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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 3.1902-1905

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Heft 11
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Thierbach, Moritz: Über die Entwicklung des Steinschlosses
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https://doi.org/10.11588/diglit.37714#0321

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Über die Entwicklung des Steinschlosses'1.

Von Oberst a. D.
n der Zündung
mittelst glimmen-
der Lunte, suchte
man, jemehr deren
Mängel hervor-
traten, eine Ein-
richtung zu schaf-
fen, bei welcher
ein in einem Hahne
eingefasster Stein
gegen eine Schlag-
flächeso schlug, dass die dadurch entwickelten Funken
in den mit Zündpulver versehenen Pfanntrog fielen
und dieses und somit die im Laufe befindliche
Ladung entzündeten.
Ein Schloss, welches sich zu dieser Einrich-
tung besonders eignete, war in dem sogenannten
Schwammschlosse (Fig. i a u. b.) schon seit
der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts vorhanden.
Fig. 1 zeigt ein solches Schloss von aussen und
innen. Die Einrichtung desselben bestand darin,
dass der Hahn, welcher in seinem röhrenförmigen
Kopfe das Stück Feuerschwamm enthielt, durch
einen Schlag in die Pfanne geführt wurde. Man
hatte dies dadurch erreicht, dass auf den Trieb
des Plahnes eine auf der äusseren Seitte des Schlos-
ses angeordnete Feder wirkte. Der Hahn stützte
sich beim Spannen mit seinem Fusse auf einen
Stift, welcher von einer innenliegenden Feder durch
das Schlossblech gedrückt wurde. Beim Abdrücken
wurde dieser Stift zurückgezogen, der Hahn ver-
lor den Halt und schlug, von seiner Feder ge-
drängt, in den Pfanntrog nieder. Dieses Schloss
befindet sich an einem Gewehre im Johanneum
zu Graz.


') Mit Freude stellt der Schriftleiter an die Spitze dieses,
bald nach dem 80. Geburtstage des Herrn Oberst Thierbach
erscheinenden Heftes eine Abhandlung des rüstigen Altmeisters
unseres Faches. Der Aufsatz ist die Wiedergabe eines im
Dresdner Waffengeschichtlichen Seminar gehaltenen Vortrages
und wird in etwas veränderter Form demnächst in einem
Führer erscheinen, den Herr Oberst Thierbach für seine
Sammlung herauszugeben sich entschlossen hat.

M. Thierbach.
Die Umänderung eines solchen Schlosses zur
Funkenerzeugung war leicht, da es sich nur darum
handelte, den Hahn anstatt zur Aufnahme eines
Stückes Feuerschwamm zur Umfassung eines Stei-
nes einzurichten, sowie eine Schlagfläche anzu-
bringen, gegen die der Stein beim Abdrücken
schlug.
Es wird angenommen, dass diese Einrichtung
mit dem Rads.chlosse gleichzeitig sei — An-
fang des 16. Jahrhunderts —, nur war das erstere
in Deutschland erfunden, während das sogenannte
Schnappschloss zuerst in Spanien aufkam,
weswegen es auch gewöhnlich das „spanische
Schnappschloss“ genannt wird.
Von den ältesten Schlössern dieser letzteren
Art sind nur wenige in deutschen Sammlungen
enthalten. Mir selbst ist nur eins bekannt und zwar
in den reichhaltigen und hochinteressanten Samm-
lungen des Grafen Erbach auf Schloss Erbach im
Odenwalde (Fig. 2 a u. b), wohl aus dem ersten
Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts. Die Photographie
zeigt dasselbe von aussen und innen.
Eine auf der Innenseite des Schlossbleches
liegende Feder, welche auf dem Abzug aufliegt,
drückt einen kleinen Zapfen durch das Schloss-
blech, unter welchem sich beim Spannen der
Fuss des Hahnes setzt und so nebst seiner Feder
gespannt erhalten wird. Die Pfanne hat einen
drehbaren Deckel, wie am Schwammschlosse. Der
Kopf des Hahnes bildet ein bewegliches Maul, in
welches der Stein mittels einer senkrecht hindurch
geführten Schraube festgeklemmt ist. Ein hinzu-
gekommener Schlagflächenteil (die Batterie) bildet
den Stahl, gegen welchen beim Abdrücken der
Hahn mit dem Steine schlägt. Die unter dem
Schlagflächenteile liegende Feder verleiht dem-
selben den nötigen Widerstand und so können
kräftige Funken erzeugt werden. Die geriefte
Schlagfläche lässt auf den Gebrauch von Schwefel-
kies als Stein schliessen.
Das vorliegende Schloss hat demnach nur eine
Rast, nur die Spannstellung des Hahnes, es ge-
stattet aber der drehbare Pfanndeckel auch bei
 
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