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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 4
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4. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

i I I


Frage II: Freiherr v. Suttner bemerkt in seinem Werke
Reiterstudien, Beiträge zur Geschichte der Ausrüstung der
vorzüglichsten Reiterarten im X\ I. und X\ II. Jahrhundert,
Wien, 1880, Gerold & Comp., auf S. 61: „Endlich waren um
das Bandelier drei bis vier Stück Lunten gewunden, von
denen jede nicht länger als 6 oder 7 Palm war.“ — Kann je-
mand sagen, woher sich dieser Ausdruck herleitet, und welchem
heutigen Masse ein Palm entspricht? Ich bemerke, dass mir unter
mehreren hundert Metern von Luntenstricken in der Regel
Stücke von 430 cm Länge untergekommen sind, die sich da-
durch kennzeichneten, dass das eine Ende des Strickes eine
Schlinge bildete. Dr. O. v. Potier.
Antwort auf Frage II:
Palm kommt vom lateinischen palmus (palma) - - flache
Hand, Spanne. Die Römer unterschieden den palmus maior
und den palmus minor. Von ihnen übernahmen die meisten
romanischen Völkerschaften diese Massbezcichnung, aber auch
bei germanischen, z. B. in Holland und in Norwegen, kam sie
vor. In Hamburg bezeichnete ein Palm den dritten Teil eines
(Hamburger) Fasses, also eine Länge von etwa 10 cm. Viel-
leicht ist damit auch das von Herrn von Suttner angegebene
Mass bestimmt. Denn Luntenstricke von 60—70 cm Länge
werden dem Reiter besonders handlich gewesen sein. Sein
Streben war ja darauf gerichtet, die Handhabung des Lunten-
schlossgewehres sich möglichst zu vereinfachen, wenn er nicht,
was die Regel war, das Radschlossgewehr gebrauchen konnte,
und er wird deshalb zuerst darauf bedacht gewesen sein, die
Luntenstricke bis auf das geringste Mass zu verkürzen. Denn
ein Strick von der gewöhnlichen Länge, wie sie Herr Dr. von
Potier angiebt und wie auch ich sie kennen gelernt habe,
musste dem Reiter alle für ihn so nötige Bewegungsfreiheit
nehmen. Koetschau.


Die Entwicklung der Geschosszünder in der
preussischen Artillerie. Von Schlegel, Feucrwcrks-
major a. D.
Unter diesem Titel ist in Heft 5 u. 6 des VI. Jahrgangs
(1903) der im Verlage von E. S. Mittler & Sohn, Berlin, er-
scheinenden „Kriegstechnischen Zeitschrift“ ein sehr interes-
santer Aufsatz veröffentlicht, welcher die stufenweise Entwick-
lung der preussischen Geschosszünder, dieses wichtigsten Teiles
der Artilleriegeschosse, von welchem, sei es Granate, sei cs
Schrapnel, vor allem die tot- und verderbenbringende Wirkung
abhängt, klar und eingehend schildert.
Wie auf allen Gebieten der Waffentechnik, so zeigt sich
auch hier, in welch grossartiger Weise es dem menschlichen
Geiste gelungen ist, im Laufe der Zeit und besonders in den
letzten fünfzig Jahren, aus den rohesten Anfängen einen Appa-
rat herzustellen, welcher vollkommen mir der Genauigkeit
eines Uhrwerks arbeitet und hierdurch die sichere Entzündung

