grafen Scheremetew gegebenen Ety-
mologie 3) ist dieses Exemplar wegen der auf Brust

*) Zeitschrift für histor. Waffenkunde, Bd. I. Heft 7,
Seite 173.
2) Ebendaselbst Bd. I. Heft 6, Seite 142 ff. bezw. Heft 7,
Seite 166 ff.
3) Eduard von Lenz: Die Waffensammlung des Grafen

und Rücken zur Verstärkung eingesetzten grösseren
und kleineren Metallplatten als ein Juschman zu
bezeichnen (siehe Fig. 1 a und b).
Die Länge desselben beträgt 75 cm; die Breite
mit den ausgebreiteten halblangen Ärmeln 95 cm,
ohne dieselben 55 cm; das Gewicht 7,750 kg.
Der Kragen, welcher mit 5 Reihen Ringen erst
zu beiden Seiten des Halses ansetzt, erhöht sich
allmählich auf dem Nacken bis zu ro Reihen
Ringen.
Das Panzerhemd selbst wird vorn auf der Brust
geschlossen, am unteren Saume der Rückseite be-
findet sich ein 20 cm langer Einschnitt.
Auf der Brust befinden sich 2 Reihen
grösserer Platten von je 5 Stück, welche 15 cm
lang und 5 cm breit sind.
An den Seiten unter den Achseln schliessen
sich hieran links und rechts nach dem Rücken zu
je 2 Reihen Platten von je 5 Stück, unten 8 cm
lang und 5 cm breit, von denen die drei oberen
nach den Achseln zu abgeschrägt sind.
Der Rücken zeigt 3 Reihen Platten. Die
Mittelreihe enthält 18 Platten, welche oben am
Nacken 11 cm lang und 3 cm breit sind, sich zum
Gürtel hinab aber bis auf 4 cm verjüngen. In der
Mitte sind dieselben leicht nach innen gekerbt, um
sich auf diese Weise dem Rückgrate besser und
gefälliger anschmiegen zu können. Zu beiden Sei-
ten dieser Mittelreihe befindet sich links eine Reihe
von 18, und rechts eine Reihe von 19 Platten, die
je 5,5 cm lang und je 4,5 cm breit sind.
Dementsprechend beträgt die Zahl der ein-
gesetzten Eisenplatten insgesamt 85.
Nach der mit grossen Schwierigkeiten ver-
knüpften Entfernung des Jahrhunderte alten Rostes
erwiesen sich sämtliche Platten mit äusserst feinen
und zierlichen Arabesken und Blumenmotiven in
Silbertauschierung verziert, die zum grossen Teil
noch erhalten sind. Von den beiden äusseren
Reihen der kleinen Rückenplatten besitzen die drei
obersten der linken und die vier obersten der rech-
ten Reihe noch deutlich erkennbare Spuren von
Schriftzeichen, davon zwei in Form eines runden
Medaillons in Silber- und Goldtauschierung, von
denen sich namentlich die Silbertauschierung des
einen auf der dritten oberen Platte der linken Reihe
gut erhalten hat (s. Fig. 2).

S. D. Scheremetew (Leipzig 1897) Seite 6 und 19 ff., sowie
ebendesselben Artikel: «Russland und der Orient in der Ge-
schichte des Waffenwesens» in der Zeitschrift für histor.
Waffenkunde, Bd. I. Heft 5, Seite 109 ff.
 
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