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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 10
DOI Artikel:
Potier, Othmar: Die Paradewaffen der erzbischöflichen Trabanten am Hofe von Salzburg
DOI Artikel:
Sixl, P.: Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen, [21]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0301

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io. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

285

bürg. Hieronymus studierte in Rom, wo er auch Auditor
der Rota wurde. Am 2. Mai 1763 als Bischof in Gurk ein-
geführt, erfolgte am 14. März 1772 seine Berufung auf den
Salzburger Erzbischofssitz. Das Volk nahm diese Wahl mit
Missmut auf, weil Graf Colloredo für hartherzig und äusserst
sparsam galt. Aber der neue Regent bewährte sich als ein-
sichtsvoller Mann, der mit Klugheit in den stürmischen Zeiten,
in welche seine Regierung gefallen war, sein Staatsschifflein
durch die hochgehenden Wogen lenkte. Nach der Mediati-
sierung Salzburgs im Jahre 1803 lebte Erzbischof Hieronymus
als bloss geistliches Oberhaupt des einst von ihm beherrschten
Gebietes bis zum 21. Dezember 1812.
Mit der staatlichen Umwälzung-, welche in Salz-
burg im zweiten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts

eingetreten war, hatte auch die erzbischöfliche Leib-
garde ihre Daseinsberechtigung verloren. Ihre
Waffen jedoch, greifbare Zeugen aus der Zeit einer
nun verklungenen Fürstenherrlichkeit, liefern uns
auch im kleinen den Beweis von dem feinen Kunst-
empfinden dieser machtvollen Kirchenfürsten, welche
als Kinder eines prunkliebenden, genussfreudigen
Zeitalters die Entfaltung eines gewissen Glanzes
bei höfischen und kirchlichen Festlichkeiten ihrer
geistlichen und weltlichen Würde zu schulden
glaubten.


Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen


Von k. u. k. Oberst P. Sixl
(2. Fortsetzung.)
B. Orgeln u. Orgelgeschütz.

er Gedanke, durch Be-
reitstellen mehrerer Läufe
eine erhöhte Feuerkraft
zu erreichen, musste von
Haus aus eine möglichst
grosse Zahl von Läufen
anstreben. Die Zahl der
Läufe war aber, wie dar-
gelegt wurde, vom ver-
fügbaren Raum und der erwünschten Gefechtsleistung
abhängig. Diese Umstände erklären die vielen, in
den älteren Handschriften abgebildeten Konstruk-
tionen, von welchen einzelne augenscheinlich nur
Projekte darstellen und im Entwurf festgehalten
werden sollten.
Auch die stufenweise Entwickelung der mehr-
läufigen Feuerwaffen, wie dieselbe bei Besprechung
der urkundlichen Daten und handschriftlichen Ab-
bildungen eingehalten wurde, war zweifellos zeitlich
zusammengedrängt, da es nicht schwer sein konnte,
die vorhandenen zwei-, drei-, vierläufigen Feuer-
waffen durch Hinzufügen eines weiteren Laufes zu
vergrössern, wenn Unterlage und verfügbarer Raum
dies gestatteten.
Es muss weiter hervorgehoben werden, dass
die älteren Handschriften nur einfache, meist ein-
reihige Konstruktionen enthalten, bei welchen jeder
Lauf einzeln abgeschossen werden konnte; die spä-
teren Quellen, z. B. das Nürnberger Inventar, die
Bilderhandschriften des Martin Mercz und ganz
besonders die Waffen-Inventarien des Kaisers Maxi-
milians I. bringen hinsjeo-en Abbildungen zwei- und

mehrreihiger Feuerwaffen, bei welchen die Kon-
struktion schon kompliziert erscheint und die Art
der Abfeuerung auf besondere Vorrichtungen hin-
deutet.
Nachdem in den Abbildungen der Handschriften
die Einzelheiten derartiger Feuerwaffen, sowie die
Funktionierung derselben nicht zur Darstellung ge-
bracht werden konnten, so erscheint es notwendig,
um die aufgeworfene Frage der mehrläufigen Feuer-
waffen erschöpfend zu beantworten, einzelne erhal-
tene Exemplare vorzuführen und an diesen die
Konstruktion und die Entzündungsvorrichtung zu
besprechen.
Um auch hier die natürliche Entwickelung
festzuhalten, sollen zuerst einreihige, dann mehr-
reihige Feuerwaffen bildlich vorgeführt und erläutert
werden.
Wenn in diese Abhandlung neben mehrläufigen
Feuerwaffen des 15. Jahrhunderts auch solche des
16. und 17. Jahrhunderts einbezogen wurden, so
geschah dies nicht nur der Vollständigkeit wegen,
sondern auch zur Beweisführung der wiederholt
konstatierten Erscheinung, dass die Grundlinien der
Konstruktion auch später dieselben geblieben sind.
Eine einreihige vierläufige Feuerwaffe hatte
Fr. v. Leber in seinem Besitz und beschreibt die-
selbe wie folgt'):
„Eine kleine Totenorgel von höchst roher Ar-
beit, die Wiege der Technik verratend, befindet
sich in der WTaffensammlung des Verfassers. In

1) Leber, II, 347.
 
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