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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

DOI issue:
Heft 10
DOI article:
Sixl, P.: Entwickelung und Gebrauch der Handfeuerwaffen, [21]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0302

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286

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

III. Band.

eine dicke, mit Eisenblech überkleidete Bohle
sind vier gusseiserne (?) Läufe auf halbe Dicke ver-
senkt. Jeder wird, teils hinten durch seinen ins
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tion" des Geschützes durch eine Richtschraube
fixiert werden konnte.
Neu ist die gemeinsame Zündvorrichtung. Die-
selbe besteht aus einer Blechrinne mit Zündlöchern,
welche den Zündlöchern an den Läufen entsprechen.
Wurde nun diese Zündrinne genau auf die Zünd-
löcher der Läufe gelegt, daselbst befestigt, sodann
das Zündpulver derart aufgestreut, dass die ein-
zelnen Zündlöcher durch Pulverstege verbunden
wurden, so konnten durch einmaliges Ansetzen der
Lunte alle Läufe gleichzeitig abgeschossen werden.
Ohne diese Zündrinne mussten die Läufe ein-
zeln durch Ansetzen der Lunte oder des Gluteisens
abgefeuert werden; es ist sehr wahrscheinlich, dass
infolge der Erschütterung beim Schüsse das Zünd-
pulver bei jedem Laufe erneuert aufgeschüttet
werden musste, wodurch die Schnelligkeit des
Leuers verzögert wurde.
Durch die Einführung der Zündrinne wurde
die Gefechtsleistung der mehrläufigen Leuerwafifen
zweifellos erhöht, da neben dem materiellen auch
ein moralischer Effekt herbeigeführt wurde.
Eine einreihige fünf läufige Leuerwaffe befindet
sich im königlichen Zeughause zu Berlin, Nr. 109
des Lührers vom J. 1903 (Lig. 104).2) Die genauen
Daten und Abmessungen dieser Leuerwaffe sind
folgende:
Anzahl der Läufe: 5 (von links nach rechts gezählt).
Material der Läufe: Schmiedeeisen.


Fig. 104 a u. b. Einreihige fünfläufige Orgel aus dem Kgl. Zeughause zu Berlin.
(No. 109 des Führers).

IIolz gestossenen Schwanzzapfen, teils vorne durch
ein unterhalb angegossenes Öhr ans Brett gehalten.
Quer durch alle Öhre läuft ein eiserner Bolzen.
Durch die Mitte des Brettes reicht senkrecht ein
mit Eisen ausgebüchstes Loch, um mittels selbem
die Totenorgel auf einen eisernen Dorn zu stecken,
der, auf einem freistehenden Pfahl befestigt, dem
Geschütz zur Direktion diente. Über sämtliche
Zündlöcher läuft eine Blechrinne, um schnell gemein-
sames Zündkraut aufzuschütten."
Die hier beschriebene Orgel v/ar in Konstruk-
tion augenscheinlich jener ähnlich, welche aus der
Münchener Handschrift in Lig. 95 a abgebildet wurde.
Die obige Beschreibung giebt die Einzelheiten der
Befestigung der Läufe auf der Unterlage; die Ab-
bildung hingegen lässt entnehmen, dass die „Direk-

Länge der Läufe: Nr. 1 = 108 cm; Nr. 2 = 111 cm
Nr. 3 — 118,5 cm; Nr. 4 = 113 cm; Nr. 5
107.5 cm.
Länge der Laufseele: Nr. 1 = 103,5 cmi Nr. 2
100.5 cm (teilweise verstopft); Nr. 3 114 cm;
Nr. 4 103 cm; Nr. 5 = 102 cm.
Kaliber der Laufseele: Nr. 1 und 4 = 30 mm;
Nr.' 2, 3 und 5 = 27 mm.
Die Läufe sind über den Dorn geschmiedet,
achtkantig, mit konisch verstärkten Mundfriesen;
2) Die photographischen Aufnahmen und genauen Be-
schreibungen der aus dem königlichen Zeughause zu Berlin
stammenden Orgeln erhielten wir auch diesmal durch die freund-
liche Vermittelung des Direktors, Geheimrat v. I bisch, und
des königl. preussischen Hauptmanns a. D. v, Gohlke, wofür
wir den verbindlichsten Dank sagen.
 
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