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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 5
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Meyer: Ein Darsteller des Artilleriematerials aus der Mitte des XVII. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0129

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Ein Darsteller des Artilleriematerials aus der Mitte des
XVII. Jahrhunderts.

Von Meyer, Hauptmann und Kompagniechef im königl. sächs. n. Inf.-Regt. 139.


ax Jahns bespricht in
seiner Geschichte
der Kriegswissen-
schaften *) eine Mo-
nographie , welche
das Artilleriemate-
rial um die Mitte
des 17. Jahrhunderts
ganz besonders
schön darstellt: Die
,,Pyriotormentographia" des Johann Jürgensohn von
Trachenfels. Dieses Werk und drei andere, ganz
ähnliche desselben Verfassers* 2) sind mir, teils durch
die Vermittelung unseres Herrn Schriftleiters von
der Herzoglichen Bibliothek in Gotha, teils von
den Königlichen Bibliotheken zu Dresden und Berlin
dankenswerter Weise zum Studium zur Verfügung
gestellt worden. Ich bespreche nachstehend einige
bemerkenswerte Punkte aus diesen mit grossem
Fleiss und zeichnerischen Geschick ausgeführten
Illustrationen und Beschreibungen, wobei betreffs
der äusseren Ausstattung der Trachenfels’sChen
Werke auf Jähns verwiesen sei.
Die Handschriften, welche mir Vorgelegen
haben, stammen aus den Jahren: 1655 — gewidmet
dem Grossen Kurfürsten (Kgl. Bibi. Berlin); 1663 —
gewidmet dem Herzog Ernst von Sachsen (Herz.
Bibi. Gotha); 1664 —- gewidmet dem Herzog Chri-
stian Ludwig von Braunschweig und Lüneburg
(Kgl. Bibi. Berlin); 1666 — gewidmet dem Kur-
fürsten Johann Georg II. von Sachsen (Kgl. Bibi.
Dresden).
I.
Von den Flachbahngeschützen3), wel-
che Trachenfels im Bilde darstellt und in seinem

') Sechstes Buch, FI. Kapitel. Band 2, S. 1200 ff.
2) Ausser seiner Zugehörigkeit zur „Fruchtbringenden
Gesellschaft“ erwähnt Trachenfells in seinem Werke von 1666
auch seine Stellung als „Rom. Kaysserlicher Mayestät wohl-
bestalter Obrister“.
3) Der Unterschied zwischen Flachbahn- undWurfgeschiitz
— wobei übrigens das Wort „Geschütz“ noch nicht gebräuch-

Memorialbüchlein kurz beschreibt, giebt Tabelle 1
eine Übersicht. Das schon von Karl V. unter
Anregung des trefflichen Gregor Löffler begon-
nene, durch Gustav Adolf weiter geförderte Streben
nach Vereinfachung des Geschützmaterials hat,
wenigstens, was die „Kaiserliche Teilung , d. h.
die Zahl der Geschützarten in der Kaiserlichen
Armee betrifft, um diese Zeit offenbar schon Erfolg
gehabt. Sechs verschiedene Flachbahngesqhütze
sind nicht zu viel. Neben diesen sechs offiziellen
Konstruktionen werden freilich ältere Modelle, noch
aufgebraucht worden sein, wie das ja heutzutage'
auch noch geschieht. Im übrigen wird der Dreissig-
jährige Krieg so manches weggefegt haben, was
sich als überflüssig und unpraktisch erwiesen hatte.
Die nähere Betrachtung der in Tabelle 1 ge-
nannten Zahlen giebt ein Bild des nie endenden
Strebens nach möglichst günstiger Lösung der
Frage, wie die gewünschte Wirkung mit der not-
wendigen Beweglichkeit und dem technischen Kön-
nen des Verfertigers in Einklang zu bringen sei.
Bekanntlich muss, je gestreckter die Geschoss-
bahn gewünscht wird, desto grösser das Ladungs-
verhältnis und die relative Länge des Rohres sein.
Die absolute Länge desselben und die absolute
Menge der Pulverladung hängen also lediglich von
der Schwere des Geschosses ab, welche ihrerseits
mitRücksicht auf den erstrebten Zweck bestimmt wird.
Was die Rohrlänge betrifft, so ist heute die
Technik fähig, jede gewünschte Länge herzustellen.
Anders zu Trachenfels’ Zeit. Auf die Schwierig-
keiten des Gusses für die damalige Technik wird in
anschaulicher Weise hingewiesen in dem Reimer
sehen Aufsatz: „Aus französischen Geschützgiesse-
reien unter Ludwig XIV.“, — Band II, Heft 6
lieh war — wurde damals viel schärfer gehalten, als wir es
heutzutage thun. In wissenschaftlichen Abhandlungen sind
beide Kapitel streng geschieden. Konstruktion und Verwendung
beider Arten hatten weniger Beziehungen zu einander, als
heute, wo z. B. das Wurfgeschütz auch im Feldkricge eine
ganz wesentliche Rohe spielt. Auch war man sich über die
Konstruktionsgrundsätze der Flachbahngeschütze bereits viel
klarer, . als über die der Wurfgeschütze.

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