l und Explosion bezw. Detonation des Artillerie-Geschosses ge-
1 währleistet. Major Schlegel war ganz besonders zur Bear-
beitung dieser Entwicklungsgeschichte berufen, da er infolge
I seiner langjährigen verdienstvollen Thätigkeit beim Königl.
Preuss. Fcuerwerkslaboratorium, der Geschosszünderfabrik in
Spandau, den Hauptentwicklungsgang der Zünder aus eigenster
Anschauung kennt.
In ähnlicher Weise, wrie in Preussen, ist die Zünderent-
wicklung auch in den anderen europäischen Artillerien Schritt
für Schritt vor sich gegangen und sei denjenigen Herren,
welche sich für diesen Zweig des Waffenwesens besonders
interessieren, das Studium des in den sechziger Jahren er-
i schienenen Buöhes: „Systematik des Zünderwesens“ von dem
| Oberstleutnant Ritter v. Breithaupt, auf dessen bahnbrechende
Zünderkonstruktionen auch die meisten europäischen Ring-Brenn-
; ziindersysteme zurückzuführen sind, empfohlen. Sterzei.
Dr. Othmar Baron Potier, Inventar der Rüstkammer
der Stadt Emden. — Emden, im Selbstverlag des Magi-
strats 1903. X u. 1.18 S. kl. fol.
Derselbe, Führer durch die Rüstkammer der Stadt Emden.
— Emden, Druck von Conr. Zorn. 1903. XXI u.
98 S. 8''.
Der Väter Erbe zu schützen und das, was es an geistigem
Wert in sich birgt, für die Gegenwart nutzbar zu machen, ist
j eine der edelsten Pflichten, die sich der einzelne, das Gemein-
; wesen und der Staat auferlegen kann. Wer gesehen hat, wie
j die Stadt Emden diese Pflicht zu erfüllen sich, bemühte, wird
; nun, wo das Werk mit der Ausgabe des Führers und des In-
j ventars beendet ist, nicht zaudern, sie zu beglückwünschen.
[ Denn es dürfte nicht viele Städte von der Grösse Emdens
I geben, die, mitten in der Arbeit an den bedeutsamsten kommu-
| nalen Lebensfragen, für die Lösung einer rein geistigen Auf-
gabe, so viele Kosten und so grosse Mühe aufzuwenden bereit
sind. Die Zeitschrift hat von vornherein warmen Anteil an
dem Plane der Stadt genommen. Ich brauche die Leser
nicht an den Aufsatz Boehcims, der mit frischem Enthusiasmus
den Weg zum Ziele zeigte, nicht an die verschiedenen No-
tizen, die den Fortgang der Arbeit begleiteten, nicht an die
j Ergebnisse zu erinnern, die Potier aus ihr zog und über
j welche in diesem Pleftc der Sehlussbcricht zu lesen ist. Ich
I, möchte nur bitten, dass sie sich die Länge und Mühsal des
: Weges noch -einmal vergegenwärtigen, um die Summe des
| Geleisteten richtig würdigen zu können. Nicht alle Er-
! Wartungen, die Boehcim an die Neuordnung der Rüstkammer
! knüpfte, haben sich erfüllt: grosse wissenschaftliche Ent-
i dcckungen konnten nicht gemacht werden, eine Bereicherung
unserer Kenntnis der inr Seekrieg gebräuchlichen Waffen blieb
aus, und die Stadt Fänden hat auch, kein neues Museum be-
kommen. Aber das Bild ei,:er städtischen Rüstkammer aus
j den bewegten Zeiten kurz vor dem dreissigjährigen Kriege
und während desselben stellt nun mit einer Klarheit und Eeht-
i heit vor uns, wie wir cs kaum aus dem früheren Durchein-
J ander hervortreten zu sehen erwarten durften. Vielleicht wäre
| cs nicht so lebendig ausgefallen, wenn man den alten stim-
: mungsvoll n Raum aufgegeben hätte, den ich vor kurzem be-
suchen konnte. Potier ist den schwierigen Verhältnissen, die
sich ihm cntgegcnstelltcn, in der glücklichsten Weise Meister
geworden. Die Schlichtheit der Mittel, die er für die Auf-
stellung der Waffen anwandte, sind dem schlichten Charakter
der Sammlung so gut angepasst, dass ein starker einheitlicher
Eindruck auf den empfänglichen Betrachter nicht ausbleiben
kann. Freilich eines darf nicht vergessen werden und daran
wird jeder, der Museumssorgen kennt , alsbald denken, wenn
er die malerische, aber enge Treppe zur Rüstkammer empor-
steigt: die Schätze sind da oben unter dem hohen Dachstuhl
I schlecht gegen Feuersgefahr geschützt.
Der Führer ist liir die Besucher geschrieben, die sich
j mit dem Inhalt der Sammlung im allgemeinen bekannt machen
| wollen, das Inventar nimmt den Charakter eines wissenschaft-
i liehen Kataloges für sich in Anspruch. Beiden geht derselbe
I Vorbericht des Magistrats voran, in dem wir über den Gang
 
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