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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 1
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Krüger, Herman Anders: Zwei Modelle von blanken Feldharnischen
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Schalk, Karl: Die historische Waffensammlung der Stadt Wien im Zusammenhange mit der militärischen Organisation der Stadt, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0039

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i. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

25

sicherlich um Probemodelle; das beweist schon
allein die gediegene und durchaus individuelle
Plattnerarbeit, die bei dem gotischen Harnisch
geradezu vollendet genannt werden kann. Die
Spuren von Hammerschlägen sind bei beiden
Harnischen an den Innenseiten deutlich wahr-
zunehmen. Alles ist bis ins einzelne exakt durch-
geführt und solid genietet. Der gotische Harnisch
ist schlanker und in seinen Proportionen richtiger
als der maximilianische, bei dem namentlich
der 7 cm hohe, plumpe Helm und die 6,5 cm
langen Henzen in keinem rechten Verhältnis zum
Ganzen stehen. Augenscheinlich hat der Plattner
auf die Probearbeit dieser Stücke besonderen Nach-
druck legen wollen oder der Besteller brauchte be-
sonders grosse Maasse. Ob beide Harnische aus ein
und derselben Plattnerwerkstätte hervorgegangen
sind, ist mehr als zweifelhaft, zumal nur der go-
tische, fraglos der bei weitem eleganter und sau-
berer gearbeitete, das Nürnberger Beschauzeichen
am Bruststück trägt. Meistermarken sind nicht vor-
handen.
Was nun die Datierung anlangt, so dürften

beide Harnische zeitlich gar nicht so sehr weit
auseinanderliegen, da der gotische an das äusserste
Ende des gotischen Zeitalters zu setzten ist, der
maximilianische wiederum zu den frühesten dieses
Typs zählen dürfte. Bei dem gotischen Harnisch
weisen der (bei gotischen Exemplaren ganz ausser-
gewöhnliche) Harnischkragen, die Beintaschen, die
kurzen Schuhe, die Schwebescheiben und die Füh-
rungsnute an der Oberarmröhre ziemlich deutlich
auf den Ausgang des I 5. Jahrhunderts, 1490 bis 1 500.
Auch dem Anderthalbhänder lassen sich fast ana-
loge Schwerter (historisches Museum in Dresden)
aus diesen Jahren zur Seite stellen. Der maximilia-
nische Harnisch ist vielleicht nur wenige Jahre
später anzusetzen, 1500—1510. Dafür sprechen das
gotische Residuum in dem Knöchelauftrieb des
Daumens, der gespitzte Harnischkragen, die Hen-
zen, die noch wenig breiten Schuhe, endlich wie-
der die Führungsnute am Oberarmzeug.
Beide Modelle befinden sich zur Zeit im Be-
sitze des Major z. D. Karl, Grafen von Ramboldi
zu München und sind von diesem vor Jahren im
Handel erworben worden.


Die historische Waffensammlung der Stadt Wien im Zu-
sammenhänge mit der militärischen Organisation der Stadt.
Von Karl Schale k.
(Fortsetzung.)

III. Periode der Bürgerwehr von 1805—1848.


ie Bürgerwehr hatte, seit Napo-
leon zum ersten Male
Wien im Jahre 1797 be-
droht hatte, stete Bereit-
schaft. Im Jahre I797.wie
im Jahre 1800 besorgten
nach Entblössung der
Stadt von regelmässigen
Truppen die Bürger den
Garnisonsdienst, im letz-
teren Jahre vom 17. Sep-
tember bis 25. Dezember. *) Am 25. November 1800
wurde neben dem bestehenden bürgerlich ritterlichen
Scharfschützencorps ein neues, das Natorpsche
Scharfschützenkorps, errichtet, dessen Uniform auf
einem kolorierten Stich von Jos. Eder ersichtlich

9 Kolb, Bürgerkal. S. 109 ff.

ist (Samml. Gruppe: Bürgermilitär J.-N. 21047).
In der Sammlung befindet sich ein Helm (Kat.-
N. 1222) und 20 Säbel (Kat.-Nr. 1398) dieses
Corps der grauen Schützen.
Am 26. September 1805 übernahm die Bürger-
miliz abermals die meisten Wachtposten, die Zahl
der Teilnehmer stieg von 7600 auf 11 000. Die
Oberleitung übernahm Bürgermeister Stephan
Wohlleben als Oberst und Magistratsrat Anton
Joseph Leeb als Oberstwachmeister. Es wurde
nun die Uniform verbessert, den ärmeren
Bürgern wurden die Uniformstücke unentgeltlich
geliefert, dieArmaturstückeaberaus dem
bürgerlichen Zeughaus verabfolgt, wo sie
nach geleistetem Dienste wieder abgegeben werden
mussten. (Mag. Verordnung vom 10. Oktober
1805.) Am 1. November wurde unter Leitung des
Joh. Er. Weiss einbürgerlichesKavallerie-
Corps neu formiert.
Aus den Schutzverwandten und Be-

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